Mittwoch, 30. September 2009

Amnestie




Das fand ich gut.


Die Meldung auf S. 31:
Mohren bleibt Gefängnis erspart
Ok, das war überfällig: Eine Generalamnestie als Wiedergutmachung für die Greueltaten in der Kolonialzeit.

Das fand ich nicht gut.

Aber sprachlich können wir das nicht durchgehen lassen. „Die Bezeichnung Mohr für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck „Neger“ kann „Mohr“ als ein rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden werden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Mohr)

PS: Danke, M.


Dienstag, 29. September 2009

Blomkvist




Das fand ich gut.

Umbenennungen sind lästig und verwirrend. Da lassen wir uns auch von den Schweden nicht auf der Nase rumtanzen. Wenn Stieg Larsson seinen Detektiven Blomkvist nennt, soll er doch! Für uns heißt er nach wie vor Blomquist, Kalle Blomquist. (S. 30)

Das fand ich nicht gut.

Umbenennungen sind lästig und verwirrend. Das sieht auch Matthies) auf S. 15) so, und meint, die Gröbenstraße soll ihren Namen ruhig behalten. Man könne dem alten Kolonialoffizier schließlich nicht übelnehmen, dass er es um 1700 versäumt hat, einen Negeraufstand anzuzetteln.
Mir gehen diese ganzen Umbenennungen auch auf die Nerven, und immer, wenn man sich gerade an einen neuen Straßennamen gewöhnt hat, stelt sich raus, dass der Namensgeber auch wieder Dreck am Stecken hatte. Wir können aber nicht alle Straßen in Berlin nach Mutter Theresa benennen (wer weiß, was da noch alles rauskommt), und auch die amerikanische Nummerierung dürfte eher zu Verwirrungen führen. Aber es gibt eine bessere Lösung als die indifferente und unpolitische Haltung von Matthies: Wir bleiben bei den Namen, aber tauschen die Geehrten aus. Wir widmen die Göbenstraße einfach Friedrich von der Gröben (1645 – 1712), Hans von der Gröben (1907 – 2005) oder Karl von der Gröben (1788 – 1876). Wird schon einer dabei sein, dem sie nichts nachweisen können. Und ansonsten: Es gibt ja noch den Ort Gröben in Sachsen-Anhalt. Und auch für die Treitschke Straße haben wir was: Nicht Heinrich, den Antisemiten, sondern Georg Friedrich Treitschke (1776 – 1842), den Librettisten und Übersetzer des „Fidelio“. Und für die Axel Springer Straße wird uns schließlich auch noch eine Lösung einfallen







Montag, 28. September 2009

Filmreif




Das fand ich gut.

Zwei gesunde Menschen sterben bei einer Bombenexplosion. Normalerweise ein Anlass für verklemmte und euphemistische Umschreibungen („wurden Leben ausgelöscht“, „verstarben noch an Ort und Stelle“, „hinterließen Frau und Kinder“, etc.). Nicht aber, wenn’s Bankräuber sind, dazu noch belgische. Da lassen wir mal die Zügel schleifen.
Zwei „Panzerknacker“ haben sich ein filmreifes Ende bereitet. („Weltspiegel“)
 Das ist schnörkellos, locker und elegant formuliert.


Das fand ich nicht gut.

Anders haben es da (mutmaßliche) Vergewaltiger, jedenfalls wenn sie Regisseure sind, und dazu noch polnische. Polanski hat die Vergewaltigung einer 13-jährigen zugegeben, sich aber seit 32 Jahren immer wieder geschickt einer strafrechtlichen Verfolgung eintziehen können. Jetzt sitzt er da, wo ihn nur Steinbrücks Kavallerie befreien kann. Und der Tsp.? Klammheimliche Freude über späte Gerechtigkeit? Auch „ein filmreifes Ende“? Nix da:
Polanski, der Verfolgte, der Entkommene, der Gejagte. („Weltspiegel“)



Sonntag, 27. September 2009

Pamela Anderson (mit Bild!)





Das fand ich gut.
Ein neuer Gottesbeweis, geführt von Barbara Sukowa, im Interview auf S. 51.

Frau Sukowa, glauben Sie an Gott?
Ich spüre, dass es etwas gibt, das ich mit meinem Gehirn nicht denken kann.
Kann Gott sein, kann aber auch was anderes sein. Zum Beispiel, wer eher da war, das Huhn oder das Ei.

Das fand ich noch besser.



Auf die Idee muss man erst mal kommen, dass Angie (vom Team teAM) mit ihrer neuen Einkaufstüte und ihrem „gutsitzendes Jackett“ ihre „Weiblichkeit herauskehren möchte“.









Das fand ich am besten.

 

Letzte Woche musste „os“ (im „Weltspiegel“) um die Oberweite von Charlize Theron herumberichten, und das ging schief. War zu viel Platz. Heute – der Tsp. lernt ja dazu – also Pamela Anderson. Da bleibt nicht mehr viel Platz übrig. Und? Tadellos, felerfrei, eine saubere Arbeit.











Samstag, 26. September 2009

Kecáš





Das fand ich gut.


Unsere Französisch Nachhilfe, die immer Samstags kommt, hat sich für die Tsp.-Leser eine neue Lautschrift ausgedacht. Lustige Dächer und Akzente auf praktisch jedem Buchstaben (Madame Hugues auf S.8):
„Das ist wie für mich der Sonntagmorgen bei Bofinger!“ (Auf Französisch bôfûngé ausgesprochen, klingt es wesentlich eleganter als das elsässische Bofinger!)


