Donnerstag, 31. Dezember 2009

Outernet




Das fand ich gut.
Es ist nichts Neues, dass ein Glas Wasser gleichzeitig halbleer und halbvoll sein kann. Funktioniert auch im Wirtschaftsteil des Tsp. Wird noch schlechtgelaunt auf Seite 20 getitelt:
"Sekt statt Schampus",
heißt es auf Seite 18:

"Deutsche trinken trotz Krise Sekt"
Geht doch.

Das fand ich nicht gut.

Die meisten Feuilletonbeiträge und Leitartikel fangen mit einer Behauptung an, die selten bewiesen wird und in der Regel nur auf Grund ständiger Wiederholung plausibel erscheint. Radfahrer werden immer rücksichtsloser, Grundschüler können nicht lesen und schreiben, die Bahn ist immer öfter unpünktlich, so Zeug eben. Meine Lieblingstirade wird jetzt wieder einmal von Peter von Becker aufgewärmt:

Selten ist mehr geschehen als im gerade zu Ende gehenden Jahrzehnt. Und weil durch die virtuelle Allzeitpräsenz des Internets, das nun zum noch totaleren Outernet mutiert, für alle alles immer schneller und gleichzeitiger passiert, erscheint auch die Gegenwart immer haltloser.
Liest man überall, muss also irgendwie richtig sein.
Aber: Stimmt das eigentlich wirklich, oder gilt das nur für Journalisten, die den ganzen Tag bei SPIEGEL.online darauf warten, dass irgendwo der berühmte Sack Reis…? Eine für meinen Bekanntenkreis repräsentative Umfrage in meinem Bekanntenkreis beweist: Stimmt gar nicht. Nehmen wir die knalligsten Großereignisse aus den letzten 50 Jahren: Vom Tod Kennedys (1963) haben wir alle noch am selben Tag erfahren. Die Mutter aller Großereignisse, also das Wembley-Tor 1966, haben wir ebenso live verfolgt wie die Mondlandung (1969) und Mogadischu (1977). Den Tod von Lady Di (1997) habe ich erst zwei Tage später zur Kenntnis genommen, vom Anschlag am 11. September abends aus den Tagesthemen erfahren und die Entführung von Natascha Kampusch lag schon acht Jahre zurück, als ich ihren Namen zum ersten Mal gehört habe.


Mittwoch, 30. Dezember 2009

Piano




Das fand ich gut.


Es ist erfrischend, wenn jemand eine Schnapsidee als Schnapsidee bezeichnet. Frau Schmidt  findet zum Vorschlag der SPD, Arbeitnemer-Diebstahl bis 5€ eine Generalamnestie zu erteilen, die richtigen Worte.

BAG-Präsidentin Schmidt bezweifelte die Wirksamkeit des geplanten Gesetzes. „Ein neues Gesetz müsste die Frage beantworten, wo genau ist denn die Grenze zur Bagatelle?“ Werde sie beispielsweise bei fünf Euro festgelegt und vor dem Arbeitsgericht lande ein Fall, in dem es um 5,10 Euro gehe, dann stelle sich die Frage: „Soll jetzt wegen zehn Cent das ganze Klavier zum Spielen gebracht werden?“
Das fand ich nicht gut.

Das hat offensichtlich auch Guido "Babelfisch" Westerwelle gut gefallen. Mhh, wie mache ich den Lammert mal so richtig fertig? Mi'm Nazivergleich?. Nä, gibt nur Ärger. "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch." Nicht mein Stil. Aber was mi'm Klavier ist irgendwie cool. Es hat sich ausgeklimpert? Klappe zu? Lahmer Flügel? Nä, Kinder ich hab's.

Und das ist dann dabei rausgekommen:
Wenn es um die Stärkung des deutschen Mittelstandes, beispielsweise in der Tourismuswirtschaft geht, greift der Bundestagspräsident mit Fortissimo in die Tasten der Kritik. Als es um die Steuermilliarden der großen Koalition für den amerikanischen Automobilkonzern General Motors ging, war bei ihm piano angesagt“, kritisierte Westerwelle.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Zwischen den Jahren





Das fand ich nicht gut.


Vor zehn Jahren, im Dezember 1999, gab es keine einzige Zeitung, in der nicht mindestens täglich ein Klugscheißer behauptet, begründet und nachgewiesen hat, dass das Jahrzehnt, das Jahrhundert und sogar das Jahrtausend nicht am 31. Dezember 1999 endet, sondern erst am 31. Dezember 2000. Und heute? Auf jeder Seite ein ungerührter und trotziger Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt, ohne einen einzigen Aufklärer, der uns aufs nächste Jahr vertröstet.

Das fand ich gut.

Kein einziger? Doch! Gerrit Bartels unser Vorleser hat erkannt, dass Jahrzehnte nicht an dem Tag enden, den wir Ungebildeten uns vorstellen. Und er geht dabei durchaus kreativ vor.
Dürfte mancher Rückblick der nächsten Tage noch mit einer Überraschung aufwarten, gibt es bei aller Chronistenpflicht vielleicht noch die eine oder andere überraschende Perspektive – ja, hörten nicht die Achtzigerjahre offiziell erst 1995 auf, als Christian Krachts Roman „Faserland“ erschien?
Darauf muss man erst einmal kommen: Die Achtzigerjahre haben „offiziell“ also nicht am 31. Dezember 1989 (so Lieschen Müller) oder am 31. Dezember 1990 (so unsere Rechthaber von Forschung und Wissen) geendet, sondern exakt am 31. Dezember 1994.


Montag, 28. Dezember 2009

Die Räder müssen rollen





Das fand ich gut.

Jahrelang hatte der Vater aller Dinge eine schlechte Presse, wurde ausgegrenzt, beschimpft, ja, teilweise sogar verhöhnt („Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!“). Damit macht der Tsp. jetzt endgültig Schluss und startet eine Großoffensive zur Rehabilitation der robusten Auseinandersetzung.

Erst mal Joffe, der zeigt, dass auch Kriegsfreunde über feine Ironie verfügen können.

Frage: Entsteht gerade eine neue Friedensbewegung?
Antwort: Entsteht? Deutschland ist eine Friedensbewegung. Wir glauben, dass Gewalt nie politische Probleme beseitigt wie zum Beispiel den Nazi-Totalitarismus. Oder ethnische Säuberung auf dem Balkan. Wir finden, dass Soldaten niemanden töten dürfen. Brunnen- und Schulbau ist okay. Wir sind der Meinung, dass das gute Beispiel Frieden schafft und erhält. Jedenfalls bis Rot und Grün wieder die Regierung bilden
Dann – ebenfalls auf Seite 1, der tapfere Gerd:
Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat in seiner Rede am 8. Mai 1985 festgehalten, dass die deutsche Niederlage des Jahres 1945 auch eine Stunde der Befreiung gewesen sei. In dieser Sichtweise, die in Deutschland inzwischen fast konstituierend geworden ist, war der Kampf der Alliierten gegen Nazideutschland ein zu rechtfertigender Krieg.
Schließlich – Nomen est Nomen – Herr Gauland:
Alle reden vom Wetter, wir auch. Bloß gut, dass in Europa Frieden herrscht und wir von Freunden umgeben sind. Mit dieser Bahn wären die Preußen 1866 bei Königgrätz und 1870 bei Metz und Sedan zu spät gekommen.
Das fand ich nicht gut.

An einem solchen Tag wollen wir einfach mal nicht meckern. Ist alles prima.

Sonntag, 27. Dezember 2009

Stupid





Das fand ich gut.


Frau Grunert, die Deutsch-Nachhilfe, haben wir endlich rausgeworfen.
Damit endet nun diese Serie unserer Sprachkritik.
Kleiner Wermutstropfen:
Brigitte Grunert wird auch künftig weiter für den Tagesspiegel schreiben.
Das fand ich nicht gut.

