Donnerstag, 24. Dezember 2009

Die Quote zum Holocaust






Das fand ich gut.

Dass Michael Jürgs beklagt, dass Enkes Tod insgesamt keine gute Vorstellung war – zurecht hat Titanic darauf hingewiesen, dass er nicht nur als Mensch, sondern auch als Fußballer versagt hat – ist richtig und begrüßenswert.

Das fand ich nicht gut.

Aaaaber.

1. Ich fang ma' gaanz klein an: Seit wann sind sieben Millionen Zuschauer eine "Quote"?

2. Jetzt eine Nummer größer: Qualitätsjournalismus ist, wenn – siehe Tsp., FAZ oder SZ – ständig darüber geklagt wird, dass über ein bestimmtes Ereignis – Jackson, Knut, KT – zu viel berichtet wird. Mein Tipp: mehr als die Hälfte aller Robert-Enke-Berichte handelt davon, dass es zu viele Robert-Enke-Berichte gibt. Eine starke Quote.

3. Jetzt der Overkill: Zu Weihnachten, dachte sich Jürgs wohl, darf's auch mal ein bisschen feierlich zugehen. Schlagen wir also den ganz großen Bogen von Hannover 96 zum Holocaust. Und so liest sich das dann.

Wenige Jahre zuvor [vor Adenauers Tod] hatte es das Volk noch stolz zur Kenntnis genommen, wenn seine Söhne für Führer und Vaterland ihr Leben hatten lassen müssen, statt dagegen in Massen aufzustehen, angeführt von den Müttern, nicht den schuldigen Vätern, um den von ihnen einst gewählten Despoten, der sie jung in den Tod geschickt hatte, öffentlich hinzurichten.
Was hat das bitte mit Enke zu tun? Wer führt da wen an (oder tut es nicht)? Wer sind die unschuldigen Mütter? Übrigens, Herr Jürgs, auch 6 Millionen ist eine Zahl, und keine Quote.

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