Man weiß zwar nicht genau, wie sich das jetzt ausspricht, aber man ahnt, dass man’s hinkriegt, indem man sich die Nase zuhält und laut „Bofinger“ sagt. Das tschechische Wort für Blödsinn (Kecáš) spricht sich übrigens Ķĕĉáš aus.

Das fand ich nicht gut.

Neue Wörter erfinden, ist schwierig und meistens geht’s daneben. „Ausschließeritis“ ist ein ganz besonders ekliges Exemplar, und da wundert man sich doch, wenn man es gleich zweimal findet (Robert Birnbaum auf S. 3 und Antje Sirleschtov auf S. 6).



Freitag, 25. September 2009

Hitparade




Das fand ich gut.

Bei der Strafjustiz können jetzt Milliarden eingespart werden. Richter, Staatsanwälte, Urkundsbeamte, Kripo, Gerichtsgebäude, etc, das war einmal. Alles das erledigt ab sofort PricewaterhouseCoopers. Daniel Gratzla auf S. 19:
Bedenklich ist zudem, dass immer mehr Täter ungeschoren davonkommen. Nur gegen die Hälfte der Übeltäter stellten die Unternehmen Strafanzeige. Zuvor waren es noch 60 Prozent gewesen. Vor allem mit Top-Managern gehen die Unternehmen milde um. Nur ein Drittel der straffällig gewordenen Manager erhielt eine Anzeige.
Früher war das kompliziert. Um einen Täter – oder sogar Übeltäter – als solchen zu identifizieren, brauchte man Anzeige, Ermittlungsverfahren, Anklageschrift, Haupttermin mit Beweisaufnahme und Urteilsfindung. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. PwC hat ein streng geheimes wissenschaftliches Verfahren entwickelt, mit dem Übeltäter ohne diesen ganzen Firlefanz überführt werden können.

Das fand ich nicht gut.

Die Hitparade von Ralph Geisenhanslüke wird nicht mehr gesendet. Schade, waren immer so lustige Geschichten von Leuten, deren namen mir nichts sagte, und die offenbar Musik machen, die ich noch nie gehört habe.


Donnerstag, 24. September 2009

Tools



Das fand ich gut.



Claudia Keller befasst sich mit der „Zukunftswerkstatt Kirche“. Keine Frage: Eine vorbildliche Werkstatt.
Als die EKD 2006 das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ vorstellte, war die öffentliche Aufmerksamkeit groß, aber auch die Ablehnung bei vielen Pfarrern. Sie störten sich an dem neuen Ansatz, Kirche wie ein Unternehmen zu denken und ihre Arbeit nach messbaren Kriterien zu bewerten.


Ein guter Ansatz der EKD und die übliche Bedenkenträgerei. Was ist dagegen einzuwenden, wenn Horden von WPs jetzt auch einmal auf die Gemeindepfarrer losgelassen werden mit den üblichen Fragen: Wis sieht Ihr Businesscase aus? Welche Tools halten Sie für geeignet? Wie kann man das Marketing optimieren? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Endlich sind die auch mal dran.
 Aber die Werkstatt hat auch ein politisches Konzept.

Kleine Landeskirchen fühlten sich von den Vorgaben unter Druck gesetzt, dass von den jetzt 22 Landeskirchen bis 2030 durch Fusionen nur noch acht bis zwölf übrig bleiben sollen, die auch nicht mehr den Ländergrenzen von 1815 entsprechen, sondern den Bundesländern.


Acht bis bis zwölf Landeskirchen in den Grenzen der Bundesländer? Das kann nur zweierlei bedeuten, und beides ist begrüßenswert: Entweder vier bis zwölf Bundesländer bleiben ganz von der Kirche verschont, oder wir trennen uns von vier bis acht Bundesländern. Wunschlisten bitte zu mir.


Das fand ich nicht gut.

Ein so brisantes Konzept wie die „Zukunftswerkstatt Kirche“ müsste in einer Zeitung wie dem Tsp. doch erläutert und analysiert werden. Und CK kündigt so etwas auch an („- Seite 31 und Meinungsseite“). Man blättert fieberhaft, aber was findet man dort? Siemens, Hendryk „M.“ Broders Name-dropping und bisschen was zum Weltfrieden. So geht’s gar nicht




Mittwoch, 23. September 2009

Zebrastreifen






Das fand ich gut.



Es gibt auch gute Meldungen. Heute auf S. 20. “Duisburg gewinnt in Gladbach”. Leider nur im Pokal, aber es geht aufwärts.


Das fand ich nicht gut.