Weihnachten will man ja seine Ruhe haben, und einfach mal vom Tsp. und der Süddeutschen verschont bleiben. Aber wer grinst einem dann im ZEIT-magazin an? Röchtöch: – Martenstein. Wettert da gegen Chancengleichheit und Pazifismus, und erklärt hinterher, alles sein nur Spaß gewesen. Besser ein bisschen Faschismus verbreiten als auf der Party als Langweiler zu gelten.
Aber heute, im Tsp., lässt er sich vollständig aus der Kurve tragen und erzählt eine Geschichte über, ja…, worüber eigentlich? Erst kriegt er zum Umzug in die Zone ein Buch über jemanden, der einen Liter Milch kaufen will. Dann versucht der Ich-Erzähler vergeblich, Pilze, Maronen und Mistelzweige zu kaufen. Dann verpasst er die S-Bahn nach Berlin und macht dafür "meine [also seine] Regierung aus SPD und Stasi" verantwortlich. Am Schluss will er – und das mit Erfolg – einfach nur "unbequem" sein. Wirres Zeug? Klar, aber die Detailansicht fördert noch Schlimmeres zutage:
Seitdem weiß ich mit Gewissheit: In der Stadt Templin ist es, auch am Markttag, unmöglich, in der Pilzsaison auch nur einen einzigen Pilz käuflich zu erwerben, wahrscheinlich auch dann nicht, wenn du den Menschen 1000 Euro pro Pilz bietest. Sie lehnen den Verkauf von Pilzen als ihnen wesensfremd ab, offenbar gilt der Pilzhandel als dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch westlich.
Hier stimmt aber auch wirklich gar nichts: Sprachlich verhunzt, falsche Prämissen, zirkuläre Schlussfolgerungen und unfreiwillig komische Eingeständnisse der eigenen Vorurteile. Erstens: "Weiß ich mit Gewissheit" hätte ihm die Grunert'sche nicht durchgehen lassen. Zweitens: So, wie wir Marty kennen, wird er nicht bereit sein, 1000 € pro Pilz zu bezahlen. Drittens: Ein Händler, der keine Pilze hat, hat sie auch dann nicht, wenn man was drauflegt. Auch nicht im Osten.
Aber die Folgerung, dass alles, was man in einer Stadt nicht bekommt, dort gleich als "dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch westlich" gilt, lässt erkennen, dass Marty in Templin gar nicht mit marktwirtschaftlichen Mechanismen rechnet, sondern schon voraussetzt, dass dort noch die Planwirtschaft herrscht. Wenn er im KaDeWe keine Elefantenvorhaut kriegt, würde er ja sicher auch nicht denken, dass die im Westen als "dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch östlich" gilt, sondern vielleicht, dass Elefantenvorhaut zur Zeit nicht so gut geht, oder besonders gut (und deshalb ausverkauft ist), oder gerade mal wieder ein Embargo verhängt wurde. It's the economy, stupid.


Donnerstag, 24. Dezember 2009

Die Quote zum Holocaust






Das fand ich gut.

Dass Michael Jürgs beklagt, dass Enkes Tod insgesamt keine gute Vorstellung war – zurecht hat Titanic darauf hingewiesen, dass er nicht nur als Mensch, sondern auch als Fußballer versagt hat – ist richtig und begrüßenswert.

Das fand ich nicht gut.

Aaaaber.

1. Ich fang ma' gaanz klein an: Seit wann sind sieben Millionen Zuschauer eine "Quote"?

2. Jetzt eine Nummer größer: Qualitätsjournalismus ist, wenn – siehe Tsp., FAZ oder SZ – ständig darüber geklagt wird, dass über ein bestimmtes Ereignis – Jackson, Knut, KT – zu viel berichtet wird. Mein Tipp: mehr als die Hälfte aller Robert-Enke-Berichte handelt davon, dass es zu viele Robert-Enke-Berichte gibt. Eine starke Quote.

3. Jetzt der Overkill: Zu Weihnachten, dachte sich Jürgs wohl, darf's auch mal ein bisschen feierlich zugehen. Schlagen wir also den ganz großen Bogen von Hannover 96 zum Holocaust. Und so liest sich das dann.

Wenige Jahre zuvor [vor Adenauers Tod] hatte es das Volk noch stolz zur Kenntnis genommen, wenn seine Söhne für Führer und Vaterland ihr Leben hatten lassen müssen, statt dagegen in Massen aufzustehen, angeführt von den Müttern, nicht den schuldigen Vätern, um den von ihnen einst gewählten Despoten, der sie jung in den Tod geschickt hatte, öffentlich hinzurichten.
Was hat das bitte mit Enke zu tun? Wer führt da wen an (oder tut es nicht)? Wer sind die unschuldigen Mütter? Übrigens, Herr Jürgs, auch 6 Millionen ist eine Zahl, und keine Quote.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Unwort des Jahres ist Unwort des Jahres




Das fand ich gut.

Gute Nachrichten findet man heute nur in der Süddeutschen. Von den 49,9 Mio. akkreditierten Christen haben in diesem Jahr 550.000 den Laden verlassen. Wenn das so weitergeht, ist der Spuk in 90 Jahren und 8 Monaten vorbei, also ungefähr am 31. August 2100. Meine Zeit wird kommen.

Das fand ich nicht gut.

Kolumnen schreiben ist vermutlich anstrengend. Man muss sich irgendeine überflüssige Meldung suchen, sie mit einer anderen überflüssigen Meldung in Bezug setzen, und am Schluss braucht man eine Pointe, die der Leser vorher nicht errät. Zum Glück gibt es eine Kolumne pro Jahr geschenkt, für die man sich nichts selber ausdenken muss, nämlich die Kolumne zum Unwort des Jahres. Man nimmt sich einfach die Kandidaten vor, meist für sich schon Brüller (wie „Abwrackprämie“ oder „betriesratsverseucht“), spielt ein bisschen damit rum und bildet am Schluss einen Satz, der die dümmsten Vorschläge zusammenführt. Herauskommt ein „betriebsratsverseuchter Mitarbeiter, der zuerst die Abwrackprämie kassiert, danach das ganze Geld in Sale verjuxt und schließlich hartzt.“ Gähn.


Montag, 21. Dezember 2009

Strenge Auswahl





Das fand ich gut.

Endlich erklärt uns mal jemand den Unterschied zwischen einem demokratisch legitimierten und einem verbrecherischem Krieg. Das macht heute Robert, der Leichtmatrose:
Zivilopfer sind dabei so streng wie möglich zu vermeiden – auch gegenüber Gegnern, die nichts dabei finden, Zivilisten durch Selbstmordattentäter in die Luft zu jagen.
Eben. Wir könnten auch anders. Zur Strafe dafür, dass ihr wahllos eure Zivilisten in die Luft jagt, könnten wir eure Zivilisten ebenso wahllos platt machen. Tun wir aber nicht, sonder wir wählen vorher "streng" aus.

Das fand ich nicht gut.

Die größte Pest im Kulturteil sind immer die Architekturkritiker. Nirgendwo sonst wird mit soviel Behauptungen "argumentiert", die frei erfunden werden, um die eigenen Schlussfolgerungen daraus zu rechtfertigen. Wer, bitte, kann belegen, dass "ein lang gestreckter Gebäuderiegel" eine Verschandelung ist, während zwei Springbrunnen Garant für die Schönheit des Platzes waren? Wieso hat der Pariser Platz "keine definierte Gestalt"?

Die größte Pest im Berlinteil sind immer die Architekturkritiker. Hier finden sich dieselben leeren Phrasen.

Die breite Wasserfläche macht nur um so deutlicher, dass Berlin ein städtebauliches Gegengewicht braucht zum gigantischen Kubus des künftigen Humboldt-Forums auf der anderen Spreeseite.
Ja? Echt? Warum? Wenn's nur um Symmetrie geht, kann man auch auf den gigantischen Kubus verzichten.

Nach der städtebaulichen Stunde Null des Mauerfalls, als zwischen Potsdamer Platz und Regierungsviertel Berlin sich neu erfand, warten immer noch große Stadtbrachen auf Gestaltung und künftige Nutzung. Das gigantische Areal der Mediaspree, die riesige Fläche der künftigen Eurocity am Hauptbahnhof sind bittere Hinterlassenschaften aus Teilung und Zerstörung.
Schon wieder das falsch gestellte "sich", das unerträgliche "sich selbst erfinden" (siehe unsere Liste Top 1800), noch mal "gigantisch", und noch mal pure und sinnlose Behauptung. Wen stört denn eine Freifläche mitten in der Stadt?

