Mittwoch, 13. Oktober 2010

Tempelhof 21






Wie begründet man seine eigene Meinung, wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, ob es eine gescheite Begründung überhaupt gibt? Am besten, man fängt mit einer Prämisse an, die man selbst nicht begründen muss, und die man sich am einfachsten vom Stammtisch ausleiht, dem ja jetzt keiner mehr zu widersprechen wagt („Es muss doch noch erlaubt sein,…“. „Danke, Herr Sarrazin, das reicht.“)


Vo da an ist es dann nicht mehr sehr schwer, jedem Unsinn irgendwie eine Begründung zu verpassen. Gute Beispiele für Stammtischwahrheiten sind:

- Die Radfahrer werden immer unverschämter und halten sich an keine Regeln (geht auf Heinz Erhardt zurück, ist aber immer noch genauso wahr wie vor 60 Jahren)

- Die Jugend von heute lernt nichts Gescheites und kennt keine Disziplin (Goethe oder Humboldt oder wer auch immer, vermutlich auch Marx)

- Der Fußball war früher ehrlicher (Fritz Walther)

- Heutige Generationen kennen keinen Anstand, sondern nur noch Egoismus (Aristoteles [Onassis])

- Früher war sogar die Vergangenheit besser (RCC)

Uihh. Die vom Tagesspiegel wollen, dass wir (Schneider & Elitz) begründen, warum man den Flughafen Tempelhof sofort wieder einzäunen sollte.

„Am besten, wir fangen mit irgendwas an, das keiner anzweifelt, weil es gut klingt“, sagte Elitz zu mir, „dann wird auch der Rest nicht angezweifelt“. „Gut“, entgegnete ich, „also: Die Radfahrer werden immer unverschämter.“ „Nicht schlecht. Aber das wird ein langer Bogen bis zur Fliegerei.“

Und dann hatten wir es:

Der Flughafen Tempelhof ist ein Mythos. Er steht für zwei Menschheitsträume – für die Befreiung des Menschen von der Erdenschwere, den Traum vom Fliegen, und er steht für die Sehnsucht nach Freiheit.
Sauberer Einstieg. Mythos ist ein gutes Ticket für die abwegigsten Schlussfolgerungen. Aber Elitz blieb skeptisch. War das nicht ein bisschen zu deutsch – Menschheitsträume, Erdenschwere und so? Am besten lassen wir’n zertifzizierten Weltbürger noch mal ran.

Auf dem 300-Hektar-Areal im Herzen Berlins haben sich beide Menschheitsträume erfüllt. 1923 wurde hier der erste Verkehrsflughafen der Welt eröffnet. Damit wurde Tempelhof zur „mother of airports“, zur „Mutter aller Flughäfen“, wie der Weltbürger Norman Foster das Flugfeld rühmt.
So, jetzt haben wir’s. Alles drin, oder? Nein, sagt Elitz, „mother of inventions“ klinge zu sehr nach Frank Zappa, wir müssen auch was für die Frankophilen in Zehlendorf schreiben. Gesagt, getan.

Wer diesem Welt-Ort, dem „lieu de mémoire“, dessen Größe und markante Umrisse noch im Weltraum deutlich erkennbar sind, eine würdige Zukunft geben will, muss den Traum vom Fliegen und die Sehnsucht nach Freiheit zur zentralen Idee einer Neugestaltung des Geländes erklären.
Das Fundament war gelegt. Jetzt ein kurzer und tollkühnenr Sprung über die „etwas andere Zeit“ (hi hi, sagt des Elitz, immerhin auch ein Mythos) unseres “lieu des mères“ und dann schenken wir erst den Russen einen ein, und dann dem Wowi.

Vier Jahrzehnte später wurde Tempelhof zu einem Welt-Ort der Freiheit. Als vom Juni 1948 bis zum Mai 1949 ein schier unendlicher Strom von Flugzeugen voller Lebensmittel die 2,2 Millionen Bewohner der West-Stadt vor der von Stalin gesetzten Alternative „Kommunismus oder Verhungern“ bewahrte, wurde dem nach Westen drängenden System der Freiheitsverachtung eine klare Grenze gesetzt. Die Sowjets kapitulierten; dank der Luftbrücke überlebte West-Berlin und wurde zum Symbol hart erkämpfter politischer und persönlicher Freiheit. Die Ausstrahlung der Stadt als Leuchtfeuer freien Denkens mitten im sowjetischen Machtbereich hat entscheidend zum Fall des Eisernen Vorhangs und zum Sieg der Demokratie auf dem wiedervereinten europäischen Kontinent beigetragen. So haben sich beide Träume der Menschheit an diesem Ort in einmaliger Weise historisch verknüpft. Ohne die Freiheit des Menschen, mit dem Fliegen alle Grenzen zu überwinden, wäre die politische Freiheit nicht zu gewinnen gewesen.. Der Flughafen Tempelhof ist mehr als ein lokaler Bebauungsraum, er ist Ort und Denkmal der Weltgeschichte.

In Berlin wird Weltgeschichte auf Bezirksamtsebene behandelt. Was die Stadtentwicklungspolitik des Senats für Tempelhof plant, hat für die Menschheit schon jenseits von Nauen keine Bedeutung mehr. Auffälligstes Merkmal dieser Planung ist der Verzicht auf jede Ambition jenseits des Gewöhnlichen. Berlin verabschiedet sich vom historischen Mythos und richtet sich im Alltäglichen ein. Hier heißt das Leitmotiv Freizeit – nicht Freiheit.
Den nächsten Abschnitt hatten wir in Windeseile fertig. „Natürlich darf man ein solches Juwel, ein Denkmal der Weltgeschichte und ein Symbol hart erkämpfter Freiheit nicht denen überlassen, die damit gar nichts anfangen können und nichts dafür getan haben, etwa den Hartzern aus Neukölln, den Dealern aus der Hasenheide, Frau Klabuffke aus Tempelhof oder – ganz allgemein – dem Pöbel, dem Preklariat, kurz: dem gemeinen Volk. Wir entweihen schließlich auch nicht dieses Heiligtum, sondern geben uns mit dem zufrieden, was gleich vor unserer Haustüre liegt: dem Grunewald und dem Schlachtensee. Dann kann man das auch von denen verlangen, die nur von Transferleistungen leben. Wo kämen wir hin, wenn das Symbol der Freiheit frei zugänglich wäre?“

Großer Beifall in der Redaktionskonferenz. Trotzdem kam der Chefredakteur hinterher zu uns. Er wirkte etwas nervös, und es war ihm sichtlich peinlich. „Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen, aber…“ „Aber was?“, konterte Elitz gereizt. „Ähem. Wir haben immer noch ein paar Abonenten in den Slums. Vielleicht könnt ihr den letzten Absatz ein bisschen umschreiben?“ Der Elitz und ich sahen ihn feindselig an. Wir wollten schon den alten Mist mit der Schere im Kopf rausholen, aber dann sahen wir die zwei Premierenkarten, die der Chef wie zufällig fallen ließ. Er hatte ja recht: Weniger plakativ kann noch schmerzhafter sein.