Den Kommentar auf der Meinungsseite zu den Überhangmandaten.
Franz Müntefering findet, die Wahlen seien nun nicht mehr so richtig gleich, Jürgen Trittin warnt vor einer „ergaunerten Mehrheit“. So zu tun, als seien diese mit der Erststimme im Wahlkreis errungenen Mandate minderwertig, ist unverschämt. Diese Parlamentarier wurden nach dem Mehrheitswahlrecht von den Stimmbürgern direkt und ganz bewusst gewählt. Wer dieses persönliche Element der Wahl gering achtet und nur die über die Zweitstimmen errungenen Landeslistenmandate für legitim hält, stellt das demokratische Wertesystem geradezu auf den Kopf. Es ist schäbig, eine sich abzeichnende Wahlniederlage auf diese Weise schönreden zu wollen.
Das ist natürlich reiner Blödsinn, und ich nehme an, der Gerd weiß das auch. Keiner behauptet, dass Überhangmandate Mandate zweiter Klasse sind. Es geht ja nicht um die Qualität der Mandate, sondern allein um die Quantität, sprich: Anzahl. Und hier kann man, übrigens in Übereinstimmung mit dem Bundesverfassungsgericht, durchaus der Ansicht sein, dass die Überhangmandate auf der Grundlage freier und gleicher Wahlen nicht zu zusätzlichen Mandaten führen dürften. Wir zitieren aus der Prressemitteilung des BverfG zum Grundastzurteil vom 3. Juli 2008 (AZ: 2 BvC 1/07):
Dem Gesetzgeber ist eine angemessene Frist einzuräumen, die
Verfassungswidrigkeit des geltenden Wahlsystems zu beheben. Die
Behebung der Verfassungswidrigkeit dieser Normen betrifft nicht
nur die Unterverteilung von Sitzen bei Listenverbindungen einer
Partei, sondern das gesamte Berechnungssystem der Sitzzuteilung im
Deutschen Bundestag. Der Gesetzgeber hat mehrere Möglichkeiten der
Neuregelung, die jeweils deutliche Auswirkungen auf die geltenden
Regelungen der Sitzzuteilung im Deutschen Bundestag haben. Im
Hinblick darauf, dass der Effekt des negativen Stimmgewichts
untrennbar mit den Überhangmandaten und der Möglichkeit von
Listenverbindungen zusammenhängt, kann eine Neuregelung sowohl
beim Entstehen der Überhangmandate oder bei der Verrechnung von
Direktmandaten mit den Zweitstimmenmandaten oder auch bei der
Möglichkeit von Listenverbindungen ansetzen.
Für diese Erkenntnis braucht man im übrigen nicht einmal die Profis aus Karlsruhe. Auch der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass es gegen die Prinzipien der gleichen Wahl verstöt, wenn alle vier Jahre im Schnitt acht bis zehn zusätzliche Mandate ausgelost werden, bei denen aber praktisch und rechnerisch nur zwei (von fünf) Parteien gewinnen können. Dass die SPD davon jahrelang profitiert hat, und sich erst jetzt – bei schlechteren Gewinnchancen – dagegen beschwert, kann nur zu einem Abzug bei der B-Note führen.




Sonntag, 20. September 2009

Charlize Theron












Das fand ich gut.




Es ist bestimmt nicht einfach,sich für die letzte Seite eine passende Geschchte einfallen zu lassen. Sie muss ja doppelt passen: einmal zum Dekolletébild und dann noch zum vorgegebenen Textumfang (kurvig ums Dekolleté herum, also). Beobachten wir also denjenigen bei der Arbeit, den es gestern beim Tsp. erwischt hat.







Nicht schlecht, Chalize Theron mit weit geöffneter Bluse. Da sollte mir doch was zu einfallen. 25 Zeilen kriege ich doch locker voll. An die Arbeit:


Charlize Theron, Schauspielerin, tritt in die Fußstapfen von Brad Pitt. Im der US-Fernsehsendung „The View“ sagte sie. Sie wolle nicht heiraten, solange ihre schwulen Freunde und ihre lesbischen Freundinnen nicht heiraten dürften. Ähnlich hatte sich zuerst Brad Pitt geäußert. Was anfangs wie eine private Ausrede wirkte, könnte sich zu einer neuen Formel der politischen Korrektheit in Hollywood entwickeln...
Na bitte, geht doch. Fehlen nur noch fünf halbe Zeilen, direkt neben dem Ausschnitt.


Brad Pitt hat sich unterdessen eine Art Ziegenbart wachsen lassen?
Ne, geht nicht, passt doch gar nicht zur Story. Aber „unterdessen“ ist gut.


Unterdessen fiel in China ein Sack Reis um.
Ne, passt zwar ganz gut, kommt mir aber irgendwie bekannt vor. Außerdam müsste ich dann erst mal knallhart recherchieren, ob das in China tatsächlich passiert ist.


Unterdessen sinkt am Horizont blutrot die Sonne in den Pazifik.
Mhh. Auch ein bisschen abgegriffen. Liegt Hollywood überhaut am Pazifik?


Scheißegal. Meistens ist die erst Idee doch die beste. Den Text im Ausschintt liest ja doch keiner.




Das fand ich nicht gut.


Was ist nur aus Martenstein geworden. Früher freche Berichte zur kulturellen Gesamtsituation, und inzwischen Pro Reli, Pro Eliteschule und Pro Afghanistan Krieg. Heute vergleicht er den Helden der Münchener S-Bahn mit unseren Jungs (pun intended) am Hindukusch, und fragt sich, ob er der „Einzige ist, der diesen Zusammenhang sieht.“ Das wollen wir jedenfalls schwer hoffen. Jedenfalls dann, wenn man sich ansieht, wie die Geschichte in München ausgegangen ist. Im übrigen ist es aber schon ein interessantes Bild: Die Bundeswehr soll Zivilcourage zeigen. Und das in Uniform?




Donnerstag, 17. September 2009

Chappy




Das fand ich gut.

Frau von Weizsäcker ist erleichtert, dass beim Kanzlerduell eben nicht die Fetzen geflogen sind.
Wer einen Wahlkampf fordert, bei dem die Fetzen fliegen, verlangt nicht nur Unmögliches von der Politik, er unterschätzt auch uns Wähler.
Das klingt vernünftig, reif, wohltemperiert und angenehm unaufgeregt.

Das fand ich nicht gut.