Die Vision von Licht und Sonne statt dunkler Hinterhöfe hat in der Mitte des letzten Jahrhunderts bedeutende architektonische Lösungen wie das Hansa-Viertel hervorgebracht, aber auch unbelebte, öde Flächen wie das Kulturforum neben der Philharmonie, an der die Stadt leidet.
Worte der Betriebsblindheit. Eine Stadt kann nicht leiden, aber die Menschen tun's auch nicht. Eine repräsentative Umfrage in meinem Bekanntenkreis hat ergaben, dass 60 Prozent nicht wussten, wo das Kulturforum ist, 24 Prozent wussten nur, dass da der 129er hält, und alle anderen vermissten an der Stelle nur eine Pommesbude (6 Prozent), eine Tankstelle (4 Prozent) und ein Architekturmuseum (0,2 Prozent). Alle andern warfen mich wortlos raus.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Sundae Reggae





Das fand ich gut.

Gerade in rechtlichen Fragen zeigt sich der Tsp. (S. 12) immer wieder kreativ. Zum Beispiel bei der Entdeckung neuer Grundrechte.
In der Abwägung des Gerichts wird klar: Das Gebot der Sonntagsruhe ist historisch und verfassungsrechtlich so fest abgesichert, dass es nicht mit einem Ladenschlussgesetz ausgehebelt werden kann – es handelt sich um ein Grundrecht, das auch dem Schutz der Arbeitnehmer und Familien dient, ein Grundrecht der ganzen Gesellschaft, christlich oder nicht.
Das fänd ich richtig gut.


Da Grundrechte für alle da sind, wäre es doch schön, wenn Herr Matthies nur für einen Adventssonntag erleben würde, wie das ist, wenn alle von ihrem neuen Grundrecht Gebrauch machten:
- kein Gottesdienst
- keine Taxifahrt
- kein Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt
- keine Lindenstraße oder Tatort
- kein Zug nach Nirgendwo
- kein Kino, Theater oder Konzert
- kein Biathlon oder Basketball
- kein Tagesspiegel
- kein Imbiss beim Chinesen
Was würde Herr Matthies tun? Einen Termin bei seinem Anwalt vereinbaren, um die Verfassungsklage aus Art. 2 vorzubereiten? Aber der ist nicht zu erreichen. Ist gerade in Österreich, zum Shoppen.




Montag, 14. Dezember 2009

Mehr als 1000 Worte





Das fand ich gut.



Das fand ich nicht gut.









Sonntag, 13. Dezember 2009

Cortez the Killer





Das habe ich nicht verstanden.

Malte Lehmings Kreuzzug wird immer undurchsichtiger.


Wären Christen nicht verfolgt worden, wäre ein zentrales Motiv für die Besiedlung der Neuen Welt entfallen.
Mhh. Darüber muss man nachdenken. Nach Wikipedia war das zentrale Motiv eigentlich mehr fiskalisch.

Die bislang beutereichste Besetzung war die Eroberung Mexikos 1519 bis 1521, die dem Königshaus immensen Reichtum auf Kosten der aztekischen Ureinwohner gebracht hatte. Angesichts der erlangten Schätze wuchs die Gier der Konquistadoren nach Edelmetallen immer mehr an, weshalb die Entdeckungsreisen immer intensiver fortgeführt wurden.
Allein bei der Schlacht von Tenochtitlan (1527) kam es zu 240.000 Kollateralschäden Aber irgendwas muss sich Malte doch gedacht haben. Dass die spanischen Christen von ihrem katholischen König verfolgt wurden, ist nicht sehr wahrscheinlich. Also Rache für Rom? 1500 Jahre später? Oder die haben geglaubt, Nero versteckt sich immer noch in Tenochtitlan? Herr Lehming, bitte weiter forschen.

Das habe ich auch nicht verstanden.

Wenn man erzreaktionäre Thesen vertritt, sollte man sich auf Leute berufen, die unverdächtig sind. Thomas Mann gehört zu den üblichen Unverdächtigen. Das dachte sich auch General a.D. Schönbohm , als er wieder einmal was zu Elite sagen wollte.

Nur eine gut erzogene und hoch gebildete Elite ist in der Lage, in Politik und Wirtschaft auf internationalem Parkett zu bestehen…In seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ hatte Thomas Mann noch ein feines Gespür für jene Auswüchse von Demokratie und Massengesellschaft, mit denen sich das humanitäre Denken unglaubwürdig macht. Thomas Mann hatte sich mit seinem Buch, wie er später schrieb, den „Nivellierungstendenzen der heraufkommenden mechanisierten Zivilisation“ entgegengestellt: „Ich kämpfte für ein Deutschland, das ich kannte und liebte, für ein Deutschland, das selbst in der Parvenu-Atmosphäre des Wilheminischen Kaisertums noch gedeihen konnte: eine geistige Haltung, die sich zur Musik, Metaphysik, Psychologie, einer pessimistischen Ethik und einem individualistischen und humanistischen Idealismus bekannte, das politische Element aber geringschätzend ausschied.“
Ich spendiere jedem ein Bier im Mommseneck, der mir das erklären kann.




Samstag, 12. Dezember 2009

Maria Magdalena





Das fand ich gut.


Wenn Eltern auf ihr Kind richtig stolz sind, geben sie ihm viele Namen. Guttenberg hat angeblich alle gängigen männlichen Vornamen, bis auf Wilhelm. Den kriegt jetzt – unter anderem - unser neuer Großflughafen, unser Tor zur großen Welt (Pjöngjang). Vorläufig wurde für folgende Bezeichnung Namensschutz angemeldet: "Flughafen Berlin-Brandenburg – Berlin Brandenburg Airport – Willy Brandt".
Warum so kleinlich und unpräzise?
Unser Vorschlag: "Flughafen Berlin-Brandenburg – Berlin Brandenburg Airport – Willy Brandt , geb. Herbert Ernst Karl Frahm - Marie Magdalene Dietrich"


Das fand ich nicht gut.

Völlig zu Unrecht zieht Müller Neuhof über unsere Gerechtigkeitsministerin her. "Eine Justizministerin, die gegen sich selbst klagt, ist ein Witz." Da hat er einfach nicht verstanden, worum es Schnarre eigentlich geht: Die Verwirklichung des Traums eines jeden Juristen – einmal zu Gericht gehen und 100 Prozent sicher sein, dass man gewinnt.


Freitag, 11. Dezember 2009

Ballermann





Das fand ich gut.


Nordwesten ist keine Himmelsrichtung, sondern eine Einstellungsfrage. Vorsicht also, Herr Schulze. Mit unvorsichtigen geographischen Angaben kann man sich deshalb schnell selbst verraten.


„Das Land [Spanien] im innern trocknet immer mehr aus, die Ränder sind vom Meer bedroht.“
Wo war also Herr Schulze im Urlaub, wenn er Katalonien für den nordwestlichen Teil Spaniens hält?

Röchtöch! Ballermann.


Das fand ich nicht gut.

"50 pro Semester" wird nicht ausgestrahlt.

„Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art modernen ,Kopfgeldjagd’ zu Sexobjekten degradiert werden“, sagte Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) der „Passauer Neuen Presse“.














Muss die gerade sagen.


Mittwoch, 9. Dezember 2009

Dalai Lama





Das fand ich gut.

Das hätte ich Malte einfach nicht zugetraut. Eine ordentliche Analyse des liberalen Istzustands.
"Da regiert sie nun emsig vor sich hin, zehrt sich auf im Kampf für ein paar halbfette Pfründe, die sie den deutschen Hoteliers, Vermietern und Apothekern versprochen hatte. Das ist klein. Und es sticht besonders deshalb ins Auge, weil es alles zu sein scheint, was die FDP nach elf Jahren Verantwortungsabstinenz zur Gestaltung des Landes beizutragen hat. Es fehlt der Entwurf, die Linie, die Haltung."
Das fand ich nicht gut.

