Mittwoch, 26. Mai 2010

Deepwater Horizon









Das fand ich gut.

Nachdem wir letztens 1 SL (= 1 Saarland) als neue Flächeneinheit für Umweltkatastrophen durchgenommen haben, wollen wir uns heute einmal der dritten Dimension zuwenden. Hier ist die offizielle Berliner Einheit: 1 KS = das Volumen der Krummen Lanke (herkömmlich: 385.000 m³ oder 385.000.000 Liter). Wie viel Liter Rohöl/Katzenpisse/“Axe for men“ muss man also in die Krumme Lanke kippen, um die Öl-Konzentration im Golf von Mexiko zu simulieren?
Der Golf von Mexiko hat eine Fläche von 1,5 Mio. km² . Bei einer Durchschnittstiefe von 2.333 m macht das ein Volumen von 3,5 Mio. km³ bzw. 3.500.000.000.000.000 m³. Die Deepwater Horizon verliert täglich zwischen 5.000 und 70.000 Barrel, Rohöl, je nachdem, ob man den knallharten Burschen von BP glaubt oder den Weicheiern vom NABU, die eben nicht so gut bezahlt werden. Wir Wissenschaftler rechnen also mit dem arithmetischen Mittel und damit mit einer Tagesförderung von 37.500 Barrel (oder 9.700 m³). Bei 35 Tagen ergibt das eine Gesamtproduktion von 339.500 m³, ok, um besser rechnen zu können, von mir aus 350.000 m³. Wir bekommen damit eine Öl-Konzentration von 350.000/3.500.000.000.000.000. Selbst diejenigen, die in Mathe nicht immer aufgepasst haben, stellen spätestens auf den zweiten Blick fest, dass sich da ein bisschen was kürzen lässt. Bleibt 1/1.000.000.000 oder ein Milliardstel. Wie viel Liter Rohöl/Katzenpisse/“Axe for men“ muss man also in die Krumme Lanke kippen, um die Golfkatastrophe maßstabgerecht nachzuspielen? 385.000.000/1.000.000.000 Liter, also 0,385 Liter. Nicht mal'n ganzes Bier. Also: alles halb so schlimm.

Das fand ich nicht gut.

Andererseits: Wäre die Deepwater Horizon nicht im Golf von Mexiko, sondern in der Krummen Lanke abgebrannt, bestünde die schon nach sechs Wochen zu 100% aus fiesem Rohöl.

Freitag, 21. Mai 2010

Wer? Der?










Das fand ich nicht gut.


20 Jahre sz-magazin, und sie freuen sich wie Bolle. Aber 100 Ausgaben rerum cognoscere causas werden in brutalstmöglicher Weise totgeschwiegen. Feine Kollegen.


Das fand ich gut.

Aber bei Interviews sind sie nach wie vor einsame Klasse. Hier das (leicht gekürzte) Interview mit dem fröhlich-gesprächigen Torwart vom Pokalsieger der Herzen:


SZ: Wie sehr prägen die unterschiedlichen Torwart-Schulen die Torhüter?
Wiese: Das ist doch eigentlich egal.
SZ: Die aus Kaiserslautern, an der Ehrmann lehrt. Was ist das Markante daran?
Wiese: Weiß ich gar nicht so genau.
SZ: Entsprach das schon vorher Ihrem Naturell als Torwart?
Wiese: Eigentlich schon.
SZ: Sehen Sie die Gemeinsamkeiten, wenn Sie diesen Torhütern bei der Arbeit zusehen?
Wiese: Ja.
SZ: Finden Sie, dass sich die Anforderungen an das Torwartspiel in den letzten Jahren verändert haben?
Wiese: Eigentlich nicht.
SZ: Hat er [Schumacher] Ihre Entwicklung beeinflusst?
Wiese: Ja, sicher.
SZ: Waren Sie bei jener legendären Szene dabei, als der damalige Fortuna-Boss den Trainer während der Halbzeitpause gefeuert hat?
Wiese: Ja und nein.
SZ: Kann es sein, dass Ihre aggressive Spielweise und Ihre Einzelkämpfer-Mentalität Sie Kredit gekostet haben in der Öffentlichkeit?
Wiese: Keine Ahnung.






Donnerstag, 20. Mai 2010

Leerverkauf und Hai









Das fand ich gut.

Ungedeckte Leerverkäufe werden jetzt verboten. Nach Darstellung der Süddeutschen funktioniert ein Leerverkauf so:
Bei "Leerverkäufen" verkaufen Anleger, die auf fallende Kurse setzen, Titel, die sie zu dem Zeitpunkt nicht besitzen, von vornherein mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und so Gewinne einzustreichen.
Gewettet wird also darauf, wie sich in Zukunft das Wertverhältnis zwischen zwei Wertpapieren (Gesellschaftsanteilen/Zahlungsmittel) entwickelt. Beim Leerverkauf setzt man auf den Verlust von Gesellschaftsanteilen und auf den Gewinn des Zahlungsmittels.
Natürlich betreibt derjenige, der mit Kreditmitteln auf steigende Aktien setzt, auch einen Leerverkauf, nämlich von Geld:
Bei "Geld-Leerverkäufen" verkaufen Anleger, die auf steigende Aktienkurse setzen, Zahlungsmittel, die sie zu dem Zeitpunkt nicht besitzen, von vornherein mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzutauschen und so Gewinne einzustreichen.
Wenn das dann auch unter das Verbot fällt, kommt die Krise endlich da an, wo sie hingehört (und herkommt).

Das fand ich nicht gut.