Ist aber “tapferer Blödsinn” (Arno Schmidt). “Demokratie ist eine Wettbewerbsveranstaltung”, wie Frau Bruns (auf Seite 1) zurecht feststellt, und das gilt erst recht im Wahlkampf. Wenn solche Duelle irgend einen Sinn haben sollten, dann wohl nur, wenn die Protagonisten herausarbeiten, inwieweit sie sich unterscheiden. Die Gemeinsamkeiten – ich nehme mal an, beide Kandidaten sind gegen Faschismus, Todesstrafe, Rassismus und schlechte Wetter – interessieren da eben nicht so sehr. Aber es kommt noch schlimmer:
Der Wahlkampf fällt diesmal in ein Jahr, das von einer weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt ist. Der Krieg in Afghanistan verlangt größere politische Anstrengungen, als wir erwartet hatten. Die Lage ist ernst. Sie betrifft uns alle. Wer will da ernsthaft von der amtierenden Kanzlerin und ihrem Außenminister verlangen, ein Wahlkampf-Theater aufzuführen?
Das soll also heißen, bei schwierigen Fragen sollte man sich mit einer pointierten Stellungnahme zurückhalten, und die Fetzen sollten nur fliegen, wenn’s nicht drauf ankommt, z.B. beim Mehrwertsteuersatz auf Tiernahrung..



Mittwoch, 16. September 2009

Von Juni bis September




Das fand ich gut.

Paar Tage vor der Wahl muss die CDU das Monsterplakat entfernen. Auf dem 17. Juni wird jetzt für den 27. September Reklame gemacht.

Das fand ich nicht gut.

Aber wer zahlt dafür?
Ganz vorbei ist der Streit noch nicht: Für die Bezirksverordnetenversammlung am Donnerstag haben die Grünen einen Antrag „Illegales Plakat abhängen, auch ohne ,Kraftslogan’ und Parteiemblem“ gestellt. Zudem wollen sie eine Kritik des Landesrechnungshofes thematisieren, der die Gratisvergabe der Werbeflächen an die Stiftung bemängelte. Das findet Geschäftsführer Härtig absurd: Die Einnahmen flössen schließlich in die Sanierung; hätte man Gebühren zahlen sollen, wäre es dazu gar nicht gekommen.
Versteh ich nicht. Hätte wer Gebühren zahlen sollen, wäre es zu was nicht gekommen? Zum Abschluss des Werbevertrages, zum “Rückbau” oder zum “Kraftslogan”?

Dienstag, 15. September 2009

L'esprit des lois




Das fand ich gut.


Der Tsp. ist gegen eine Verschärfung des Jugendstrafrechts und für mehr Gelassenheit bei den Öffnungszeiten der Geschäfte im Hauptbahnhof (beides auf der Meinungsseite). Wohltuend tolerant.


Das fand ich nicht gut.


Von wegen Toleranz. Härtere Strafen für junge Straftäter wären zwar wünschenswert, sind aber zu teuer. Noch schlimmer ist die Argumentation beim Ladenschlussgesetz.
„Leider gewährt es [das Ladenschlussgesetz] Freiheit, wo man sie kaum braucht…“
Kapiert?
Noch mal:
„Leider gewährt es [das Ladenschlussgesetz] Freiheit, wo man sie kaum braucht…“
Sehnse, das meine ich. Wieviel Freiheit „braucht“ man? Wieviel Freiheit sollen Gesetze „gewähren“? Eben. Erst ist die Freiheit da, und dann kann sie durch Gesetze eingeschränkt werden, aber nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Und nicht umgekehrt.
So, und wann ist ein Gesetz notwendig? Genau. Wenn ansonsten die Freiheit anderer gefährdet ist. Und hier liegt das Problem: Es muss ja keiner am Sonnteg kaufen und verkaufen, und keiner wird dadurch belastet oder belästigt, wenn’s andere tun. Und wenn Verdi feststellt, dass das Personal unterbezahlt ist, hat das ja wohl nichts mit den Öffnungszeiten zu tun. Das gehört dann nicht vors Verwaltungs- sondern vors Arbeitsgericht.


Montag, 14. September 2009

Bremen




Das fand ich gut.

Es ist immer lustig, anderen dabei zuzusehen, wie sie im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen. Noch unterhaltsamer ist es, wenn sie dafür Felsbrocken und Geröllhalden verwenden. Frau Hasel beschwert sich auf S. 27, dass im Film „Butter bei die Fische“ nicht nur „Kühe, sondern auch das Klischee gemolken wird“. Und im selben Absatz heißt es dann weiter:
Vielleicht hätte ein Film, der zwischen den verwaisten Industrieschloten des Ruhrpotts und den darbenden Dörfern Schleswig-Holsteins spielt, mehr zum Drama als zur Komödie getaugt.
Das fand ich nicht gut.

Zugegeben, das „Duell“ war nicht gerade aufregend, Bremens 0:0 gegen Hannover hatte einen höheren Unterhaltungswert, aber das wusste man schon vorher. Kein Grund, es hinterher mit denselben Stereotypen zu wiederholen. Das „Duett“ war wieder da, die „Kabinettssitzung vor laufender Kamera“, die „Wattebäuschchen“, und immer wieder – siehe Bremen – das „Unentschieden“.
Irgendwie müssen sie aber geahnt haben, dass sich selbst der Tsp. kein „non liquet“ leisten kann. Meinung und Bewertung müssen also her. Aber welche? Hören wir mal in die Redaktionskonferenz rein.
Chefredakteur: Also wen sehen wir jetzt als Sieger?
Redakteur 1: Chef, das ist schwierig. Der Stoiber sagt so, der Wowi so. Was sagen denn die anderen? SZ oder FAZ?
Chefredakteur: Auf die können wir nicht warten, die kommen erst morgen früh raus.
Redakteur 2: Aber wenn wir wieder mal daneben liegen, so wie mit dem EU Verfassungsgericht, fallen wieder alle über uns her.
Chefreadkteur: Aber irgendeine Meinung müssen wir doch haben, zumindest was abdrucken.
Redakteur 1 denkt nach: …. muss ja nicht eine Meinung sein.
Chefredakteur: Good thinking, man. Wir machen’s wie die von der ZEIT, vorne rechts, hinten links. Wenn sich die anderen festgelegt haben, können wir immer noch sagen, das hätten wir auch so gesehen.
Redakteur 2: Also besser nichts auf der Meinungsseite?
Chefredakteur: Genau. Ist zu gefährlich. Auf Seite 3 lassen wir den Steinmeier gewinnen, das macht der Robert…
Redakteur 1: …dann nehmen wir einen merkelfreundlichen Wissenschaftler auf Seite 2…
Redakteur 2: … und was Neutrales und Staatstragendes vom Gerd auf Seite 1.
Chefredakteur: So machen wir’s. Ein totsicherer Plan.