Aber, als hätte ich es geahnt, dann kommt die erbärmliche "Begründung". Malte wirft der FDP nicht vor, sich nicht ausreichend für Bürgerrechte und Demokratie einzusetzen, sondern, dass sie nicht religiös genug ist:

Und warum hören wir nichts von FDPlern, wenn zum Beispiel christliche Missionarinnen im Jemen ermordet werden? Da kneifen sie.
Lieber Herr Lehming, wir beide wissen, dass in Gottes Namen täglich Menschen ermordet werden, darunter sogar unschuldige Agnostiker. Wenn die FDPler also zu jeder religiös motivierten Bluttat etwas sagen würden, kämen sie gar nicht mehr dazu, Hoteliers glücklich zu machen.
Aber es kommt noch schlimmer:


"Unvergessen auch Klaus Kinkel, wie er sich weigerte, den Gebetsschal des Dalai Lama umzulegen."
Unvergessen Klaus Kinkel? Den musste ich erst einmal googeln, so vergessen ist er. Und seine einzige Großtat war es, sich zu weigern, den versifften Schal von dem Mann umzuhängen, der sich selbst mit Gott verwechselt






Samstag, 5. Dezember 2009

Öcalan




Das fand ich gut.


Heute mal wieder in eigener Sache. Bisher war das Lichtjahr (~ 299.000 km) die größte Einheit für Strecken. RCC war das zu wenig. Die Lösung: Das Lichtschaltjahr (~300.613 km).
Noch ein Vorschlag: 1 Öcalan = -0,17 cm²

Das fand ich nicht gut.

Wenn die Französisch-Nachhilfe, die immer samstags kommt, ihre eigenen Texte schon ins Deutsch übersetzen lassen muss, soll sie nicht auch noch anfangen, Englisch zu quatschen. Und sich – als Zugezogner – über den langen Berliner Winter und das Schmuddelwetter zu beschweren, ist ungefähr so originell wie "Langer Lulatsch" und "Schwangere Auster". Arrête.


Mittwoch, 2. Dezember 2009

Faulpelz




Das fand ich gut.


Der Tsp. ärgert sich über das Wort zum Sonntag aus Karlsruhe zu recht. Müller-Neuhof auf Seite 1:
Wie kann es sein, dass wir ein Minarettverbot als Verstoß gegen die Religionsfreiheit in der Schweiz kritisieren, wir uns aber andererseits in Deutschland nicht vom demokratisch gewählten Abgeordnetenhaus, sondern von den Kirchen vorschreiben lassen müssen, wie besinnlich die Adventssonntage in Berlin zu bleiben haben?
Aber für RCC ändert sich ja zum Glück nichts: Bier und Zigies gib't nach wie vor an der Tanke, selbst auf Weihnachten.

Das fand ich nicht gut.

Keine Überraschung, dass das Herr Prantl von der Süddeutschen anders sieht.

Es [das Urteil] mag rührend altmodisch sein, richtig ist es trotzdem.
Wer selbst enfach zu faul ist, auch Sonntags seine Kommentare zu schreiben, freut sich natürlich über das Lob aus Karlsruhe.

Montag, 30. November 2009

Appenzell - Innerhoden




Das fand ich gut.


Man soll eben nicht einfach die Kavallerie rufen, wenn man mit nachbarschaftlicher Höflichkeit genauso weit kommen kann. Na gut, die Eidgenossen haben jetzt entschieden, dass man in der Schweiz keine Minarette mehr bauen darf, und böse Zungen könnten jetzt lästern, dass das fremdenfeindlich und menschenrechtswidrig ist. Nicht so unser Tsp. Anstatt den Kantonen, bei denen das links dargestellte Plakat besonders viel Erfolg hatte, hässliche Vorwürfe zu machen, oder sich gar über deren namen („Inner-Hoden“ lustig zu machen, bescheinigt ihnen Gerd, der Tapfere, - Sensibilität:

"In traditionell konservativen und gegenüber ausländischen Einflüssen besonders sensiblen Kantonen wie Appenzell-Innerrhoden kamen die Minarettgegner auf über 70 Prozent."
Das fand ich nicht gut

Montags kommen die Querschläger immer von rechts-außen. Dafür ist Alexander, der Große, zuständig. Bevor er uns erklärt, dass die Herdprämie da am besten aufgehoben ist, wo die Kleinen nicht indoktriniert werden können, spielt er das Problem erst einmal herunter:

Es dürfte nicht häufig vorkommen, dass 150 Euro die Geister so gründlich scheiden. Doch das Betreuungsgeld hat ausgelöst, was in unserer Konsensdemokratie selten geworden ist, den grundsätzlichen Konflikt.
Ja, aber so einfach ist das gar nicht! Es geht nämlich nicht um 150 €, sondern das ist nur der monatliche Betrag für ein Kind in einer Familie. Das läppert sich, Herr Gauland, und – hast du’s nicht gesehen – fehlen dem Fiskus mehrer Tausend Euro, wenn nicht mehr. Das ist leider so ähnlich wie mit der Pendlerpauschale und der Mehrwertsteuer. Auch wenn die MWSt für einen Cappuccino bei Starbucks nur 57 Cent beträgt, ist es gar nicht so einfach, den MWSt-Satz so mir-nichts-dir-nichts um 3% zu erhöhen. Jedenfalls nicht in einer Regierung ohne SPD-Beteiligung.


Donnerstag, 26. November 2009

Idi Amin




Das fand ich gut.

Zurecht findet Gerd, der Tapfere , dass das FDP-Gefasel über die Tarifsymmetrie im Wohnraummietrecht Blödsinn ist. Aber dafür braucht man eigentlich gar nicht so viel Worte. Denn: was ist der Unterschied zwischen einem Vermieter und einem Mieter? Der eine hat ein Wohnung zuviel, der andere hat ein zuwenig.

Das fand ich nicht gut.

Joachim Blüher macht es einem in unfairer Weise schwer, gegen Berlusconi zu sein. Wer kein Fan von Silvio ist, ist seiner Ansicht nach ein Spießer, der vermutlich lieber vier Frauen, fein „säuberlich getrennt“ nacheinander hat als vier gleichzeitig, der den uncoolen Tonsetzer aus Leipzig dem flippigen Aidakomponisten vorzieht und der Berlusconis Witz vom „gut gebräunten Obama“ einfach nicht lustig finden will. Zugegeben: Berlusconi ist ein bisschen bunter und knalliger als Horst Wer, aber das sind Idi Amin, Gaddhafi und Pol Pot auch.


Mittwoch, 25. November 2009

Stephenie




Das fand ich gut.


Gregor Dotzauer ist ein kluger Mann. Endlich mal jemand, der anschaulich und plausibel begründet, warum Schirrmacher nicht alle Tassen im Schrank hat. „Payback“ ist das dümmste Buch, das je geschrieben wurde (Sorry, Stephenie!). Warum ist man seit Google von einer „Informationsflut“ bedroht? Gab es nicht schon in Alexandria eine Bibliothek mit mehr Büchern als man lesen kann? Man muss ja nicht alles anklicken, und wer freiwillig bei Twitter ist, ist selbst schuld. Peinlich vor allem der aufdringliche Hinweis Schirrmachers, das ihn sein PC technisch natürlich nicht überfordert. Andererseits ist es auch wieder einfach sympathisch, wenn jemand ein 240-Seiten-Buch auf den Markt wirft, in dem drinsteht, warum „in der heutigen Zeit“ keiner mehr die Ruhe hat, z.B. ein 240-Seiten-Buch zu lesen.

Das fand ich nicht gut.

„Meinungsseite“ ist keine Entschuldigung dafür, auch noch den stumpfesten Blödsinn zu veröffentlichen. Aus ihrer rückwärtsgewandten und revanchistischen Haltung macht Ina Weisse jedenfalls keinen Hehl.

Oder warum sonst eilte er [Westerwelle] kaum im Amt als Erstes nach Polen?
Ja, wohin denn sonst? Liechtenstein? Siebenbürgen? Nordkorea?

65 Jahre nach Kriegsende, nach Mauerfall und Perestroika wäre es nun aber langsam an der Zeit, dass auch die letzte große Opfergruppe des Weltkrieges, die Vertriebenen, ihre Anerkennung findet.
Ach ja? Und dann können wir endlich den „Schlussstrich“ ziehen?