Verbunden mit dem so bürgerfreundlich klingenden Angebot vielfältiger Zwischennutzung wird das Ganze im Chaos landen. Denn haben erst mal Scater, Speedminton-Spieler, Currywurst-Brater, Strandsegler, Schrebergärtner und Mountain-Biker sich des Geländes bemächtigt, wird jeder, dem doch noch eine Idee für das Ganze kommt, kapitulieren müssen vor den allfälligen Demonstrationen, Volksbegehren und Rathausbesetzungen. Die Aneignungsselbstsucht kennt nur das besitzanzeigende Substantiv „Nutzung“.
Wir lasen uns das gegenseitig immer wieder vor, und kamen kaum raus aus dem Lachen. Schließlich, nach einem weiteren „vin de mémoire“, kamen wir auch noch auf einen gute Schlusspointe. Immerhin sollten wir ja auch Anregungen für eine gemeinnützige Aneignung geben. Der Elitz ist Prof für Kulturmanagement, und ich halt Architekt. Beide sind wir bei der „Stiftung Zukunft“ (hi hi) tätig, einem Freudeskreis der Berliner Wirtschaft, die 300 Hektar Bauland in der City gut verscherbeln könnte.

Wer dem widerstehen will, muss den Flughafen Tempelhof aus dem provinziellen Zugriff des Berliner Behördendenkens befreien. Der Ort, an dem sich im 20. Jahrhundert historisch fassbar zwei Menschheitsträume – vom Fliegen und von der Freiheit – erfüllt haben, braucht ein international besetztes Schutzkomitee, in dem Planer, Architekten, Geschichtswissenschaftler und Kunsthistoriker von Weltruf eine Idee für die Gesamtgestaltung dieses „lieu de mémoire“ entwerfen. Kleinmut gibt es im Überfluss. Einfach mal das Große versuchen. Dieser Ort verdient einen großen Entwurf und die Tatkraft, ihn umzusetzen.
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Natürlich wäre es schön, wenn Bernd Schneider und Ernst Elitz nicht, wie hier angenommen, in Schlachtensee oder Dahlem wohnten, sondern in Stahnsdorf oder Kleinmachnow. Dann hätten sie nämlich demnächst das Neue Akustische Denkmal für die „erfüllte Freiheitssehnsucht und seiner grandiosen Raumfigur“ der „daughter of the mother of airports“ (BBI) ganz in ihrer Nähe.





Montag, 2. August 2010

360°






Das hat mir gefallen

Solide Storchenberichterstattung aus Polen ist natürlich immer einer der Höhepunkte der täglichen Zeitungslektüre. Ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Das muss man Paul Flückiger hoch anrechnen. Nur mit dem Zählen scheint er es nicht so zu haben. Erst heißt es:

Bei der letzten Storchenzählung im Jahre 2004 wurden in Polen 52 500 Storchenpaare gezählt. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 25 Prozent in nur zehn Jahren.
Am Schluss liest man aber das hier.

Seit dem EU-Beitritt verliert Polen jedes Jahr vier bis fünf Prozent seiner Störche.
Ja, was denn jetzt? Da Polen der EU 2004 beigetreten ist, müssten seither 24 bis 30 Prozent verloren gegangen sein. Aber wie kriegt man das raus, wenn man seit 2004 keine Störche mehr gezählt hat?

Das hat mir nicht gefallen

Robert Leicht beklagt sich über die linke Journaille, der es Rechtsaußenpolitiker wie Koch oder Althaus einfach nicht recht machen können. Fiese Typen sind diese Journalisten, die ihre Fähnchen immer in den Wind halten und vor den absurdesten Kehrmanövern nicht zurückschrecken.

Sei's drum, als sich dann in drei Wahlgängen zeigte, dass die Wahlleute eben doch nicht bloß stumpfes Stimmvieh waren, hat sich die Journaille nicht nur nicht an die eigene Brust geklopft und die Fehleinschätzung eines total gezinkten Spiels korrigiert. Sondern nun wurde – erinnerungs- und besinnungslos – die Herdenrichtung um 360 Grad gedreht: Nun galt die Kanzlerin als die politische Versagerin, die es nicht geschafft hatte, ihre Truppen beieinander zu halten, also das zustande zu bringen, was man ihr vorher als undemokratisch vorgeworfen hatte.
Boah. Dreihundertsechzig Grad!
P.S.: Inzwischen haben (vermutlich linksradikale) Hacker die Gradzahl im Online-Spitzel halbiert.




Sonntag, 1. August 2010

Everybody's Got Something To Hide Except Me And My Monkey




50 Jahre Beatles, und jeder, der beim Tagesspiegel schreiben darf, darf mal ran. Da trennt sich natürlich schnell und deutlich die Spreu vom Weizen.

Fangen wir mit dem Spreu an, also Martenstein. Er entscheidet sich für „Yesterday“. Klar, nur "Ob-La-Di" oder "Yellow Submarine" hätten besser zu ihm gepasst.

Das Lied ist ganz schlicht, wie es scheint, es will zu keiner Sekunde hoch hinaus. Gestern war es schön, heute ist es nicht mehr schön, fertig. Das Lied will, wie es scheint, nicht beeindrucken, es trägt sich selbst, deshalb wirkt es wahr und ergreift Millionen von Hörern.
Beschissen geschrieben, und unwahr wie die Bibel. Kaum ein Lied der Beatles ist in Hinblick auf die Harmonien komplexer als „Yesterday“: F-Dur, A-Dur, C-Dur, G-Dur, E-Moll, B-Dur, D-Moll, G-Moll, etc, alles drin. Ist irgendwo zwischen dem Intro von „Light My Fire“ und dem „Wohltemperierten Klavier“, jedenfalls nicht „schön, fertig, schlicht“.

Der Weizen: Patricia Wolf mit „Norwegian Wood“. Da muss ich ein bisschen ausholen. Es gibt Klasse Beatles-Lieder mit doofen Titeln („A Day In The Life“), und doofe Beatles-Lieder mit Klasse-Titeln („Norwegian Wood“), nur manchmal ist beides richtig Klasse ("Happiness Is A Warm Gun", "Strawberry Fields Forever", "Everybody's Got Something To Hide Except Me And My Monkey"). Und klugerweise hat sich Frau Wolf Kategorie 2 ausgesucht, um saustark und sauschlau am Thema vorbeizuschreiben. Es gibt wirklich nichts Klügeres zu „Norwegian Wood“ zu sagen, als dass es ein Buch gibt, das denselben Titel hat, und zufällig eines der schönsten Bücher der Welt ist. Ah… „Norwegian Wood“, Murakami. Herrlich!!

Dieselbe Technik hätte sie übrigens auch bei "The Fool On The Hill" (Matt Ruff) anwenden können. Machen wir dann zum 60., ok?





Freitag, 30. Juli 2010

Anstand




Das hat mir gefallen

Als gebürtiger Duisburger freut man sich natürlich, dass sich schlagartig alle überregionalen Zeitungen entschlossen haben, täglich eine Extra-Seite einzurichten mit Duisburger Lokalnachrichten. Sogar die Schnarchnasen vom Tagesspiegel, die die Stadt vermutlich erst einmal in ihrem Diercke-Weltatlas suchen mussten.

