Freitag, 9. Oktober 2009

Küchenkabinett




Das fand ich gut.


Gestern haben wir (von der EU) gelernt, wie man die Armut wirksam bekämpft, nämlich indem man sie verbietet und unter (Geld-)strafe stellt. Offen blieb dabei nur, wie man die blöden Schulden loswird, um der Strafe zu entgehen. Das hat unsere zukünftige Regierung jetzt auch geklärt. Unter der Überschrift „Das 30-Milliarden-Euro-Loch“ lesen wir auf S. 4:


Zumal die Koalitionsspitzen – zweiter wichtiger Beschluss des Donnerstags – eine Prioritätenliste aufgestellt haben: Entlastung der Bürger – vorrangig durch niedrigere Steuern –, Investitionen in Zukunft – vorrangig in Bildung – und Konsolidierung.
„Kinder“, sagte Papa zu uns, „Mama und ich haben gestern festgestellt, dass unser Konto 30 Milliarden in den Miesen steht. Da haben wir uns einen Dreistufenplan ausgedacht. Zuerst kriegt jeder doppelt so viel Taschengeld, dann kaufen wir für Mama eine neue Küche und für mich was Kleines aus Zuffenhausen. Danach wird konsolidiert.“

Das fand ich nicht gut.

Oft weiß man bei einem Buch schon nach den ersten Worten, was einen erwartet.


„Aujourd’hui maman est morte. Ou peut-être hier. Je ne sais pas.“

Das kann was werden. Sogar ein Nobelpreis.


„Alles, was ich habe, trage ich bei mir. Oder alles Meinige trage ich mit mir. Getragen habe ich alles, was ich hatte.“ (Müller, S.26)
Das klingt eindeutig nach „Entbehrungskitsch“ und „Kunstschneeprosa“ (Gerrit Bartels im Interview auf S. 25). Und bringt auch’n Nobelpreis ein.


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