Freitag, 20. November 2009

Jeanne Claude und Christo




Das fand ich gut.

Jeanne-Claude ist tot. Das ist knapp und griffig formuliert, schnörkellos, und vor allem: es reimt sich.

Für die nächsten Fälle haben wir schon ein paar Empfehlungen:

1. Iris Berben musste sterben

2. Steinbrück-Peer lebt nicht mehr

3. Günther Gauss – aus die Maus

Hoffentlich findet sich noch ein Promi, dessen Name mit „-ratzt“ endet.

Das fand ich nicht gut.

Noch mal Christo (dies mal auf der Kulturseite), und zwar zu seinem Versuch, den Reichstag mit der Post zu verschicken:


Sie schenkten Berlin einen magischen Moment, in dem sich Politik, Kunst und Leben die Waage hielten.
Wer sich daran erinnert, mit welcher Verbissenheit und Unnachgiebigkeit Christo und Jeanne-Claude ihre Urheber- und Vermarktungsrechte selbst gegen die kleinsten Ansichtskartenverlage verfolgt haben, der verzichtet gerne auf so ein „Geschenk“. Es mag sein, dass sich Politik, Kunst und Leben die Waage hielten, aber ihr Gewicht war verschwinden gering gegenüber der eigentlichen Triebkraft, dem Geschäft.



Sonntag, 15. November 2009

Ants






Das fand ich gut.

Endlich mal ein Problem, das man endgültig losen kann.

10.000.000.000 Ameisen leben auf der Erde. (Seite S 3)
Da braucht nur jeder Mensch (von 5.000.000.000) zwei zu zerquetschen, und die Viecher sind da, wo Säbelzahntiger und Mammut auch schon sind, im Artenhimmel (ach, übrigens, wo wir gerade beim Aussterben sind: womit hat Noah eigentlich die Löwen auf der Arche gefüttert?)

Das fand ich nicht gut.

Mist. Paar Zeilen später ist die ganze Vorfreude wieder hin.
5.760 km lang ist die Ameisenkolonie von der italienischen bis zur spanischen Mittelmeerküste.
Wenn die in 5-er-Reihe laufen und im Schnitt 2,5 mm lang sind, besteht diese Kolonie allein schon aus 11.250.000.000 Ameisen, also etwas mehr, als es überhaupt auf der Erde gibt. Müssen die sich beim Tsp. um ein, zwei Trilliarden verzählt haben. Die halten ja auch nie still, die Biester.

Donnerstag, 12. November 2009

Real Barcelona




Das fand ich gut.
De mortuis nihil nisi bene. Zweieinhalb Kilometer bis zum Bahnhof. Die Strecke muss man doch nicht mit dem Geländewagen fahren, um mit dem Zug mitzufahren. Aber der Tsp. enthält sich zu Recht jeder Kritik. De mortuis eben


Das fand ich nicht gut.
Wieder mal schlechte Berlin Kritiken, dies mal von Herrn Burdett.

Berlin, so analysiert er, sei die einzige Hauptstadt der Welt, deren Bewohner wirtschaftlich weniger leisten und deshalb auch ärmer sind als der Durchschnitt des Landes.
Aber es gibt nach seiner Ansicht zum Glück auch Hauptstädte, in denen es voran geht.

Die positivsten Veränderungen seien in Städten wie New York oder Barcelona erreicht worden, in denen es „sehr mächtige Bürgermeister“ gebe.
Vielleicht wäre Herr Burdett zu einem aus deutscher Sicht erfreulicheren Ergebnis gekommen, wenn er für Deutschland auch eine neue Hauptstadt erfunden hätte, Starnberg oder Blankenese zum Beispiel.

Samstag, 7. November 2009

RCC rettet Menschenleben




Zum Ende der Herbstpause:
Sonderbericht
RCC rettet Tausende Menschenleben


1. Die Entdeckung
Bei einem wissenschaftlichen Feldversuch hat RCC ene überraschende Entdeckung gemacht. Immer wenn RCC mit dem Fahrrad den Vorarlberger Damm in nördliche Richtung befuhr, versuchten genervte Kunden von Möbel Kraft, ihm die Vorfahrt zu nehmen, besonder freitags. Meistens erst in letzter Sekunde kamen die Autos vor ihm zu stehen. Das alles ist noch normal, aber jedes Mal hörte RCC erst die Hupe, bevor er das Bremslicht sah. Eine wissenschafliche Recherche (bei Brigitte.de) ergab, dass es jedenfalls beim Gewitter anders herum ist, weil sich nach allgemeiner Meinung Lichtwellen schneller bewegen als Schallwellen (Fachleute sprechen sogar von einem Verhältnis von etwa 1:1000). Ein Beitrag, aus dem sich ergibt, dass dieses Prinzip a) beim Auto oder b) auf dem Vorarlberger Damm nicht gilt, wurde von Science (http://www.sciencemag.org/) abgelehnt.

 
2. Die Erkenntnis
Das ließ RCC keine Ruhe. Also musste seine Prämissen fehlerhaft sein. Offensichtlich betätigten die Autofahrer Hupe und Bremse nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Die Zeitdifferenz wurde durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Wellen zu Gunsten der Hupe sogar noch vergrößert. Mittels einer wissenschaftich fundierten Messmethode (man zählt langsam „einundzwanzig – zweiundzwanzig“ etc.) gelang es RCC die Zeitdifferenz exakt zu bestimmen. Es sind genau 314.159,26 Bruchteile einer Sekunde, also (wie erwartet) exakt das Mehrfache der Zahl Pi.

3. Die Erfindung
Da das Bremsen nach allgemeiner Meinung der Experten des ADAC für die Unfallverhütung von größerer Effizienz als das Hupen ist, meldete RCC das Patent an, nachdem nunmehr Kraftfahrzeuge derart umgerüstet werden, dass mit einem Schlag auf das Lenkrad die Bremse bedient wird, während ein Tritt mit dem rechten Fuß die Hupe aktiviert.

4. Die Auswirkung
Nach Expertenschätzung ist für das Jahr 2009 mit 5.070 Toten zu rechnen. Davon können nach der wissenschaftlich fundierten RCC-Formel 31, 41 % überleben, wenn das Hup-Brems-Verhältnis umgekehrt wird. Auf 43 Jahre bezogen bedeutet dies die Rettung von 68.455 Menschenleben, also ungefähr der Einwohnerzahl der Stadt Fulda.


Jetzt zum Alltagskram:
Das fand ich gut.
Kriegsminister Guttenberg nennt das Kind beim Namen. Stabilisierungsmaßnahme heißt jetzt wieder Krieg.
Das fand ich nicht gut.
Das bedeutet allerdings auch für alle noch im Weg stehenden Kollateralzivilisten das Ende der Schonzeit.

Samstag, 17. Oktober 2009

Trüffelschweine




Das fand ich gut.


Gestern erst hatten wir den Übersetzerwettstreit im Tsp. Es ging darum, wer Maradonas Zitat („A los que no creían o no creyeron, con perdón de las damas, que la chupen, que la sigan chupando”) am elegantesten ins Deutsche übertragen kann.
“Das können wir auch”, sagt sich die Süddeutsche, “aber Spanisch ist nicht so unser Ding, als Liberale sind wir eher anglophil”. Also was Englisches mit Oralverkehr. Schlag nach bei Philip Roth, und siehe da…
Eine der peinigendsten und komischsten Szenen des Buches ist jenes, wo der Held…[seine Schnalle]… zum Oralverkehr zu veranlssen vermag. Außer um die interessante Frage, ob dieser Vorgang im Deutschen mit dem Akkusativ (Molvig; “Aber so etwas konnte Sally nicht: mich blasen”) oder dem Dativ (Schmitz: “mir einen blasen”) zu konstruieren…

Das fand ich nicht gut.