Das hat mir nicht gefallen

Ist eigentlich nicht unsere Art, Nachrufe zu kommentieren, aber heute muss es sein. Nichts gegen den Verstorbenen, aber gegen dieses Fazit von Herrn Eisenhauer

Er hat nie ein Aufheben um seine Zeit als Fluchthelfer gemacht. Bleibt die Frage: Woher rührte damals sein Mut? Die Antwort ist einfach, aber sie klingt ein wenig antiquiert: Er besaß ein Gefühl für Anstand.
Warum antiquiert? Wo kommt das Gefühl her, dass früher immer alles besser war (selbst die Vergangenheit war früher besser). Schon Goethe soll über die „Jugend von heuthe“ hergezogen haben. Kann man damit mal endlich aufhören? Von welchen Zeiten schwärmt Eisenhauer eigentlich, in denen es angeblich mehr Anstand gab als heute? Von der Dekadenzphase der alten Römer, dem Mittelalter, als man „Hexen“ verbrannt und in Südamerika ganze Völker abgeschlachtet hat? Vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation? Kolonialzeiten? Von den Weltkriegen, dem Holocaust, dem Wirtschaftswunder oder dem Vietnamkrieg?

Ja, auch zu diesen Zeiten hat es immer „Anstand“ gegeben, aber nicht mehr als heute.

Freitag, 16. Juli 2010

Weißbier




Der Tagespiegel erklärt nur mit ein paar Tagen Verspätung, was schon am Sonntag im SPIEGEL stand: Dass Hahnemann an zwei Theorien glaubte: Man kann jede Krankheit mit dem heilen, was sie verursacht, und: je weniger man davon nimmt, umso besser klappt’s.

Davon, dass die eine Annahme stimmt, und die andere Blödsinn ist, kann sich jeder jeden Tag selbst überzeugen. Anhand der größten und übelsten Geißel der Menschheit, dem Kater. Dagegen hilft nun wirklich – ich hab alles ausprobiert – nichts anderes als ein paar Weißbier zum Frühstück, aber bei der Dosierung darf man einfach nicht sparen.





Montag, 12. Juli 2010

Teheran







Das ist Hans Färber, der aktuelle GEZ-Verwaltungsratsvorsitzende. Färber wurde 1952 geboren und studierte Wirtschaftspädagogik und Betriebswirtschaftslehre. Man sollte also eigentlich annehmen, dass er sich alters- und ausbidlungsgemäß sowie von Amts wegen im "Zahlenraum über Hundert" auskennt. Großer Irrtum. Der Tagespiegel hat’s aufgedeckt:  

Die „Financial Times Deutschland“ hatte berichtet, die Umstellung auf die Haushaltspauschale werde bei der GEZ 150 Millionen Euro Zusatzkosten verursachen. Dietz nannte diese Angabe „völlig unrealistisch“. Auch der GEZ-Verwaltungsratsvorsitzende Hans Färber wies die Summe als „nicht nachvollziehbar“ zurück.
Wir nehmen mal an, dass Herr Färber den Begriff „Summe“ schon irgendwie nachvollziehen kann. (Zur Erinnerung: Das ist, wenn man Äpfel nicht wegnimmt, teilt oder stapelt, sondern einfach nur zählt). Also muss es die Höhe der Summe sein, die er als nicht nachvollziehbar zurückweist. Bis wohin geht’s denn, Herr Färber? 300.000 (geschätztes Jahresgehalt)? 1.000.000 (der Preis fürs bescheidene Eigenheim im Grünen)? 50.000.000 (Peanuts)? Dabei ist es so einfach: Wenn man 150.000.000 1-Euromünzen nebeneinander legt und damit in Frankfurt anfängt, dann reicht die Schlange bis Teheran.

Sonntag, 4. Juli 2010

A & Z




“saw you in Mercedes Benz
Practicing self-defense
You got it pretty good I guess
I couldn't see your eyes
You're really stupid, girl.”

(NEIL YOUNG, “Zuma”, 1975)
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“Let me whisper in your ear:
Angie, Angie, where will it lead us from here?
(THE ROLLING STONES, “Angie”, 1973)

Samstag, 3. Juli 2010

Wir Kinder vom Bahnhof Pasing




Am 30. Juni 2010, also am „Tag Minus Eins“ vor Kister, rechnet die Süddeutsche noch mal mit Berlin ab. Zu teuer, zu lasch, zu groß, zu überflüssig. In der Reportage steht so viel Müll drin, dass selbst militante Pazifisten auf dumme Gedanken kommen können. Zu den albernen Milchmädchenrechnungen hat Rüdiger Schaper im Tagesspiegel schon das Allernotwendigste gesagt. Aber die größte Niedertracht stellt der folgende Satz dar, den wir frei zitieren müssen, weil sich die Süddeutsche aus naheliegenden Gründen nicht traut, ihren Offenbarungseid (jetzt: Eidesstattliche Versicherung) ins Netz zu stellen (und die gedruckte Ausgabe den milden Zorn des Lesers nicht völlig unbeschädigt überstanden hat):

„… gibt sich seit Suhrkamp als Mittelpunkt des deutschen Literaturbetriebes aus, obwohl seit „Berlin Alexanderplatz“ nichts Nennenswertes mehr aus dieser Stadt erschienen ist, außer dem Copy&Paste-Fiasko einer jungen Frau Hegemann.“
Das spricht weniger gegen Berlin als vielmehr für den Verdacht, dass man in München überhaupt nur zwei Bücher kennt. „Berlin Alexanderplatz“ (Deutsch-Grundkurs bei Herrn Dr. Schweinsteiger, Abijahrgang 1976), und „Axolotl Roadkill“ (wegen der versauten „Stellen“). Alles andere aus Berlin zwischen 1929 und 2009 ist offensichtlich einfach nicht über den Äquator gekommen.

Ist nicht alles Gold, und nur eine kleine Auswahl, aber durchaus nennenswert:

„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Christiane F.)
„Helden wie wir“ (Brussig)
„Treffen sich zwei“ (Hanika)
„Alix, Anton und die anderen“ (Hacker)
„Herr Lehmann“ (Regener)
„Feuer brennt nicht“ (Rothmann)
„Der kleine Bruder“ (Regener)
„Ullsteinroman“ (Nadolny)
„Tatarenhochzeit“ (Kirsch)
„Die Kosmonauten“ (Precht)
„Durch den Wind“ (Reich)
„Slumberland“ (Beatty)
„Fatherland“ (Harris)
„Der heilige Eddie“ (Arjouni)
„The Innocent“ (McEwan)

Ok., zugegeben: München steht auch nicht mit leeren Händen da:

„Mit Spaß zum Erfolg“ (Sepp Maier)
„Nummer Eins“ (Oliver Kahn)
„Der Wahnsinn liegt auf dem Platz“ (Jens Lehmann)
„Mein Tagebuch“ (Lothar Mattäus)









Sonntag, 27. Juni 2010

15.381




Das fand ich gut.

