Montag, 31. August 2009

Henry


Das fand ich gut.

Die Überschrift im Wirtschaftsteil: "Bier ist nie so billig gewesen wie heute".

Das fand ich nicht gut.

Das Interview auf Seite 25.

HENRY HÜBCHEN: Ihr beide seid aus dem
Westen?
Ja, klar, kann man doch
zugeben.
HÜBCHEN: Entschuldigung, aber unsere Herkunft
wird ständig breit
getreten:
Ostschauspieler! „Ostjournalist“ oder gar „Westjournalist“, das liest man
nie.
Mhh. Ganz schön irre, oder? Da bringt jemand ein Thema zur Sprache, um sich dann darüber beschweren zu können, dass das Thema ständig angesprochen wird. Und dann dieses verzickte "Entschuldigung"! Mehr muss ich also nicht lesen, und den Film kann ich mir auch gleich sparen.

Sonntag, 30. August 2009

Karlheinz (17. August 2009)



Das fand ich gut.

Die Berichterstattung über die Leichtathletik-WM findet sich jetzt in einem Extrateil. Guter Service, denn den kann man ungelesen wegschmeißen, ohne hinterher den Wirtschaftsteil zu vermissen.

Das fand ich nicht gut.

Hier ist die Meinungsseite fast immer die beste Adresse. Heute fangen wir mal entspannt und unpolitisch an. Die Post gibt ihre letzten 475 Filialen ab. Für viele ist es das endgültige Ende vom guten alten Postamt, wo man die Schalterbeamten noch mit namen kannte.Über das "endgültige Ende" und das ungelenke "wo" kann man ja vielleicht noch hinwegsehen, aber wo lebt der Autor? Vermutlich nicht in Berlin. Ich weiß nicht einmal, wo das für mich (bisher) zuständige Postamt ist, aber ganz bestimmt weiß ich nicht, ob derjenige, der mir früher immer den Schalter vor der Nase zugemacht hat, Günther oder Karlheinz hieß

Ordnung (18. August 2009)


Das fand ich gut.

Immer gut geschrieben, informativ und interessant zu lesen, sind die Beiträge von Christoph von Marschall aus den USA. (Aber ist es nicht ein bisschen irritierend, wenn derselbe Autor über dasselbe Thema auf Seite 5 einen Bericht und auf Seite 6 einen Kommentar verfasst?

Das fand ich nicht gut.

Wieder Seite 5. Der Krieg in Afghanistan wird beharrlich und im besten Ministerdeutsch (Stabilisierungs-)Einsatz genannt. Aber wie nennt man das - spätestens seit Alexander dem Großen - wenn man mit Truppen uneingeladen in fremde Länder einmarschiert, um da ein bisschen für Ordnung zu sorgen? Auf Neudeutsch übersetzt hätte Goebbels also im Sporpalast fragen sollen: “Wollt ihr den totalen Stabilisierungseinsatz?”

Currywurst (19.August 2009)


Das fand ich gut.

Heute die Medienseite (S. 29) mit Markus Ehrenberg. Es ist ja schon erfreulich, dass der Kollege Frank Bascombe mal von einem Sportreporter erwähnt wird. Ist aber wohl doch nur name-dropping, denn wer bei Richard Ford (zuerst) an Jägerschnitzel denkt, denkt bei den Buddenbrooks vermutlich an Currywurst.

Das fand ich nicht gut.

Eine schlechte Angewohnheit des Tagesspigels ist es, die eigenen Witze und Pointen (wenn es mal welche gibt) schon in der Überschrift zu verraten. Wieder Ehrenberg, wieder Ford. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn Glossen nach dem Schema geschrieben werden, dass zuerst eine Geschichte erzählt wird, dann eine ganz andere, und am Schluss treffen sie sich zu einer überraschenden Schlusspointe. Ist zwar auf die Dauer ein bisschen durchsichtig, aber funktioniert gar nicht, wenn die Pointe schon in der Überschrift (“Und hinterher ein Jägersteak”) wortgetreu vorweggenommen wird. Meinen Lieblings witz würde der Tagesspiegel vermutlich so erzählen:

Urlaub mit KT (20. August 2009)


Das fand ich gut.

Das schwere Sudoku und die Attacke auf Nina Hagen.

Das fand ich nicht gut.