Es passiert einem ja immer wieder mal, dass man morgens in der Zeitung Wörter liest, die da gar nicht stehen. Kann am Restalkohol liegen, oder auch am Alter, jedenfalls kriegt man aber meistens irgendwann aus dem Zusammenhang raus, dass da nicht „Firlefanz“, sondern „Finanzen“ steht, dass „Urinstinkt“ nichts mit Ausscheidungen zu tun hat oder dass der Autor nicht vom „Blasen“ mit Dativ oder Akkusativ (siehe oben) spricht, sondern, dass es um Blasen geht, die platzen, wenn Krise ist. Funktioniert aber nicht immer. Aber heute lags nicht an mir: Michael Jürgs auf S. 4:

Unvergessen, als journalistische Trüffelschweine herausfanden, dass sich die Geheimen Ost so weit entblödet hatten, Geruchsproben von Aufmüpfigen in Einweckgläsern zu archivieren, auf dass im Falle eines Falles, falls nämlich die in Internierungslager verbracht werden sollten, die abgerichteten Bluthunde jagend ihre Spuren aufnehmen konnten.

Das gibt beim ersten Lesen keinen Sinn, beim zweiten auch nicht, und dann habe ich aufgegeben. Immerhin: Jürgs scheint meine Liste der hässlichsten Wörter genau zu kennen, denn er bedient sich da ebenso großzügig wie schamlos.


Freitag, 16. Oktober 2009

Diego




Das fand ich gut.


Wir räumen unsere Stadt gründlich auf. Den Startschuss gibt tib auf der Meinungsseite:
 
Wäre es nicht ein Zeichen für das Zusammenwachsen dieser Stadt, wenn nicht nur das ICC, sondern weitere Denkwürdigkeiten dieser Art verschwänden? Auf Platz eins einer ersten Vorschlagsliste könnte der (zugegeben: frisch sanierte) Bierpinsel stehen, dicht gefolgt vom Steglitzer Kreisel. Und wäre nicht auch im Fall des Europa-Centers ein Komplettabriss statt einer Teilerneuerung die dreifach bessere Lösung – finanziell, ästhetisch und, vor allem, als einheitsstiftende Geste?
Aber da müssen wir ja nicht stehenbleiben. Wenn die Stadt wirklich zusammenwachsen soll, müssen wir auf beiden Seiten Zug um Zug abrüsten: Gedächtniskirche gegen Dom, Bahnhof Zoo gegen Friedrichstraße, S-Bahn gegen Tram, etc., bis eben alles eins ist. Da stellen wir dann ´ne Mauer hin. Für die Touristen.


Das fand ich nicht gut.


Maradona hat gestern einen schönen Satz gesagt, und der lautet:


A los que no creían o no creyeron, con perdón de las damas, que la chupen, que la sigan chupando.
Offensichtlich eine echte Herausforderung für die Hobbyübersetzer vom Tsp., und gleich zwei Sportredakteure versuchen sich dran.


Ingo Schmidt-Tychsen löst es noch relativ elegant mit


Denjenigen, die nicht an mich geglaubt haben, sage ich – die Damen mögen mir das verzeihen – ihr könnt mir einen blasen.
Ein bisschen umständlich und verblasen, aber insgesamt nicht schlecht.

Tobias Käufer geht etwas kreativer ran:
Die anderen, die nicht an die Nationalmannschaft geglaubt haben, sollen weiter die Schwänze lutschen.
 Aber das geht gar nicht. Wo bleiben die Damen und wiviel Schwänze hat die Hand Gottes?

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Loser




Das fand ich gut.


Das passt. Manche hören Stimmen, andere sehen weiße Mäuse, aber Hans Neuenfels bestellt sich längst verstorbene Komponisten nach hause zum Essen. Und terrorisiert das „tiefste Salzkammergut“:


„Ich legte Tristan und Isolde auf. Die Sterne traten hervor und drohten uns wie Fäuste, das Licht der Loser-Hütte blinkte, und im ganzen Tal gingen die Lichter an. Die Altausseer lagen in ihren Betten, saßen um den Ofen, tranken Riesling, Veltliner, Bier, Obstler, blaufränkischen Burgunder und hörten.“
Was? Wo? Die Loser-Hütte? Das passt.


Das fand ich erst nicht gut, dann aber doch.


Das sieht wieder mal so aus, als würde die Rentenformel dahingehend erweitert, dass die Greise mehr kriegen und wir die Rechnung dafür zahlen dürfen.

Wie die Generalsekretäre Ronald Pofalla (CDU), Alexander Dobrindt (CSU) und Dirk Niebel (FDP) nach der Verhandlungssitzung mitteilten, soll das sogenannte Schonvermögen für die Altersvorsorge, das beim Bezug von Arbeitslosengeld II unangetastet bleibt, deutlich erhöht werden. Es wird auf 750 Euro pro Lebensjahr erhöht und damit verdreifacht.
Warum sollte ein 20-jähriger ein Schonvermögen von nur 15.000 Euro behalten dürfen, ein 60-jähriger aber ein Vermögen von 45.000 Euro? Sieht erst nach Abzocke aus, bevor man’s kapiert. Nach der aktuellen Statistik wird ein heute 20jähriger im Schnitt 77 Jahre alt, ein heute 60jähriger aber fast 87. Also müssen die Alten 10 Jahre mehr Leben finanzieren, und das kostet eben.

Montag, 12. Oktober 2009

Schuld und Sühne




Das fand ich gut.

Es gibt ein paar Wahrheiten, die gelten auch noch 13 Jahre, nachdem sie verkündet wurden. Selbst im Journalismus. Harry Rowohlt in der ZEIT(1996):
Drei weitere altehrwürdige Tabusätze für Journalisten sind:
"Als ich die Gangway hinunterstieg, schlug mir die dumpfig-schwüle Atmosphäre des Inneren Gran Chaco entgegen wie ein feuchtes Handtuch", weil selbst die abgebrühteste Brigitte-Leserin inzwischen weiß, daß die Atmosphäre im Inneren Gran Chaco aus feuchten Handtüchern besteht und gar nicht anders kann und deshalb entschuldigt ist.
"Der Taxifahrer sagt mir . . .", weil man auf diese Weise verrät, daß man keinerlei Kontakt zu den Einheimischen hatte.
"Am Canal St.-Martin scheint die Zeit stehengeblieben zu sein", obwohl es stimmt, weil es unfein ist. So was sagt man nicht.
Und der Tsp. beweist uns, wie aktuell die Warnungen heute noch sind.

Beschleunigung
Vor Wochenfrist saß ich in Jerusalem in einem Taxi und stand – was für diese Stadt nun wirklich nicht untypisch ist – in einem schweren Verkehrsstau, der dadurch entstanden war, dass von allen vier Seiten einer Kreuzung Autos aufeinander zugefahren waren und keiner dem anderen Vorfahrt geben wollte. Um den Taxifahrer zu beruhigen, der über die Situation etwas erregt war, begann ich mit ihm ein Gespräch darüber, dass die nahöstliche Stadt in den vergangenen Jahrzehnten (ich kenne sie seit 1983) doch sehr viel hektischer geworden sei. Und ich trug Hypothesen darüber vor, warum das so sei, nannte beispielsweise den stark angestiegenen Individualverkehr. Da drehte sich der Fahrer zu mir um, setzte ein sehr ernstes Gesicht auf und sagte (in ziemlich gebrochenem Englisch): „Nein, der wahre Grund ist ein ganz anderer: Die Erde dreht sich immer schneller“. (Markschies, S. 26)
Die eigentliche Perle befindet sich aber schon in den ersten zwei Worten: „Vor Wochenfrist“. Einfache Journalisten sind vor zwei Wochen mal Taxi gefahren, um sich die Recherche zu ersparen, Unipräsidenten machen das „vor Wochenfrist“ (und vor Ort, vermute ich.)

Das fand ich nicht gut.

Noch mal „Wissen“, noch mal S. 26. Unter „Gerügte Forscher“ ist zu lesen:
Nach Prüfung der Vorgänge sei die DFG zu dem Schluss gekommen, dass bei 13 Personen ein wissenschaftliches Fehlverhalten – also Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit – vorliege.
Aha: Es gibt als zwei Formen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens: Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit. Und sicherlich gibt es auch zwei Schuldformen (Vollendung und Versuch), zwei Rechtfertigungsgründe (Verbrechen und Vergehen) und zwei Verjährungsfristen (Schuld und Sühne).