Frau Sirleschtov hat nachgerechnet:
Man kann das Grauen der FDP mathematisch fassen: 15381. So viele Wählerstimmen (geht man von den Umfragen aus) hat die blau-gelbe Westerwelle-Partei pro Tag verloren, seit sie im Bund regiert.
Von den 4,3 Mio. Zweitstimmen dürften also noch 1,9 Mio. übrig sein. Bei 62 Mio. abgegebenen Zweitstimmen (Sept. 2009) ist die F.D.P. inzwischen also bei 3,2%. Geht das so weiter, ist der Spuk am 3. November 2010 vorbei. Dann hat die F.D.P. nämlich nur noch eine Stimme, und die ist, wie wir wissen, hässlich, laut, hysterisch und immer ein bisschen zu aufgeregt.

Den fand ich auch gut.

Den meist gehörten Satz der Reporter bei den WM-Spielen:

„Mh. Falscher Einwurf. Sieht man eigentlich selten bei einem solchen Turnier.“

Samstag, 26. Juni 2010

Multitasking








 








Das fand ich gut.

Ein Schweizer wird in Singapur zu einer Haftstrafe verurteilt. Zwei Delikte, zwei Haftstrafen, einmal drei und einmal zwei Monate. So weit, so gut. Aber dann kommt’s:

„Die Haftstrafen laufen parallel, so dass er nach drei Monaten entlassen wird.“
Rätselhaftes Land des Multitasking, wo man in drei Monaten fünf Monate absitzen kann. Ob das bei Geldbußen auch funktioniert?

Das fand ich noch besser.

„Für das Grössere Fussballtor e.V. (2004 bis 2009)“ wirbt dafür, dass Fußballtore, err, naja…, größer gemacht werden, damit mehr Bälle reinpassen. Eigentlich ist schon die Anzahl von Rechtschreibefehlern im Namen bemerkenswert, aber es kommt noch besser:

„Auf jeder Seite um ca. 7 cm und ca. 9 cm in der Höhe. Dann ist nahezu jeder zweite Latten- oder Pfostenschuss ein TOR!“
Nicht kapiert. Also, noch mal:

„Auf jeder Seite um ca. 7 cm und ca. 9 cm in der Höhe. Dann ist nahezu jeder zweite Latten- oder Pfostenschuss ein TOR!“
Immer noch nicht kapiert. Wenn man die Latte um 14 cm verlängert und die Pfosten um 9 cm erhöht, gehen weniger Bälle gegen „das Alu“? Und wenn trotzdem mal ein Ball dagegen trifft, ist es trotzdem ein TOR? Also ich bin dafür.















Samstag, 5. Juni 2010

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz n.F.



Das fand ich gut.

Was darf Satire? Nach Ansicht von Kurt Tucholsky alles, nach Ansicht des BGH alles, was langweilig ist, keinen stört und keiner lesen will.
Aber was darf Humor? Nach Markus Ehrenberg offensichtlich alles, sogar völlig unkomisch sein.

Anders als bei „Wilsberg“ oder „Ein starkes Team“ kommt Humor bei diesem Krimi nur am Ende auf, wenn sich die Ermittlerin nach getaner Arbeit mit ihrem Hausmeister auf das Dach ihres Hauses verzieht, sich ein Glas Rotwein gönnt, mit langem Blick auf den Dom.
Whoaaa! Hi hi!!„Mit langem Blick auf den Dom“!! Da muss man erst mal drauf kommen!!!

Das fand ich nicht gut.

Wann heißt es eigentlich Bankier und wann Banker? Wann spricht man von Studierenden und wann von Studenten? Ich dachte früher, das Erste ist jeweils moderner (oder – streng nach AGG – etwas geschlechtsneutraler) und das Letztere ein bisschen veraltet. Stimmt aber nicht. Ackermann ist ein Banker, wenn er wieder mal mit dem Victoryzeichen grüßt, aber wenn seine Frau entführt wird, spricht man von einer Bankierswitwe. Studierende protestieren gegen Unigebühren und machen den Bachelor, aber wenn sie in Bangkok wegen Drogen zum Tode verurteilt oder bei einem Verkehrsunfall verletzt werden, würde es schon etwas seltsam wirken, wenn man von dem „zu Tode verurteilten Studierenden aus Tübingen“ spricht.

Warum ist das so? Ganz einfach, die politisch korrekte Sprache ist eben eine Schönwettersprache. Wenn’s ernst wird, ist sie nicht verwendbar. Bei Festreden geht’s immer um die „Bürgerinnen und Bürger“ (bei Gabriel heißt das kurz: „Bürger und Bürger“), oder um „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, aber bei ernsten Themen hört der Schmarrn auf. Oder wie wäre es angekommen, wenn Richard von Weizsäcker in seiner Ansprache zum 8. Mai 1945 folgende Formulierungen verwendet hätte:

„Während dieses Krieges haben die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten viele Völker gequält und geschändet…Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Hass Hitlers gegen unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gestanden.“
Bisschen affig, oder? Was aber nur bei schönem Wetter was taugt, gehört in den Müll.

Beim Banker ist es natürlich genau umgekehrt, aber bei Ackermann ist ja alles ein bisschen anders.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Deepwater Horizon









Das fand ich gut.

Nachdem wir letztens 1 SL (= 1 Saarland) als neue Flächeneinheit für Umweltkatastrophen durchgenommen haben, wollen wir uns heute einmal der dritten Dimension zuwenden. Hier ist die offizielle Berliner Einheit: 1 KS = das Volumen der Krummen Lanke (herkömmlich: 385.000 m³ oder 385.000.000 Liter). Wie viel Liter Rohöl/Katzenpisse/“Axe for men“ muss man also in die Krumme Lanke kippen, um die Öl-Konzentration im Golf von Mexiko zu simulieren?
Der Golf von Mexiko hat eine Fläche von 1,5 Mio. km² . Bei einer Durchschnittstiefe von 2.333 m macht das ein Volumen von 3,5 Mio. km³ bzw. 3.500.000.000.000.000 m³. Die Deepwater Horizon verliert täglich zwischen 5.000 und 70.000 Barrel, Rohöl, je nachdem, ob man den knallharten Burschen von BP glaubt oder den Weicheiern vom NABU, die eben nicht so gut bezahlt werden. Wir Wissenschaftler rechnen also mit dem arithmetischen Mittel und damit mit einer Tagesförderung von 37.500 Barrel (oder 9.700 m³). Bei 35 Tagen ergibt das eine Gesamtproduktion von 339.500 m³, ok, um besser rechnen zu können, von mir aus 350.000 m³. Wir bekommen damit eine Öl-Konzentration von 350.000/3.500.000.000.000.000. Selbst diejenigen, die in Mathe nicht immer aufgepasst haben, stellen spätestens auf den zweiten Blick fest, dass sich da ein bisschen was kürzen lässt. Bleibt 1/1.000.000.000 oder ein Milliardstel. Wie viel Liter Rohöl/Katzenpisse/“Axe for men“ muss man also in die Krumme Lanke kippen, um die Golfkatastrophe maßstabgerecht nachzuspielen? 385.000.000/1.000.000.000 Liter, also 0,385 Liter. Nicht mal'n ganzes Bier. Also: alles halb so schlimm.