Lorenz Maroldt auf der Meinungsseite. Gewohnt humorlos und vertrocknet. Warum sollte ein für CDU-Verhältnisse extrem witziges Wahlplakt gleich ein Angriff auf die Demokratie sein? Weil wir es doch lieber so hätten wie früher. Schlimmer aber noch seine Entrüstung darüber, dass Schlämmer mit 18 % rechnen könnte. Muss man doch nicht drauf reinfallen, oder? Jeder, der seine Tassen halbwegs im Schrank hat und dem die Sonntagsfrage so gestellt wird, dass man sich auch für die Schlämmer Partei entscheiden kann, wird doch wohl wissen, dass das nur eine Spaßumfrage sein kann, bei der man eben auch eine besonders witzige Antwort gibt. So ähnlich idiotisch ist das Umfrageergebnis, nach dem 36 % Urlaub mit KT machen möchten. Wie wurde gefragt? „Würden Sie lieber mit Guttenberg Urlaub machen oder mit Hitler?“. Dann sind 36 % nicht besonders beeindruckend. „Mit wem würden Sie Urlaub machen wollen, wenn Sie völlig freie Wahl hätten?“ Dann sind 36 % beängstigend viel. Ich nehme an, beide Fragen wurden icht gestellt

Martenstein I (21. August 2009)


Das fand ich gut.

Kein Tagesspiegel heute, denn jemand hat mir die „Süddeutsche“ geschenkt.

Das fand ich nicht gut.

Muss ich also bei meinen Angriffen improvisieren, und da fällt mir immer Martenstein ein. Letztens hat er dagegen gewettert, dass den Schulen jetzt eine Quote der Schüler nicht „nach Leistung“, sondern per Los zugewiesen wird. Das hält er für ungerecht. Mhhh. Ist „Schulkind“ oder „Schüler(in)“ jetzt ein Job, für den man sich qualifizieren muss? Oder war das nicht so, dass die Schule eigentlich dafür da ist, dass sich ihre Kunden später für (richtige) Jobs qualifizieren können? Und, Herr Martenstein, was soll mit den Kindern passieren, die sich nicht qualifizieren können? Hartz IV for kids?

Wache Augen (26. August 2009)


Das fand ich gut.

Keine Christmon Beilage.

Das fand ich nicht gut.

Besonders peinlich ist es immer, wenn Heik Afheldt jemanden trifft. Meistens sind es irgendwelche Parvenus und/oder Ausbeuter, die sonst keiner gerne treffen möchte. Wenn das Opfer – wie meist – aussieht wie eine Kröte, werden ihm von Heik zumindest „wache Augen“ bescheinigt (auch Stevie Wonder käme mit wachen Augen weg). Aber heute ist es Herr Kreplien, ohne wache Augen, aber mit „überzeugender Ausstrahlung“. Herr Kreplien hat einiges zu bieten: seine Ideen fand er in der Wohnung, die früher einmal Esther Schweins gehörte. Da er seinen Umsatz in Zukunft um 300 % steigern wird, findet bei ihm die Krise auch nicht statt. Klasse Modell. Und er setzt – ganz Koch – auf „brutale Transparenz“ und auf „Denken in Vorgängen“ (ganz anders als Koch). Seine Bescheidenheit wird bewiesen durch den „Smart“ vor dem Haus. Das steht allerdings in Lichterfelde

Mozart (27. August 2009)


Das fand ich gut.

Endlich, wenn auch ein paar Jahrzehnte zu spät, hat auch der Tsp. eingesehen, dass die öffentliche Ausschreibung, das alte Schloss original nachzubauen, nichts anderes ist als eine Schnapsidee und eine Erniedrigung des gesamten Berufsstands der Architekten. Welcher Komponist würde sich daran beteiligen, eine Mozartsymphonie nachzukomponieren, welcher Ingenieur würde sich nicht verarscht fühlen, wenn er den Auftrag kriegt, das Rad neu zu erfinden?

Das fand ich nicht gut.