Sonntag, 13. September 2009

Brillant




Das fand ich gut.

Die Überschriften sind ja oft verhunzt, das hatten wir jetzt schon öfter. Aber manchmal gibt’s auch einen Volltreffer. Heute z.B., allerdings erst auf der letzten Seite.
Samstags in einem Café am Winterfeldtplatz. Zwei Männer um die 40 unterhalten sich über ihre Eltern. „Immer wenn meine Mutter mit mir reden will“, sagt der eine, trinke ich vorher ein, zwei Glas Sekt. Das erleichtert die Sache ungemein.“
Na ja, keine umwerfende Story, aber die Überschrift ist gut.
SÖHNLEIN BRILLANT
Das fand ich nicht gut.

Überschrift auf S. 1:
„Mann in Münchener S-Bahn tot geprügelt.“
Schlimme Geschchte. Aber warum kein einziges anerkennendes Wort dazu, dass das jetzt so schnell in Berlin erst mal nicht passieren kann?





Samstag, 12. September 2009

Besser geht's nicht



Das fand ich gut.



Endlich: „Vertrag für Stadtschloss gekippt.“ Es wurde auch Zeit, dass der Spuk ums Schloss sein überfälliges Ende findet.. Il y a des juges à Bonnes. Wenn natürlich auch die Begründung kaum nachvollziehbar ist, läuft sie doch darauf raus, dass im Wettbewerb nicht die beste Idee, sondern der umsatzstärkste Architekt ermittel werden sollte. Aber der Tenor zählt, und nicht ein obiter dictum, oder – weniger juristisch - : Wichtig ist was hinten rauskommt.


Das fand ich nicht gut.


Ist Ihnen auch aufgefallen, in welch beschissener Sprache der Text oben abgefasst ist? Lauter miese Kollokationen (hatten wir schon mal), stereotype Metaphern und klischeehafte Wendungen. Aber daran bin ich nicht schuld, sondern 28jährige Gehirnwäsche durch Tsp.-Headlines. Kaum noch eine Überschrift ohne dümmliche Stab-, Schüttel- oder Endreime, ohne unmotivierte Anleihen aus Buch-, Song- und Filmtiteln oder ohne unerträgliche Wortwitze. Kleine Auswahl gefällig?
Ein gutes Bild abgeben (S. 2)
Am Westen gemessen (S. 2)
Das andere Geschlecht (S. 3)
Ein Mann, ein Projekt (S. 5)
In Brandenburg verloren (S. 8)
Die beißt nicht (S. 9)
An die Leine genommen (S. 10)
Im Schatten der Platten (S. 10)
Abendbrot bei Tiffany (S. 11)
Fit für die Zukunft (S. 15)
Tief gefallen, weich gelandet (S. 19)
Die Angst der Anleger um ihr Geld (S. 19)
Ein utopisches Angebot (S. 24)
Skandal im Schlossbezirk (S. 25)
Zieht euch warm an (S. 27)
Ich hoffe, „Es geht noch besser“ (S. 23)

Freitag, 11. September 2009

9/11



Das fand ich gut.


Ich hatte schon befürchtet, der ansonsten so gedenktagfreudige Tsp. würde wieder mit Neinileven die ganze Zeitung verstopfen. Nichts dergleichen. Die ganze erste Seite voll mit Meldungen von heute.



Das fand ich nicht gut.



Wer sonntags ungefragt und in penetranter Weise Nachhilfe in Deutsch gibt, der muss sich freitags (auch als Rentnerin) der mitleidlosen Kritik stellen. Und schon geht es los:
Als Ost-Kind war unsereiner oft dort…
Unsereiner? Unsereine? Unsereins? Egal, ist alles Mist. „Unsereins“ ist der kleinbürgerliche, defaitistisch-subalterne Stiefbruder des selbst nicht gerade charakterstarken „man“. Klingt muffig nach Fallada, Berlinblockade und Währungsreform. Weg damit.

Aber auch inhaltlich nicht gerade schlüssig:
Ungereimte Aussagen fallen auf. „Westberliner Polizei und Grenztruppen der DDR schossen aufeinander“, liest man. Zwei derartige Fälle sind bekannt: bei einem tödlichen Fluchtversuch 1961 (Bernauer Straße, Mitte/Wedding) und bei der geglückten Flucht 1962 mit einem gekaperten Ausflugsdampfer über die Spree (Treptow/Kreuzberg). Die West-Polizei durfte gar nicht eingreifen, allenfalls zurückschießen, wenn Kugeln im Westen einschlugen. Na ja, es ist wohl immer noch schwer, ein gemeinsames Bild von der geteilten Vergangenheit zu zeichnen.