Das fand ich nicht gut.

Andererseits: Wäre die Deepwater Horizon nicht im Golf von Mexiko, sondern in der Krummen Lanke abgebrannt, bestünde die schon nach sechs Wochen zu 100% aus fiesem Rohöl.

Freitag, 21. Mai 2010

Wer? Der?










Das fand ich nicht gut.


20 Jahre sz-magazin, und sie freuen sich wie Bolle. Aber 100 Ausgaben rerum cognoscere causas werden in brutalstmöglicher Weise totgeschwiegen. Feine Kollegen.


Das fand ich gut.

Aber bei Interviews sind sie nach wie vor einsame Klasse. Hier das (leicht gekürzte) Interview mit dem fröhlich-gesprächigen Torwart vom Pokalsieger der Herzen:


SZ: Wie sehr prägen die unterschiedlichen Torwart-Schulen die Torhüter?
Wiese: Das ist doch eigentlich egal.
SZ: Die aus Kaiserslautern, an der Ehrmann lehrt. Was ist das Markante daran?
Wiese: Weiß ich gar nicht so genau.
SZ: Entsprach das schon vorher Ihrem Naturell als Torwart?
Wiese: Eigentlich schon.
SZ: Sehen Sie die Gemeinsamkeiten, wenn Sie diesen Torhütern bei der Arbeit zusehen?
Wiese: Ja.
SZ: Finden Sie, dass sich die Anforderungen an das Torwartspiel in den letzten Jahren verändert haben?
Wiese: Eigentlich nicht.
SZ: Hat er [Schumacher] Ihre Entwicklung beeinflusst?
Wiese: Ja, sicher.
SZ: Waren Sie bei jener legendären Szene dabei, als der damalige Fortuna-Boss den Trainer während der Halbzeitpause gefeuert hat?
Wiese: Ja und nein.
SZ: Kann es sein, dass Ihre aggressive Spielweise und Ihre Einzelkämpfer-Mentalität Sie Kredit gekostet haben in der Öffentlichkeit?
Wiese: Keine Ahnung.






Donnerstag, 20. Mai 2010

Leerverkauf und Hai









Das fand ich gut.

Ungedeckte Leerverkäufe werden jetzt verboten. Nach Darstellung der Süddeutschen funktioniert ein Leerverkauf so:
Bei "Leerverkäufen" verkaufen Anleger, die auf fallende Kurse setzen, Titel, die sie zu dem Zeitpunkt nicht besitzen, von vornherein mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und so Gewinne einzustreichen.
Gewettet wird also darauf, wie sich in Zukunft das Wertverhältnis zwischen zwei Wertpapieren (Gesellschaftsanteilen/Zahlungsmittel) entwickelt. Beim Leerverkauf setzt man auf den Verlust von Gesellschaftsanteilen und auf den Gewinn des Zahlungsmittels.
Natürlich betreibt derjenige, der mit Kreditmitteln auf steigende Aktien setzt, auch einen Leerverkauf, nämlich von Geld:
Bei "Geld-Leerverkäufen" verkaufen Anleger, die auf steigende Aktienkurse setzen, Zahlungsmittel, die sie zu dem Zeitpunkt nicht besitzen, von vornherein mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzutauschen und so Gewinne einzustreichen.
Wenn das dann auch unter das Verbot fällt, kommt die Krise endlich da an, wo sie hingehört (und herkommt).

Das fand ich nicht gut.

Leute, die früher zu viel Thoelke gesehen haben erkennt man meistens daran, dass sie ständig Fragen beantworten, die keiner gestellt hat. Hören sie „Mailand“, kommt sofort ein „Scala“, beim Wort „Finnisch“ fällt ihnen spontan „ist keine germanische Sprache“ ein und bei „Wal“ kommt es wie aus der Pistole geschossen: „…ist kein Fisch.“ Diese Menschen sterben jetzt langsam aus. Dafür wachsen offensichtlich Leute nach, für die Fische, Wale und Haie Synonyme für irgendetwas sind, was schwimmen kann und die klappe hält. Sarah Stricker zum Beispiel, die eine lustige Tiergeschichte in wenigen Worten zusammenfasst:

Die Erzählung, die Gilat als 11-Jähriger als Hausaufgabe verfasste, handelt von einem Wal und einem Fisch, die sich im Meer treffen und verstecken spielen. Als sie ihren Müttern von ihrer Freundschaft erzählen, verbieten die den Kontakt, weil der Hai der natürliche Feind des Fisches sei.


Dienstag, 18. Mai 2010

Länder im Vergleich




Das fand ich gut.

Flächenmaße waren mir in der Schule schon immer ein Gräuel. Wer kannte sich schon aus mit Hektar, Ar, Morgen und Quadratkilometern? Dafür hat man jetzt vor kurzem 1 Saarland (SL) als neue Einheit festgelegt, insbesondere für die Berechnung von Ölteppichen, Erdbeben und Feuersbrünsten. So sieht es auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache :

Während andere Bundesländer fast ausschließlich im »internen« Vergleich (also deutsches Bundesland im Vergleich zu einem anderen deutschen Bundesland) angeführt werden, ist das Saarland im internationalen und multifunktionalen Einsatz. Ob Ölteppich, Erdbebengebiet, ein See im Sudan oder ein Reservat in Botswana, wo man auch hinschaut, wird die Größe mit »x-mal so groß wie das Saarland« veranschaulicht.
Das ist praktisch, weil man sich unter 1 SL was vorstellen kann: Das ist die Fläche, die man an einem Tag zu Fuß durchqueren und an einem Tag mit dem Auto umrunden kann.

Das fand ich noch besser.

Erst bei Verwendung des SL lässt sich die ungeheure Ausdehnung ermessen. Herr Metzner rechnet uns das heute vor.
Umweltministerin Anita Tack (Linke) will zwei Prozent der Landesfläche der Natur zurückgeben Das ist auch Ziel der Naturschutzverbände und des Bundes. Konflikte mit Anwohnern sind programmiert. Es geht um ein Gebiet in Brandenburg - mehr als doppelt so groß wie das Saarland – aus dem sich der Mensch komplett zurückziehen soll.
Wenn 2% der Landesfläche 2 SL entspricht, besteht die Fläche Brandenburgs aus insgesamt 100 SL. Das sind nach herkömmlicher Berechnung 256.800 km², also nicht weniger als die dreifache Fläche Bayerns oder fast so viel wie die Fläche von Rumänien und Bulgarien zusammen.



Samstag, 15. Mai 2010

Find the difference



Das fand ich gut.

Ein neues Suchspiel im Tsp, das uns viel Spaß macht. Finden Sie den wesentlichen Unterschied, der uns alle viel Geld kostet!

Am 14. Mai 2010 in der gedruckten Ausgabe:





Und am 15. Mai 2010 auf tagesspiegel.de






Das fand ich nicht gut.


Rechtsruck in Ungarn. Schlimm genug. Schlimmer aber noch die verlogenen Krokodilstränen, die Paul Flückiger vergießt.