Sonntag, 11. Oktober 2009

Reader's Digest




Das fand ich gut.


Alfred Eichhorn beklagt auf S. 31 die penetrante Floskel „… sieht anders aus“ und beweist damit ein treffsicheres und subtiles Sprachempfinden. Es geht eben, liebe Frau Grunert, nicht in erster Linie um die korrekte Grammatik und wie man welches Verb beugt, sondern darum, welche Wörter man verwendet, und welche besser nicht. Zu „sieht anders aus“ packen wir noch „nicht wirklich“, „hat was“, „geht gar nicht“ und alle ihre hässlichsten Kumpels (nicht vollständige Liste hier abrufbar) oben drauf und versenken alles an der tiefsten Stelle des Pazifiks.

Das fand ich nicht gut.

Wer hören kann, soll sich auch selbst zuhören, möglichst bevor er spricht. Herr Eichhorn, wo haben Sie denn „das Kind im Manne!“ (auch im Original mit Dativ-e und Ausrufezeichen!) her? „Reader’s Digest“? „Für Sie“? „Praktische Fibel für den modernen Sprachgebrauch“ (Schnarchnase-Verlag Tübingen, 1951)?

Samstag, 10. Oktober 2009

Hertha



Das fand ich gut.

Die diesjährige Preisverleihung in den verschiedenen Disziplinen.

Die Hertha aus Berlin hat spätestens mit den Schlappen in Hoffenheim und gegen Hamburg bewiesen, dass der Schießbefehl endgültig aufgehoben worde. Keine Frage: Friedensnobelpreis für Hetha „Müller“ BSC,

Farbig, etwas schrill und ein routinierter Twitterer. Barack Obama hat die Auszeichnung „Vogel des Jahres 2010“ wirklich verdient. In Hinblick auf die Jahreszahl waren wohl aber auch Vorschusslorbeeren dabei, wie der Tsp. zu recht zu bedenken gibt.

Was kommt noch? Offen sind noch der „Oscar“ und der "Ehrenpreis Kinderrechte" von UNICEF Deutschland. Für beides gibt es neben Roman Polanski eigentlich keinen ernstzunehmenden Konkurrenten.


Das fand ich nicht gut.


Seit Jahrhunderten beschäftigen sich die Menschen mit der Frage, ob es den Mann im Mond nun gibt oder nicht. 1969 wollten wir ihn dann besuchen, aber er ist nicht gekommen. Um zuverlässig zu ermitteln, ob es den Mann im Mond wirklich gibt, haben die Amerikaner nun ein „ungewöhnliches Experiment“ (S. 28) durchgeführt.
Dazu ließen sie eine zwei Tonnen schwere Raketenspitze gezielt auf den Erdtrabanten stürzen. Dabei sollte nicht nur tonnenweise Mondgestein aufgewirbelt werden, sondern auch Wassereis, das seit langem in tiefen Mondkratern vermutet wird.
Dieses ungewöhnliche Experiment hat auch schon in Japan, Vietnam, Irak und Afghanistan gut geklappt, und wenn den Forschern bei dem aufgewirbelten Mondgestein noch ein Gerippe entgegenfliegt, wissen wir endgültig, dass die Geschichte vom Mann im Mond kein Märchen war.



Freitag, 9. Oktober 2009

Küchenkabinett




Das fand ich gut.


Gestern haben wir (von der EU) gelernt, wie man die Armut wirksam bekämpft, nämlich indem man sie verbietet und unter (Geld-)strafe stellt. Offen blieb dabei nur, wie man die blöden Schulden loswird, um der Strafe zu entgehen. Das hat unsere zukünftige Regierung jetzt auch geklärt. Unter der Überschrift „Das 30-Milliarden-Euro-Loch“ lesen wir auf S. 4:


Zumal die Koalitionsspitzen – zweiter wichtiger Beschluss des Donnerstags – eine Prioritätenliste aufgestellt haben: Entlastung der Bürger – vorrangig durch niedrigere Steuern –, Investitionen in Zukunft – vorrangig in Bildung – und Konsolidierung.
„Kinder“, sagte Papa zu uns, „Mama und ich haben gestern festgestellt, dass unser Konto 30 Milliarden in den Miesen steht. Da haben wir uns einen Dreistufenplan ausgedacht. Zuerst kriegt jeder doppelt so viel Taschengeld, dann kaufen wir für Mama eine neue Küche und für mich was Kleines aus Zuffenhausen. Danach wird konsolidiert.“

Das fand ich nicht gut.

Oft weiß man bei einem Buch schon nach den ersten Worten, was einen erwartet.


„Aujourd’hui maman est morte. Ou peut-être hier. Je ne sais pas.“

Das kann was werden. Sogar ein Nobelpreis.


„Alles, was ich habe, trage ich bei mir. Oder alles Meinige trage ich mit mir. Getragen habe ich alles, was ich hatte.“ (Müller, S.26)
Das klingt eindeutig nach „Entbehrungskitsch“ und „Kunstschneeprosa“ (Gerrit Bartels im Interview auf S. 25). Und bringt auch’n Nobelpreis ein.


Donnerstag, 8. Oktober 2009

Zero tolerance




Das fand ich gut.


Von Europa können wir noch viel lernen. „EU überprüft das deutsche Defizit“ (S. 21):


Ungeachtet der schweren Wirtschaftskrise droht Deutschland wegen übermäßiger Staatsverschuldung ein Strafverfahren. Die Europäische Kommission hat am Mittwoch gegen insgesamt neun EU-Staaten ein sogenanntes Defizitverfahren eingeleitet, bei dem Verstöße gegen den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt untersucht und geahndet werden…Strafprozeduren, bei denen in letzter Konsequenz hohe Geldbußen für Euro-Länder drohen, laufen in der EU bereits gegen elf Staaten.
Wenn man die Armut nicht mit wirtschaftspolitischen Anreizen wirksam bekämpfen kann, muss eben das Strafrecht ran. Zero tolerance gegen Armut. Wer kein Geld hat, kriegt eine saftige Geldbuße aufgebrummt, da werden es sich die Armen zweimal überlegen, ob sie sich nicht doch ein bisschen Geld zulegen. Und von den Bußgeldern kann Frau Merkel dann die Steuern senken.


Das fand ich nicht gut.


„Romanübersetzer haben Anspruch auf Erfolgsbeteiligung“ (S. 29, eine Seite, die das Lektorat irgendwie übersehen haben muss):
Die zusätzliche Erfolgsbeteiligung sollte bei Hardcover-Ausgaben 0,8 Prozent und bei Taschenbüchern 0,4 Prozent des Nettoladenverkaufspreises betragen.
Wie bitte?? Wo ist da die Gerechtigkeit? Seit wann ist es einfacher, ein Taschenbuch zu übersetzen als ein gebundenes? Sollen die Herren Richter in Karlsruhe doch mal versuchen, das grundlegende Werk „Notwendige Streitgenossen“ (zufällig von mir, und nur als Taschenbuch [für den Spottpreis von 9,90 €] erhältlich) in irgendeine lebendige Sprache zu übersetzen.














Mittwoch, 7. Oktober 2009

München/Berlin




Das fand ich gut.

 
Ehrgeiz ist was Schönes, und so ist es nur zu begrüßen, wenn JSO (im Kulturteil) durchblicken lässt, dass ihn Filmkritiken einfach nicht mehr richtig herausfordern. Also schlägt er den ganz großen Bogen, und erklärt die Entwicklung von „Männern“ (Dörrie) bis zu „Männerherzen“ (Verhoeven) nicht nur filmisch, sondern auch politisch und geographisch. „Männer“ war Kohl und Genscher, „Männerherzen“ Merkel und Westerwelle (Männer?). „Männer“ ist München, „Männerherzen“ ist Berlin.

 
Und dazwischen? „Lola rennt“ für Schröder/Fischer in Würzburg und „Gegen die Wand“ mit Merkel/Steinmeier in Kassel?

 
Das fand ich nicht gut.