Wenn einer hin- und der andere zurückschießt, schießen die also nicht aufeinander? Und wenn hinschießen verboten war, kann es auch nicht passiert sein, jedenfalls nicht im Westen?


Donnerstag, 10. September 2009

Guinness




Das fand ich gut.


Auf dem Weg ins Guinness Buch der Rekorde:

1. Das aufdringlichste Namedropping in einem Satz (wenn auch auf Kosten des Satzbaus):

“Es ist ein von dem Architekten Daniel Libeskind mit einer besonderen Stimmung ausgestatteter Raum, wie ihn auch Siegfried Kracauer 1931 bei der Betrachtung des durch Heinrich Tessenow in Schinkels Neuer Wache Unter den Linden eingebauten Gedenkraums pries.” (S.29)
2. Die Vertretensten in einem Satzteil.


„Die Vertreter der Betroffenenvertretung Spandauer Vorstadt BV SpV…“ (S. 16)
Das fand ich nicht gut.


Man kann es nicht mehr lesen:


“Reicht es nur zu dem Zynismus, dass die Russen 1945 eine ganze Armee aufboten, um Berlin zu erobern, die S-Bahn aber doch nicht so kleinkriegten, dass sie nicht kurz nach Kriegsende wieder zu verkehren begann, während es nun einem vierköpfigen S-Bahn-Vorstand gelingt, sie von heute auf morgen auf ein Viertel ihrer Zug-Kapazität zu bringen?” (S. 1)
Meines Wissens ist dieser hinkende Vergleich erstmals von Martenstein angestellt worden. Und es klingt ja auch griffig: Was der Ivan nicht geschafft hat, erledigt Hartmut „Bahnchef“ Mehdorn mit links. Ist natürlich Blödsinn. Nichts ist darüber bekannt, ob die S-Bahn 1945 pünktlich im 10 Minutentakt von Feuerbachstraße bis Frohnau gefahren ist, und ob man damals den Betrieb reduziert hätte, wenn sich heraus gestellt hätte, dass einige Bremszylinder nicht der DIN EN 13452-1:2005-01 entsprechen, ist ebenfalls zweifelhaft.

Mittwoch, 9. September 2009

Return on investment


Das fand ich gut.

Auf der Meinungsseite arbeitet Frau Tönnies sehr schön heraus, dass es nicht damit getan ist, andere Länder mit Erfolg zu überfallen, sondern dass man dann die Beute auch behalten und verteidigen muss. Das erweitert den eigenen Machtbereich, ist aber auch für die Opfer ein guter Deal. Den Negern ging es in den Kolonien erheblich besser als in den „Strukturen der beraubten Länder“.

Dem wird man kaum widersprechen können, aber für Frau Tönnies’ Sicht sprechen auch handfeste wirtschaftliche Argumente. Armeen und Waffen wachsen ja nicht auf Bäumen, sondern kosten richtig viel Geld. Unter dem Gesichtspunkt des return on investment muss sich das ja auch irgendwie auszahlen. Kurzum, es muss sich wieder lohnen, Angriffskriege zu führen. Unter Renditegesichtspunkten war es allerdings nicht besonders pfiffig, bei Irak abzuwinken und in Afghanistan zuzuschlagen. So gesehen hat wieder einmal Steinbrück den besten Gedanken gehabt, die Kavallerie in die Schweiz zu schicken.

Das fand ich nicht gut.

Seite 5, heute ein Ort der Trauer.
Am Rande der Zeremonie, an der auch die beiden Militärbischöfe, der Augsburger Bischof Walter Mixa und der lippische Landessuperintendent Martin Dutzmann teilnahmen, kam es zu Protesten von Kriegsgegnern. Ein Demonstrant wurde nach Zwischenrufen – „Soldaten sind Mörder“ – von Polizisten abgeführt.
Haben sie offensichtlich den Falschen eingebuchtet.

Dienstag, 8. September 2009

Rotkäppchen


Das fand ich gut.

Die kleine Kerstin besucht den dicken Lars (auf S. 3). Wenn man einen Verrückten interviewt, sagt sich Kerstin, sollte man ruhig selbst ein bisschen verrückt spielen. Und das ist ihr wirklich perfekt gelungen. Selten so gelacht.


Der Regisseur lässt sich in ein großes weißes Sofa fallen, an jeder Seite ein dekoratives grünes Kissen. Hölleninterieur sieht anders aus, aber „grün“ ist das richtige Stichwort. Bevor er den Film drehte, sagt von Trier, habe er im Fernsehen eine Dokumentation über den „europäischen Urwald“ gesehen. „Das war nicht der Wald der Romantiker, das war kein Ort der Sicherheit, des Geborgenseins. Ein Wald ist in Wirklichkeit Mord und Totschlag. Der Wald ist das Maximum von Schmerz. Der Wald ist Horror!“, schließt von Trier mit weicher Stimme.
Was, der Urwald ist gar kein Ort der Geborgenheit? Muss man erst mal drauf kommen.
Man könnte nun einwenden: „Aber das wusste doch schon Rotkäppchen!“
Eben. Schon Rotkäppchen wusste, dass es im Urwald vor Großmütter und Wölfen nur so wimmelt. Aber Lars kennt wahrscheinlich nur die Naturreportagen von Hans Christian Anderson.
Fragen wir besser mit Hegel: Vielleicht ist die Natur gar nicht gut oder böse? Ist sie nicht eher eine blind zeugende, blind zerstörende Macht? Ist der Urwald ein Urweib, der Schoß der Natur?
Ist ja naheliegend, dass Hegel sich bei einem Regisseur danach erkundigt hätte, ob der Urwald nicht vielleicht doch ein blind zeugender Schoß der Natur ist. Um dann knallhart nachzufragen, ob es auch Schöße mit Augen gibt.
Lars von Trier und seine Assistentin sehen sich fragend an.