Der Law-and-Order-Politiker stellte ausgerechnet in der Stadt mit einer der größten Roma-Populationen seine Initiative vor, wonach Wiederholungstäter selbst kleinerer Diebstähle lebenslänglich hinter Gitter sollen.


Das wäre ja so, als wenn Frau Merkel in Ostfriesland verkündet, dass Dummheit jetzt bestraft wird.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Schnee




Das fand ich gut.

Heilige Harmonie

Wer aus der Kirche austritt, kann dies nicht auf die Kirchensteuer beschränken, hat der Mannheimer Verwaltungsgerichtshof geurteilt.
Il y a des juges à Mannheim. Wär‘ doch zu ärgerlich, wenn man nicht einmal mehr mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen könnte gegen Aberglauben, Intoleranz, jahrhundertealte Unterdrückung , Völkermord und Raubritterum, sondern dass jeder denken würde, man wäre zur Zeit halt ein bisschen klamm.

Das fand ich nicht gut.

Eigentlich spricht es ja für seinen redlichen und tapferen Journalismus, wenn der Tsp. noch bis weit in den Mai hinein artig die Schneehöhen in den deutschen Mittelgebirgen auflistet (ab November gibt’s dann wieder die Wassertemperaturen im Bodensee). Aber dann sollte man auch nachdrücklich und kompromisslos recherchieren. So geht’s jedenfalls nicht:

SCHNEEHÖHEN
Zugspitze:                   0 cm
Brocken:    keine Mitteilung
Feldberg:                    0 cm
Fichtelberg: keine Mitteilung

Natürlich fragt man sich, wie wohl die E-mail-Befragung mit dem Reporter vor Ort in Salzwedel abgelaufen ist (Frage: „Ey, habt ihr da eigentlich Schnee zur Zeit?“ Antwort: „I am out of the office. In urgent cases please contact my colleague in Garmisch”). Aber man fragt sich auch, warum der Bericht so heimatverbunden und unglamourös daherkommt. Gegenvorschlag:

SCHNEE (HÖHE UND PREISE)
Lagos:                                             -240 cm
Anapurna:                                    12.340 cm
Ciudad de Juarez::          30 muchachas/barril
London:                       £ 120,00/g (~$ 3,26)



Donnerstag, 29. April 2010

Uns' Frida



Das fand ich gut.

Yo. Was ist eigentlich Philosophie? Coole Frage. Die meisten Klugscheißer beantworten sie mit Satzungetümen, die uns da einfach nicht weiterhelfen:

Philosophie: Das bewusste und unbefangene Streben nach wahrer Erkenntnisse über Ursprung, Sein und Ziel; verbunden mit der Hoffnung, ein in sich sinnvolles, zusammenhängendes Weltbild zu gewinnen.
Bardow kann das besser:
Die Philosophie, sie ist nun da. Dank van Gaal. In seinem Fußball vom Reißbrett blühen selbst Jugend- und Ersatzspieler auf. Und durch die Sicherheit, die ein System gibt, trauen sich nun selbst Rustikalkicker, mit Technik zu glänzen.
Na also. Sicherheit mit System vom Reißbrett. Da muss man erst mal drauf kommen.

Das fand ich nicht gut.



Wenn es um Mexiko geht, verstehen wir Bolaño-Fans ja keinen Spaß. Wenn es um Mexiko geht, fällt dem Feuilleton in Deutschland immer nur Frida Kahlo ein. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird sie dann auch noch von Becker, den alle Welt heute meist nur noch beim Nachnamen nennt, so vereinnahmt wie sonst nur Uns‘ Uwe und das Bobele.

Frida, wie alle Welt sie heute meist nur noch beim Vornamen nennt, Frida hätte man im Berliner Martin-Gropius-Bau gerne schon zu ihrem 100. Geburtstag 2007 eine Retrospektive gewidmet.





Sonntag, 25. April 2010

Eyjafjallajökull




Das fand ich beschissen.

Eyjafjallajökull war ja schon eine Nervensäge. Weniger wegen dem bisschen Asche (zu dem schriftstellerisch zertifizierten Gebrauch vom Dativ, siehe unten), als vielmehr wegen der Glossenlawine, die er ausgelöst hat. Von Entschleunigung, Zeit zur Besinnung und Rückkehr zum Wesentlichen war die Rede, Mixa fand sogar Gelegenheit zur „geistlichen Einkehr“, was vermutlich Nixanderes ist als ein Kneipenbesuch mit starken geistigen Getränken.
Die Spitze des Misthaufens bietet dann aber Moritz Rinke. Anstatt sich zu freuen, dass er ein paar Tage auf Lanzarote entschleunigen konnte, erzählt er uns lang und breit, zu wieviel Lesungen er muss, und wer alles ohne sein Buch nicht leben kann.

Die Lesung morgen in München werde ich nicht schaffen. Ich rufe meinen Verlag an und frage, ob wir auch schon die Lesung am Dienstag in Augsburg absagen müssen. Wie schön eigentlich, denke ich, meine letzten Lesungen, die ausfielen, waren für den September 2001 geplant, da saß ich in Los Angeles fest. Steinmeier von der SPD schreibt eine SMS: „Sitze im Hubschrauber nach Krakau und lese deinen Roman.“ Irre, denke ich, sitze hier in einem Vulkan auf Lanzarote und kann wegen einem Vulkan auf Island nicht in München lesen, aber mein Roman fliegt gerade zur Trauerfeier nach Polen! „Also, diese Asche … Augsburg, das wird nichts“, teile ich dem Verlag mit. „Höchstens Worms am Mittwoch!“ „Wir können Worms absagen! Hannover. Budapest.“
Das war auch nicht viel besser.

Kritiken lesen immer alle gern, besonders niederträchtige Verrisse, und ganz besonders dann, wenn sie von Dennis Scheck stammen. Eine misslungenen Theateraufführung, ein verhunztes Buch, eine überflüssige CD, Testnote 5 minus für den neuen BRAUN-Nasenhaarschneider, verkorkste Architektur in Modawien, ein Restaurant, in der die Balsamikumfüllung doch ein bisschen zuuu 1996 ausgefallen ist, oder eine Castingshow, die schlechter ist als DSDS (ok, jetzt übertreiben wir). Herrlich!
Aber es gibt – neben den Paralympics, Richard von Weizsäcker und dem FC St. Pauli – eine kritikfreie Zone, in der Lobhudelei Pflicht und Kür zugleich ist. Der Reiseteil im SONNTAGsteil. Oder haben wir jemals gelesen, dass es sich eigentlich nicht lohnt, zum Eyjafjallajökull zu fahren, weil es da noch langweiliger ist als am Kahlen Asten? Ok, das ist natürlich leicht zu erklären, weil kein Reporter, der halbwegs seine Tassen im Schrank hat, irgendwoanders hinfährt als ins Paradies. Hella Kaiser, deren Beitrag aus verständlichen Gründen aus dem Online-Angebot entfernt wurde, weiß, wie man über die Dritte Welt schreibt:
Downtown, im Zentrum, muss man sich nicht fürchten. Die meisten Touristen bleiben ohnehin in ihren Hotelanlagen.
Ja, genau. Dann kann man sich in Downtown wirklich halbwegs sicher fühlen. Aber es kommt noch schlimmer.