Aber die Begründung! Frau Tillmann, damit kommen Sie nie durch! Entweder es muss neu ausgeschrieben werden, weil Stella die formalen Regeln nicht eingehalten hat, oder er muss bauen dürfen, weil er die Regeln eingehalten und den Wettbewerb gewonnen hat. Tertium non datur. Nach Frau Tillmann schon: Weil sie seinen Entwurf irgendwie scheiße findet, müssen die formalen Regeln eben besonders streng angewendet oder nachträglich erweitert werden. In einem Berufungsurteil würde sich das so lesen: „Der Senat lässt es offen, ob die Berufungsschrift fristgemäß eingereicht wurde, denn der Kläger hat sowieso irgendwie unrecht.“

Vorbehalt (28. August 2009)


Das fand ich gut.

Es gibt ja richtig gute Künstler, von denen darf man einfach kein Interview lesen: strohdumm, selbstgerecht, egozentrisch, kurzum unerträglich. Walser und Grass sind gute Beispiele, aber Lindenberg und Grönemeyer gehören auch dazu. Und dann gibt es das Gegenteil: Sänger, deretwegen man schon sein Radio spontan und aus Notwehr in der Spree versenkt hat, die aber im Interview erfreulich souverän rüberkommen. Herzlichen Glückwunsch zum 60. von hier aus, Herr Maffay.

Das fand ich nicht gut.

Jetzt, wo sich alle auf einen Gesamtvergleich geeinigt haben (Dienstwagen gegen Ackermannschnitzel, bei Kostenaufhebung), muss der Tsp. wieder mal die „Golfplatzaffaire“ reanimieren. Ich hasse Golfspieler, finde aber Sarrazin irgendwie gut (wäre auch als Fernsehkoch eine gute Besetzung). Dem Tsp. geht’s offensichtlich umgekehrt. So richtig kommen sie aber auch nicht ran. Da die Vorwürfe bisher nicht bewiesen wurden und nur auf „privaten Anzeigen“ beruhen, bleibt es also bei dem vorsichtig formulierten Ratschlag an TS, „selbstkritisch in sich zu gehen“ (S. 6). Brisant ist in diesem Zusammenhang allerdings die Nachricht auf Seite 1, dass sich der Rechnungshof „alle Prüfungsmöglichkeiten vorbehält“. Wusste gar nicht, dass die sich spezielle Prüfungsmöglichkeiten ausdrücklich vorbehalten müssen, wenn sie von ihren üblichen Prüfungsmethoden (Zeitunglesen, Smalltalk am 16. Loch etc.) abweichen wollen.

Stella's Sense For Dough (29. August 2009)


Das fand ich gut.

"Wij zijn wij“ (S. 19). Ein Bayrisch-Niederländisches Lexikon zum Sammeln, ab jetzt im Sportteil des Tsp. Gute Idee.

Das fand ich nicht gut.

Noch mal das Schloss, diesmal darf der „langjährige Senatsbaudirektor“ mal was sagen. Ihm passt es nicht so recht, wenn jetzt alle nur über Formalien reden.
Dabei redet kein Mensch mehr über Hochtief, wenn … das Schloss eines Tages eröffnet wird." So kann nur ein Tatmensch sprechen (also jemand, der lieber handelt als nachdenkt). Baugenehmigung, öffentliche Ausschreibung, Planfeststellungsverfahren? Formalien. An die musste sich Schlüter ja auch nicht halten.

Erich (30. August 2009)


Das fand ich gut.

Interview mit Bill Mockridge. Also nicht irgendein B-Filmheld (wie Schweiger oder Pitt), Sir „Sir“ Simon oder Peter Stein, sondern der richtige Erich aus der Lindenstraße!

Das fand ich nicht gut.

Aber was hat ihn, Erich, in den Medien am meisten geärgert? Seine durchgeknallte Tochter Pam (übrigens hat die auch zwei niedliche Möpse)? Seine doofe Helga? Nein! „Die Flut der Tierparksendungen im Fensehen.“ Klingt nach MRR und Frau Heidenreich, und die Kritik war damals schon nicht zu verstehen.

Wissen die nicht, dass es
a) mehrere Programme,
b) ein Fernsehprogramm (on- und offline) und
c) eine Möglichkeite des Umschaltens (bei hochmodernen Geräten sogar vom Sofa aus bedienbar) gibt?

Ist doch so, als wenn jemand einen Zeitungskiosk kritisiert, weil es dort „Glamour“, „Bunte“ und „auto-motor-sport“ gibt. Muss man ja nicht kaufen, meistens gibt es ja auch die Süddeutsche, den Spiegel, oder – von mir aus – auch den Tsp.