Verständlich. Und wir wissen auch, welche Fragen sie sich stellen. (Hat die junge Dame aus Tyskland vielleicht nicht alle cops im Schrank?)
Der Blick des Regisseurs wird luziferisch:
Na ja, ist sicher Auslegungssache. Doch vermutlich eher mitleidig oder ängstlich.
„Was? Der Urwald ist das Urweib? Und das hat Hegel gesagt?...
Pfiffig. Der Mann kennt seinen Hegel (oder Kierkegaard).
Also, ich sehe das so: Wenn Gott Wälder schafft, in denen Tiere auf Leben und Tod miteinander kämpfen müssen, dann ist seine Schöpfung nicht gut.“
Wow, die Theodizee für Tierfreunde. Der negative Gottesbeweis für Fuchs und Hase.
Aber Herr von Trier! Sie sind Katholik!
Genau. Als guter Katholik soll man nicht so zimperlich sein.

„Ach“, überlegt der Regisseur, „ich glaube nicht, dass ich noch Katholik bin. Und wenn, bin ich ein schlechter.“
Kennen Sie die Szene aus Eins-zwei-drei, in der der Ex-Nazi sagt: "Ja, klar, ich war Hitlers Leibkoch, aber ich war ein ganz schlechter Koch."

Das fand ich nicht gut.

Selbst die verschlafenen Süddeutsche hatte heute morgen die lustige Meldung, dass Didi wieder mitmacht, um den Protestanten in der Regierung nicht kampflos das Feld zu überlassen. Und der Tsp.? Überschrift auf S. 1: "CDU will Lieberknecht für Thüringen". Schnee von gestern.

Montag, 7. September 2009

Fake


 

Das fand ich gut.


Endlich mal ein klares Bekenntnis dazu, dass es Quatsch ist, wenn ein demokratischer Staat einen Palast der Republik beseitigt, um ein Königsschloss nachzubauen. Und dass selbst der Nachbau der Frauenkirche ein "gigantischer Fake" ist, der lediglich dazu geeignet ist, die Opfer des 13. Februar 1945 zu verhöhnen.

Was, stand nicht im Tsp, sondern in der Süddeutschen? Fand ich trotzdem gut.

Das fand ich nicht gut.

Alexander Gauland (S. 8, diesmal wirklich im Tsp.):
Es stimmt schon, die Linke ist in den Augen vieler eine Partei von Fantasten. Dass ausgerechnet am Vorabend des 1. September, also des Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen eine konsequent pazifistische Partei endgültig in der Republik Fuß gefasst hat, darf politische Realisten schon erschüttern – es ist, als ob es die Lehre aus dem 1.9.1939 nie gegeben hätte: „Bereite den Krieg vor, wenn du den Frieden erhalten willst.“
Hallo? Die Wiederbewaffnung war die Lehre des 1.9.1939? Oder meint AG, dass Deutschland nicht ausreichnet bewaffnet war, um 1939 wirksam für den Weltfrieden im Osten zu sorgen? Oder war der Zweite Weltkrieg der endgültige Beweis, dass Pazifismus nun wirklich nicht der richtige Weg sein kann?

Sonntag, 6. September 2009

Ecken und Kanten




Das fand ich gut.

Die Erkenntnis, dass sich Politikerinnen "mit kastenförmigem Oberkörper" im Kabinett "besser stapeln lassen." (Frau Fendel auf S. 25)

Das fand ich nicht gut.

Alle weitern Erkenntnisse im selben Artikel. Die beschränken sich darauf, dass sich (angeblich) gut aussehende Frauen wie Koch-Mehrin oder von der Leyen gerne in "kantenfreier Attraktivität" präsentieren, während sich Frauen, die von der Natur etwas stiefmütterlich behandelt wurden (Merkel, Künast), "rechteckig gepolstert und "asexuell" zeigen. War doch schon immer so, nur eben nicht bei Vera Lengsfeld.

Samstag, 5. September 2009

N/R/W




Das fand ich gut.




Das ist eine witzige Darstellung einer sehr schlüssigen Parallele. Steinbrück und Gaddafi haben die Schweizer Politik und den Staat angegriffen. Ob man deswegen die Kavallerie holen sollte (Peer) oder den Österreichern das Matterhorn schenkt (Muhammar), ist Geschmackssache. Ich finde die libysche Lösung lustiger.




Das fand ich nicht gut.

Matthies auf Seite 3: Gaddafi und Rüttgers.

Was Gaddafi betrifft: Für den teilen wir einfach die sächsische Schweiz auf, der
merkt den Unterschied nicht. Denn anders als Schlämmer, Rüttgers und die
Rumänen weiß der wirklich nicht, was er tut.
Das passt eben einfach nicht. Rüttgers hat nicht die Republik Rumänien oder die rumänische Politik angegriffen, sondern die Rumänen selbst. Ein klarer Fall für Kavallerie und Aufteilung.

Freitag, 4. September 2009

Zweimal Didi


Das fand ich gut.


Fällt nicht oft positiv auf, der Herr Appenzeller, aber heute eben doch (S. 6). Ist doch gar nicht schwer, einzusehen, dass in einer Demokratie nur das verboten werden sollte, was anderen (nachweislich) schadet, und nicht nur irgendwie nicht in den Kram passt.
Wer hätte gedacht, dass sich der Tsp. traut, Kritisches über Didi und Ilja zu schreiben (S. 23)? Rerum cognoscere causas scheint die ersten Wirkungen zu zeigen.