„Wenn Sie die Bahamas wirklich kennenlernen wollen, müssen Sie auf die Family Islands, rät Dedley. Dort sei es noch wie vor 30 Jahren.
Dedley weiß Bescheid: Authentisch ist nur die Vergangenheit. Die Gegenwart ist eine Illusion, Schall und Rauch, Dampf und Asche.

Samstag, 24. April 2010

English for beginners




Das fand ich gut.

Andreas Conrad macht sich Gedanken über die Nutten auf der Kurfürstenstraße.

Und die Frauen von der Kurfürstenstraße mögen zwar ein Hundeleben führen,…
Ha, ha, nicht verstanden? You‘re so mean, Andy!

Das fand ich nicht gut.

Sprachenstreit in Belgien. Da streiten sich Leute, die kein ordentliches Holländisch sprechen, mit Leuten, die mit der französischen Grammatik auf Kriegsfuß stehen. Und was sagt der Parteivorsitzende der flämischen Liberalen Open VLD dazu?

„Wir können miteinander reden“, sagte der Parteivorsitzende Alexander De Croo im belgischen Rundfunk.
Eben nicht.

Samstag, 17. April 2010

BILD dir eine Meinung




Das fand ich gut.

Ist schon eine ehrliche Haut, der Mixa. Unumwunden gibt er zu, dass er schon mal ein bisschen hingelangt hat. Ist ja auch nix dabei. Denn, wahrlich, wahrlich, ich sage Euch:
„Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat. Und wenn ein Bischof einen widerspenstigen und störrischen Sohn sieht, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn züchtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, dann soll er ihn packen, vor den Ältesten der Stadt und vor die Torversammlung des Ortes bringen. Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen, und er soll sterben.“ (21,18-21, Abs. 2, 3. Etage links, Hervorhebungen und Verzerrungen durch den Verf.)
Das fand ich nicht gut.

Aber was hat der Gute Hirte jetzt genau gesagt?

„Die eine oder andere Watsch’n vor zwanzig oder dreißig Jahren“ könne er nicht ausschließen, sagte der hochrangige Kirchenvertreter laut einem am Freitag vorab veröffentlichten Bericht der „Bild am Sonntag“.
So steht’s im bibeltreuen Tagesspiegel.

"Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann", sagte Mixa der Bild am Sonntag, wie die Zeitung vorab mitteilte.
So stellt es die gottlose SZ dar.
Macht natürlich einen Unterschied, dieses „natürlich“ (natürlich auch die Schreibweise der Watschn/Watsch‘n). Ist nicht dasselbe, ob man nicht ausschließen kann, am Abend zuvor 1,54 Promille am Steuer gehabt zu haben, oder ob man das „natürlich nicht ausschließen kann“, aber was genau hat er jetzt gesagt? Da sich beide Postillen auf den Marktführer berufen, schau’mer halt nach.Und da steht’s :

Mixa sagte BILD am SONNTAG: „Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschen von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann. Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch.“
Aha. Watschen. Wusst ich’s doch.




Samstag, 10. April 2010

Kurz und bündig


Das fand ich gut.

Die Nachrufe am Freitag sind ja immer ein bisschen problematisch. Es soll keine Lobhudelei sein, aber auch nicht darauf rauslaufen, dass dem Toten Dreck hinterher geworfen wird. Das ganze aber auch nicht allzu wohltemperiert, sondern irgendwie originell, plausibel und anspruchsvoll. Wie beschreiben wir jetzt jemanden, der offensichtlich Schweres durchgemacht hat, aber immer standhaft war und das Herz auf dem rechten Fleck hatte? Besser als Thomas Loy kann man’s nicht machen, und das mit wenigen Worten.

Seinen Soldaten im Krieg sagte er: Hände weg von den Frauen! Als er einen Gefreiten erwischte, der ein junges Mädchen vergewaltigte, schoss er ihm in den Kopf.
Das fand ich nicht gut.

Seit Wochen rätseln alle rum, warum es in der erst jungen Ehe von Nicolas und Carla jetzt schon kriselt. Dabei erklären die Bilder doch alles. Beide haben sich bei der Eheschließung einfach geirrt. Er wollte eigentlich eine Frau, und sie einen Mann.

Samstag, 3. April 2010

Fristenlösung




Das fänd ich gut.

Seit Pater Martens damit angefangen hat, gibt es jetzt seit Monaten jeden Tag die Rubrik „Missbrauchsfälle auch…“, so wie heute aus Pinneberg. Ständig dasselbe, neue Missbrauchsfälle. Canisius-Kolleg, St. Blasien (!), Ettal, Odenwaldschule, Salem, Domspatzen, Torgau, FC Bayern und sogar bei der Wetterkarte. So langsam nervt’s. Kann man nicht endlich wieder zur Tagesordnung zurückkehren und das Selbstverständliche weglassen? Immerhin ist es ja auch keine Schlagzeile wert, wenn an der Kreuzung Bismarck-/Goethestraße die Ampel von Grün auf Gelb umschaltet. Bitte also nur noch die Schulen melden, bei denen die Missbrauchsvorwürfe noch nicht entdeckt, öffentlich bekannt gemacht oder lückenlos bewiesen wurden.

Das fand ich nicht gut.

Boyes‘ Freund, immerhin Katholik, hat seine eigene Theorie über die Abläufe in Rom.
Die Kirche, meint er, bewege sich auf einer anderen Zeitskala. Ihre kleinste Zeiteinheit sei das halbe Jahrhundert.
Da wundert es einen doch, wie sich die Pfaffen auf strafrechtliche Verjährung berufen können, wenn die Frist dafür in ihren Fristenkalendern gar nicht notiert werden kann.

Donnerstag, 18. März 2010

Zebrastreifen









Das fand ich gut.

Ist doch gut, dass wir eine pluralistische Presse haben. Peter Blechschmidt von der Süddeutschen und Robert Birnbaum vom Tsp. haben Angela Merkel und Guido Westerwelle gestern ganz genau beobachtet.

Zitat Blechmischidt:

„Dann wandtre sie sich ihrem nachbarn zu, dem Vizekanzler und Außenminister, Guido Westerwelle. Die beiden lächelten sich an. Viereinhalb Stunden Anwesenheit im Parlament nutzte Merkel, um Harmonie mit ihrem Partner zu demonstrieren.“

Zitat Birnbaum:

“Der sichtbarste Riss verläuft auf der Regierungsbank genau zwischen der Kanzlerin und dem Vizekanzler. Merkel sitzt ganz links außen, Westerwelle sitzt neben ihr. Man hat sich knapp begrüßt, Westerwelle hat sogar kurz die Hand auf Merkels Oberarm gelegt, eine Art von Vertraulichkeit, die sie noch nie leiden konnte. Danach sitzen beide weitgehend stumm nebeneinander und erinnern stark an ein Ehepaar, das noch gut daran tut, dass es sich nichts zu sagen hat.”

Das fand ich nicht gut.

