Sonntag, 27. Dezember 2009

Stupid





Das fand ich gut.


Frau Grunert, die Deutsch-Nachhilfe, haben wir endlich rausgeworfen.
Damit endet nun diese Serie unserer Sprachkritik.
Kleiner Wermutstropfen:
Brigitte Grunert wird auch künftig weiter für den Tagesspiegel schreiben.
Das fand ich nicht gut.

Weihnachten will man ja seine Ruhe haben, und einfach mal vom Tsp. und der Süddeutschen verschont bleiben. Aber wer grinst einem dann im ZEIT-magazin an? Röchtöch: – Martenstein. Wettert da gegen Chancengleichheit und Pazifismus, und erklärt hinterher, alles sein nur Spaß gewesen. Besser ein bisschen Faschismus verbreiten als auf der Party als Langweiler zu gelten.
Aber heute, im Tsp., lässt er sich vollständig aus der Kurve tragen und erzählt eine Geschichte über, ja…, worüber eigentlich? Erst kriegt er zum Umzug in die Zone ein Buch über jemanden, der einen Liter Milch kaufen will. Dann versucht der Ich-Erzähler vergeblich, Pilze, Maronen und Mistelzweige zu kaufen. Dann verpasst er die S-Bahn nach Berlin und macht dafür "meine [also seine] Regierung aus SPD und Stasi" verantwortlich. Am Schluss will er – und das mit Erfolg – einfach nur "unbequem" sein. Wirres Zeug? Klar, aber die Detailansicht fördert noch Schlimmeres zutage:
Seitdem weiß ich mit Gewissheit: In der Stadt Templin ist es, auch am Markttag, unmöglich, in der Pilzsaison auch nur einen einzigen Pilz käuflich zu erwerben, wahrscheinlich auch dann nicht, wenn du den Menschen 1000 Euro pro Pilz bietest. Sie lehnen den Verkauf von Pilzen als ihnen wesensfremd ab, offenbar gilt der Pilzhandel als dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch westlich.
Hier stimmt aber auch wirklich gar nichts: Sprachlich verhunzt, falsche Prämissen, zirkuläre Schlussfolgerungen und unfreiwillig komische Eingeständnisse der eigenen Vorurteile. Erstens: "Weiß ich mit Gewissheit" hätte ihm die Grunert'sche nicht durchgehen lassen. Zweitens: So, wie wir Marty kennen, wird er nicht bereit sein, 1000 € pro Pilz zu bezahlen. Drittens: Ein Händler, der keine Pilze hat, hat sie auch dann nicht, wenn man was drauflegt. Auch nicht im Osten.
Aber die Folgerung, dass alles, was man in einer Stadt nicht bekommt, dort gleich als "dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch westlich" gilt, lässt erkennen, dass Marty in Templin gar nicht mit marktwirtschaftlichen Mechanismen rechnet, sondern schon voraussetzt, dass dort noch die Planwirtschaft herrscht. Wenn er im KaDeWe keine Elefantenvorhaut kriegt, würde er ja sicher auch nicht denken, dass die im Westen als "dekadent, arrogant, besserwisserisch und typisch östlich" gilt, sondern vielleicht, dass Elefantenvorhaut zur Zeit nicht so gut geht, oder besonders gut (und deshalb ausverkauft ist), oder gerade mal wieder ein Embargo verhängt wurde. It's the economy, stupid.


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