Das fand ich nicht gut.
Noch mal Didi (S. 3). Das Bild ist natürlich klasse:

Aber die Bildunterschrift! "Es gab Zeiten, da konnten Angela Merkel und Dieter Althaus noch gemeinsam lachen..." Ja, wer lacht denn da? Er weint, und sie ist einfach nur bekifft.

Donnerstag, 3. September 2009

Print-Punk


Das fand ich gut.

Das Wort „Stino“ hat Malte Lehming bestimmt selbst erfunden, oder das Ganze beruht auf einer Wette in durchzechter Nacht. Sein Kommentar (S. 8) geht ungegähr so: Erst wird einBonmot von einem unbekannten französischen Karikaturisten zum Besten gegeben, dann listet Malte auf, welche Politikerinnen Kinder haben und/oder geschieden sind. Dann kommt – endlich – der Stino, den man in der CDU und bei den Linken findet, und am Schluss teilt er uns mit, dass das eigentlich alles scheißegal ist. Schlüssig, schmissig, totaler Print-Punk.

Das fand ich nicht gut.

Auf S. 12 wird berichtet, dass die BVG das Bußgeld für Schwarzfahren nicht anheben will. Matthies meint auf S. 9 dazu:
Die BVG…kann das Geld nur von jedem dritten Schwarzfahrer eintreiben, alle
anderen sind zu arm – da ist es nahezu egal, ob die Strafe nun 60 oder 6.000
Euro beträgt.

Aha. Woll’n ma sehn. Angenommen, die BVG erwischt in diesem Jahr 12.000 „Sünder“ (S.12). Bei 60 € Prämie gehen also (12.000 * 60 € * 0,33 =) 240.000 € ein. Bei einer Prämie von 6.000 € ergibt das (12.000 * 6.000 € * 0,33 =) 240.000.000 €. Sapperlot, das Hundertfache! Zauber der Mathematik.

Mittwoch, 2. September 2009

The voice of reason


Das fand ich gut.

Immer wieder wohltuend, sachlich und interessant sind die Beiträge von Alexander S. Kekulé, the voice of reason im Tsp. (S. 6) Selbst wenn er über die doofen Glühbirnen schreibt, ist das immer noch hundert mal spannender, als wenn...

Das fand ich nicht gut.

... Heik Afheldt "eine liebenswürdige und ausnehmend wohl anzusehende" Hoteldirektorin trifft (S. 14). Mindestens die Hälfte de Textes besteht aus unerträglichen Euphemismen, Kollokationen (das Wort habe ich nicht erfunden, sondern steht heute im Tsp. auf S. 23), Lobhudeleien und Klischées. Auswahl gefällig?

klares Design/auffallende Liebenswürdigkeit/volle Lippen/energisches Kinn/sehr musikalisch/ehrgeizge Akademikertochter, etc.

Keinem Werbetexter ließe man das durchgehen. Und dann die verdrechselte Sprache! Aus der Absolventin "ward" eine Betriebswirtin. Oder der hier:
Wenn sie drei Wünsche frei hätte, frage ich?

Schön herausgearbeitet wird allerdings der Unterschied zwischen Aufstiegsmöglichkeiten in der DDR einerseits und in der BRD andererseits: In der Zweiten Diktatur war sie nach einem Jahr Ausbildung "fertiger Restaurant-Fachmann, vulgo Kellnerin". In der Zweiten Republik hat's dann für mehr gereicht: "Director Convention & Event" (vulgo Betriebsnudel).

Dienstag, 1. September 2009

Prozente


Das fand ich gut.

Der Tsp. kümmert sich mal wieder um seinen Lieblingsgegner, den Radfahrer (S. 13)

Das fand ich nicht gut.

Natürlich nimmt er instinktsicher sofort Partei für alles, was dem Radfahrer das Leben schwer macht. Bis auf die Radfahrer ist natürlich jeder für eine Helmpflicht. Ist immer schön, anderen was zu verbieten. Dabei sollte eigentlich nach wie vor gelten, dass nur das verboten wird, was andere gefährdet oder belästigt, sonst kann man auch alles verbieten, was irgendwie gefährlich ist (Bergsteigen, Skifahren, Safaris durch Algerien oder Motorradfahren). So sieht das wohl auch der ADFC, mit der nicht ganz abwegigen Argumentation, "dass die Leute wieder aufs Auto umsteigen," wenn sie sich zum Radfahren einen affigen Helm aufsetzen müssen.

Aber an der Stelle fängt der Tsp. erst richtig an:


Stefan Zimmer, Geschäftsführer der Hannelore Kohl Stiftung, die sich
besonders um Menschen mit Schädelhirnverletzungen kümmert, sieht das ganz
anders: Rund 23 000 Radfahrer erlitten jedes Jahr solche Verletzungen, knapp 20
000 davon hätten keinen Helm getragen. Generell schützten sich nur zehn Prozent
der Erwachsenen in Deutschland

Jetzt mal langsam zum Mitschreiben. 10% schützen sich "generell". Bei 23.000 Verletzungen waren 3.000 mit Helm unterwegs. Bei den Verletzten beträgt die Helmquote also (3.000 : 23.000=) 13,04 %, und liegt damit deutlich höher als bei den Unfallfreien. Spricht das nicht irgendwie gegen die Helmpflicht, wenn dadurch die Unfallgefahr steigt?