Aber die Pointe sitzt noch nicht richtig.
Und noch etwas: Die Münchner Beziehungskomödie ist mit „Männerherzen“ insofern in Berlin angekommen, als sich Berlin endlich wie München anfühlt. Ganz wie im richtigen Leben.


Also ganz langsam. Ein Münchener kommt in Berlin an, und das merkt man daran, dass sich Berlin jetzt wie München anfühlt? Dann müsste sich Prenzlauer Berg doch wie Stuttgart-Killesberg anfühlen. Und die etwas verwegene Behauptung, auch „im richtigen Leben“ (gibt’s auch ein falsches?) fühle sich Berlin schon wie München an, sollte JSO noch mal mit Sarrazin besprechen.










Montag, 5. Oktober 2009

Brandaktuell




Das fand ich gut.

Eine sprachliche Neuerfindung auf S. 10: „Für Lippert ist die Sache nicht ohne Heikel.“ Hamwer noch nie so gelesen, muss brandaktuell sein.

Was? Das war aus dem „WENDEKalender“, also vom 5. Oktober 1989? War ne schöne Zeit. Da wurde Sprache noch gepflegt.


Das fand ich nicht gut.

Deutsch-Nachhilfe, auch auf Seite 10, und auch ein bisschen aus der Zeit gefallen. „In der Bedeutung über den Boden ziehen … wird schleifen hingegen regelmäßig konjugiert“. Frau Grunert, das heißt mindestens seit 1989 schon längst nicht mehr „über den Boden ziehen“, sondern „über den Tisch ziehen“, und das Synonym (bescheißen) wird extrem stark konjugiert, nämlich bescheißen, beschiss, beschissen.



Sonntag, 4. Oktober 2009

Obst und Gemüse





 Das fand ich gut.

Blase unterm Meer (S. 28)

Nach einer Stunde Kontrollgang durch ihre kleine Stadt auf dem Meer klapst Marit Berling mit der flachen Hand zweimal kräftig auf ein dickes braunes Rohr. „Das hier ist unser größter Stolz“, sagt sie.

Das hat Klasse, so muss ein fetziger und rassiger (hihi) Erotikthriller anfangen. Im weiteren Verlauf gibt es dann zwar nur fahrige und blasse Ausführungen zur Speicherung von CO², aber der Anfang ist gemacht. Wenn Herr Hoffmann den stehen lässt (hihi), und so weiter schreibt, werde ich den Artikel beim nächsten Mal garantirt zu ende lesen.

Das fand ich nicht gut.

Wenn man sich interessant machen will, sollte man jetzt Thilo Sarrazin verteidigen. Die Pflichtverteidigung übernimmt Peter von Becker (S. 1). Wie üblich in solchen Fällen fällt ihm nicht viel Besseres ein als die Behauptung, die Äußerungen von TS seien aus dem Zussamenhang gerissen, und man dürfe „diese Stellen“ nur zitieren, wenn man den ganzen Text kennt. Eigentlich sollte es sich bei Politikern inwzischen herumgesprochen haben, dass von ihnen meistens nicht ganze Interviews, Reden oder Essays zitiert werden, sondern einzelne Sätze (Was hat den Reagan gesagt, bevor er rief: „Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!!“?). Und, Herr von Becker: In welchem Zusammenhang kann dern der Gemüsesatz stehen, ohne dass er eine fremdenfeindliche Gesinnung offenbart? Zur Erinnerung:

Eine großes Zahl an Arabern und Türken in dieser Stadt, deren Anzahl durch falsche Politik zugenommen hat, hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich vermutlich auch keine Perspektive entwickeln.

Das führt natürlich unmittelbar zur neuen Chefmissionarin am Askanischen Platz, Claudia Keller (Meinungsseite). Wir zitieren (diesmal im Zusammenhang; zwischen den beiden Sätzen befinden sich bloß paar Alibiworthülsen):

Die Gläubigen sind gegen die Homo-Ehe, gegen Abtreibung, und auch die Scheidung ist in vielen Lebensplänen nicht vorgesehen…. Ist das nicht ein Schatz, der sich gerade für konservative Politiker zu heben lohnt?



 
 

Freitag, 2. Oktober 2009

Scharfkantig





Das fand ich gut.


Ok, es sieht nicht allzu gut aus, wenn sich der zukünftige Außenminister in der Pressekonferenz nach der Bundestagswahl weigert, dem BBC-Reporter eine auf Englisch gestellte Frage zu beantworten. Aber Babelfisch Guido macht das Beste draus:
„Jeder versteht doch, dass ich nach sehr kurzer Nacht von Sonntag auf Montag etwas scharfkantig reagiert habe!“ (S. 3)



Das ist offen und ehrlich, aber er hätte es der Höflichkeit halber auch auf Englisch sagen können.

„If you are that fucking hung-over as me you wouldn’t either want to answer a dumb question like that by a daft hack writer like you.“




Das fand ich nicht gut.

Woran erkennt man einen reaktionären Postkommunisten? Nach Henryk „M.“ Broder daran, dass er sich nicht klipp und klar dazu bekennt, dass die „ehemalige DDR“ (hihi!, da ist es wieder: Gibt’s auch eine aktuelle DDR?) ein Unrechtsstaat war. Der Begriff ist zwar nicht messerscharf definiert, aber nach Broder ist das doch ganz einfach.

Würde irgendein Politiker behaupten, der Begriff „Unrechtsstaat“ verletze die Gefühle derjenigen Deutschen, die im „Dritten Reich“ gelebt hätten, würde man ihn für bedingt zurechnungsfähig erklären. Im Falle der Linkspartei und ihrer Politiker liegen die Dinge anders. Denn die Partei, die in der DDR das Sagen hatte, ist inzwischen in 12 der 16 Länderparlamente vertreten, sie regiert in Berlin in einer Koalition zusammen mit der SPD und hat bei den letzten Landtagswahlen im Saarland 21 Prozent der Stimmen erhalten. Sie ist also eine politische Kraft, mit der gerechnet werden muss.
Yo, und weil für die DDR nichts anderes gelten kann als für das Dritte Reich, können ja wohl nur noch verblendete Retros Zweifel daran haben, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. Aber um auch die letzten Zweifler ruhigzustellen, sollte das Problem von Gesetzes wegen gelöst werden. Der Broder-Paragraph (§ 130 a StGB) könnte folgenden Wortlaut haben:

§ 130 a

(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Völkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet, verharmlost oder in Frage stellt, dass es sich bei der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands um ein unrechtsstaatliches Regime gehandelt hat.

(2) Der Versuch ist strafbar.



Donnerstag, 1. Oktober 2009

Dirndl




Das fand ich gut.











Dirndl-Andrea und Pop-Siggi passen jetzt plötzlich doch gut zusammen. (Tsp. S. 3)
Wenn alles so kommt, wie Gabriel und Nahles sich das vorstellen, dann werden sie in Kürze als Paar die SPD führen – er im Amt des Parteichefs, sie als Generalsekretärin oder erste stellvertretende Vorsitzende. Noch vor zwei Wochen hätten der bullige Umweltminister und die streitbare Wortführerin der Parteilinken jedem den Vogel gezeigt, der ihnen das vorhergesagt hätte.

Gutes Bild, und der Text ist flott und originell formuliert.


Das fand ich gut.











Dirndl-Andrea und Pop-Siggi passen jetzt plötzlich doch gut zusammen. (Süddeutsche, S. 5)
Und Generalin unter Sigmar Gabriel? Vor zwei Wochen hätte Nahles noch jeden für verrückt erklärt, der auf eine solche Idee gekommen wäre.

Gutes Bild, und der Text ist flott und originell formuliert.











Mittwoch, 30. September 2009

Amnestie




Das fand ich gut.


Die Meldung auf S. 31:
Mohren bleibt Gefängnis erspart
Ok, das war überfällig: Eine Generalamnestie als Wiedergutmachung für die Greueltaten in der Kolonialzeit.

Das fand ich nicht gut.

Aber sprachlich können wir das nicht durchgehen lassen. „Die Bezeichnung Mohr für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck „Neger“ kann „Mohr“ als ein rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden werden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Mohr)

PS: Danke, M.