Leute, die früher zu viel Thoelke gesehen haben erkennt man meistens daran, dass sie ständig Fragen beantworten, die keiner gestellt hat. Hören sie „Mailand“, kommt sofort ein „Scala“, beim Wort „Finnisch“ fällt ihnen spontan „ist keine germanische Sprache“ ein und bei „Wal“ kommt es wie aus der Pistole geschossen: „…ist kein Fisch.“ Diese Menschen sterben jetzt langsam aus. Dafür wachsen offensichtlich Leute nach, für die Fische, Wale und Haie Synonyme für irgendetwas sind, was schwimmen kann und die klappe hält. Sarah Stricker zum Beispiel, die eine lustige Tiergeschichte in wenigen Worten zusammenfasst:

Die Erzählung, die Gilat als 11-Jähriger als Hausaufgabe verfasste, handelt von einem Wal und einem Fisch, die sich im Meer treffen und verstecken spielen. Als sie ihren Müttern von ihrer Freundschaft erzählen, verbieten die den Kontakt, weil der Hai der natürliche Feind des Fisches sei.


Dienstag, 18. Mai 2010

Länder im Vergleich




Das fand ich gut.

Flächenmaße waren mir in der Schule schon immer ein Gräuel. Wer kannte sich schon aus mit Hektar, Ar, Morgen und Quadratkilometern? Dafür hat man jetzt vor kurzem 1 Saarland (SL) als neue Einheit festgelegt, insbesondere für die Berechnung von Ölteppichen, Erdbeben und Feuersbrünsten. So sieht es auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache :

Während andere Bundesländer fast ausschließlich im »internen« Vergleich (also deutsches Bundesland im Vergleich zu einem anderen deutschen Bundesland) angeführt werden, ist das Saarland im internationalen und multifunktionalen Einsatz. Ob Ölteppich, Erdbebengebiet, ein See im Sudan oder ein Reservat in Botswana, wo man auch hinschaut, wird die Größe mit »x-mal so groß wie das Saarland« veranschaulicht.
Das ist praktisch, weil man sich unter 1 SL was vorstellen kann: Das ist die Fläche, die man an einem Tag zu Fuß durchqueren und an einem Tag mit dem Auto umrunden kann.

Das fand ich noch besser.

Erst bei Verwendung des SL lässt sich die ungeheure Ausdehnung ermessen. Herr Metzner rechnet uns das heute vor.
Umweltministerin Anita Tack (Linke) will zwei Prozent der Landesfläche der Natur zurückgeben Das ist auch Ziel der Naturschutzverbände und des Bundes. Konflikte mit Anwohnern sind programmiert. Es geht um ein Gebiet in Brandenburg - mehr als doppelt so groß wie das Saarland – aus dem sich der Mensch komplett zurückziehen soll.
Wenn 2% der Landesfläche 2 SL entspricht, besteht die Fläche Brandenburgs aus insgesamt 100 SL. Das sind nach herkömmlicher Berechnung 256.800 km², also nicht weniger als die dreifache Fläche Bayerns oder fast so viel wie die Fläche von Rumänien und Bulgarien zusammen.



Samstag, 15. Mai 2010

Find the difference



Das fand ich gut.

Ein neues Suchspiel im Tsp, das uns viel Spaß macht. Finden Sie den wesentlichen Unterschied, der uns alle viel Geld kostet!

Am 14. Mai 2010 in der gedruckten Ausgabe:





Und am 15. Mai 2010 auf tagesspiegel.de






Das fand ich nicht gut.


Rechtsruck in Ungarn. Schlimm genug. Schlimmer aber noch die verlogenen Krokodilstränen, die Paul Flückiger vergießt.



Der Law-and-Order-Politiker stellte ausgerechnet in der Stadt mit einer der größten Roma-Populationen seine Initiative vor, wonach Wiederholungstäter selbst kleinerer Diebstähle lebenslänglich hinter Gitter sollen.


Das wäre ja so, als wenn Frau Merkel in Ostfriesland verkündet, dass Dummheit jetzt bestraft wird.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Schnee




Das fand ich gut.

Heilige Harmonie

Wer aus der Kirche austritt, kann dies nicht auf die Kirchensteuer beschränken, hat der Mannheimer Verwaltungsgerichtshof geurteilt.
Il y a des juges à Mannheim. Wär‘ doch zu ärgerlich, wenn man nicht einmal mehr mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen könnte gegen Aberglauben, Intoleranz, jahrhundertealte Unterdrückung , Völkermord und Raubritterum, sondern dass jeder denken würde, man wäre zur Zeit halt ein bisschen klamm.

Das fand ich nicht gut.

Eigentlich spricht es ja für seinen redlichen und tapferen Journalismus, wenn der Tsp. noch bis weit in den Mai hinein artig die Schneehöhen in den deutschen Mittelgebirgen auflistet (ab November gibt’s dann wieder die Wassertemperaturen im Bodensee). Aber dann sollte man auch nachdrücklich und kompromisslos recherchieren. So geht’s jedenfalls nicht:

SCHNEEHÖHEN
Zugspitze:                   0 cm
Brocken:    keine Mitteilung
Feldberg:                    0 cm
Fichtelberg: keine Mitteilung

Natürlich fragt man sich, wie wohl die E-mail-Befragung mit dem Reporter vor Ort in Salzwedel abgelaufen ist (Frage: „Ey, habt ihr da eigentlich Schnee zur Zeit?“ Antwort: „I am out of the office. In urgent cases please contact my colleague in Garmisch”). Aber man fragt sich auch, warum der Bericht so heimatverbunden und unglamourös daherkommt. Gegenvorschlag:

SCHNEE (HÖHE UND PREISE)
Lagos:                                             -240 cm
Anapurna:                                    12.340 cm
Ciudad de Juarez::          30 muchachas/barril
London:                       £ 120,00/g (~$ 3,26)