Aus einem Urteil des BGH vom 30.10.2009 (AZ V ZR 253/08, zitiert bei NJW 2010, 534):

„Am 25.3.2006 fand in der Sportstätte der Bekl. (M-Arena) ein Spiel der ersten Bundesliga zwischen der von der Bekl. unter der Bezeichnung MSV Duisburg unterhaltenen Lizenzspielermannschaft und der Mannschaft des FC Bayern München statt.“

Häh??  Die „von der Bekl. unter der Bezeichnung MSV Duisburg unterhaltenen Lizenzspielermannschaft“?? Sind das eigentlich Zombies oder Drogendealer, Aliens oder etwa Düsseldorfer? So können nur Karlsruher faseln. Packende Spielberichte sehen anders aus.




Samstag, 13. März 2010

Staatsverschuldung




Das fand ich gut.


Alle beklagen sich über die zunehmende Staatsverschuldung, und selbst die FDP überlegt es sich, ob jetzt wirklich noch genug Geld da, um, wie geplant, die Mehrwertsteuer auf Golfschläger zu senken. Dabei ist das Problem leicht zu lösen. Zu Schulden gehören immer auch Gläubiger. Wikipedia weiß:
Die Verschuldung des Staates verteilt sich auf inländische und ausländische Gläubiger. Der deutsche Staat ist zu ca. 60 % bei inländischen Gläubigern verschuldet, der Rest (also ungefähr 40 %) der deutschen Verschuldung sind Auslandsschulden. Die 60 % der inländischen Schulden werden zu ca. zwei Dritteln von inländischen Kreditinstituten und zu einem Drittel von Nichtbanken (Versicherungen, Unternehmen, aber auch Privatpersonen) bereitgestellt.[3]
Mit einem gesetzlich verordneten Schuldenerlass lässt sich also mit einem Schlag eine Menge erreichen, und dazu kommt, dass selbst die Auslandsschulden im Wesentlichen an Kapitalgesellschaften zurückgezahlt werden müssen, deren Gesellschafter Inländer sind. Politisch sind keine Probleme zu erwarten, denn ich kenne keinen, der einen kennt, der sich selbst als Gläubiger der BRD ansieht.

Das fand ich besonders gut.

Es ist gut, und es ist richtig, wenn sich der Tsp. dafür einsetzt, dass die Elefanten weniger aussterben Obwohl… warum eigentlich? Letztens erst wurde Darwin groß gefeiert, und der hatte nicht nur das „Entstehen der Arten“ erklärt, sondern auch, dass zum erfolgreichen Evolutionieren eben auch das gepflegte Aussterben gehört. Und wenn man sich die Biester einmal genau ansieht, sind sie einfach nicht mehr zeitgemäß: 320 PS, Vierfußantrieb, kein ABS und kein Lenkkraftverstärker, von Airbag und Schallschutz ganz zu schweigen. Die kämen durch keinen TÜV.

Und trotzdem mag man sie ja nicht ganz missen, die Benjamin Blümchen. Wonach also sollten wir entscheiden, wen wir aussterben lassen, und wen nicht? Und da ist es gut, dass wir wiederum den Tsp haben, der dafür ein griffiges und gerechtes Prinzip entwickelt hat: Das Schuldprinzip.

Ein Blick in die Statistik erklärt den Imagewandel: Demnach werden jährlich fünf bis zehn Menschen bei Haiattacken getötet. 70 bis 100 Millionen Haie dagegen sterben jährlich durch Menschenhand, schätzt die Welternährungsorganisation FAO.
Es ist nur fair, in Zukunft die Tiere zu schützen, die sich nichts zuschulden kommen lassen, sie haben’s ja in der Hand. Das ist jetzt blöd für Tiger, Tsetsefliege und Klapperschlange, aber wo gehobelt wird.

Donnerstag, 11. März 2010

Roadkill




Das fand ich nicht gut.

Mhh.Den Niedergang der klassischen Musik hatten wir letztens erst. Jetzt legt Christine Lemke-Matwey nach. Die schmissige Überschrift („Musikunterricht muss sein!“) war ja schon nicht schlecht, aber dann wird’s doch mühsam. Ja, warum eigentlich?

Ohne Publikum kein Musikleben. Insofern ist der Protest so egoistisch wie verzweifelt. Wir Dirigenten, Kulturmanager, Intendanten und Regisseure wollen überleben. Und dazu brauchen wir Zuschauer, Zuhörer, die das, was uns treibt, vielleicht nicht immer ganz verstehen oder goutieren, aber in seiner Faszinationskraft, seiner Magie, seinem Eros doch einschätzen und nachvollziehen können, ja vielleicht sogar lieben und bewundern.
Ist ja schon mal ein Anfang. Und vor allem ehrlich. Wir brauchen die Blödmänner, die den ganzen Zirkus finanziern und am Laufen halten, auch wenn sie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Der Hunger, heißt es, kommt beim Essen. Geschmacksnerven allerdings wollen trainiert sein. Und wer sich bei Wagner oder Beethoven tödlich langweilt, der wird dafür so schnell nicht wieder Geld ausgeben. Viel schlimmer: Die Quote derjenigen, die von Johann Sebastian Bach oder Arnold Schönberg noch nie gehört haben und in deren Aktionsradius Opernhäuser und Konzertsäle entsprechend gar nicht vorkommen, schnellt umgekehrt proportional zum nicht mehr stattfindenden Musikunterricht an den Schulen dramatisch in die Höhe (von der Qualität desselben ganz zu schweigen). Am schlimmsten vielleicht: Diese Kinder wissen gar nicht, was ihnen fehlt und entgeht.
Schon schwieriger. Ich meine jetzt nicht diesen verhunzten Satz mit der doppelten, 'tschuldigung: dreifachen, Verneinung, sondern dieses von der Werbebranche geklaute Argument, dass auch künstlich geweckter Bedarf befriedigt werden muss.

Zahllose Untersuchungen sagen es: Wer ohne Musik aufwächst, ist sozial deutlich weniger kompetent, kann sich schlechter konzentrieren, kann schlechter verknüpft denken und schlechter zuhören sowieso. Wer ohne Musik aufwächst, ist benachteiligt.
Vielleicht sollte die Dame einmal mit der Berliner U-Bahn fahren. Dann wird sie eine Ahnung davon bekommen, wer hier ohne Musik aufwächst: Keiner. Nicht mal der, der’s gerne tun würde.

Gerade die Klassik mit ihren komplexen Strukturen meint immer Geist und Gefühl, Kopf und Bauch, kurz: den ganzen Menschen.
Gut gebrüllt, Löwin, aber stimmt das auch wirklich? Woran erkennt man denn eigentlich „komplexe Strukturen?“ Wer einmal die „Vier Jahreszeiten“ , „Die Symphonie mit dem Paukenschlag“ oder auch die „Eroica“ mit dem „Weißen Album“, Pat Metheney oder den „Black Eyed Peas“ verglichen hat, wird da schon ins Grübeln kommen.

Das fand ich überhaupt nicht gut.

Sebastian Leber hat ein Buch über Pick-up Artists geschrieben. Nichts dagegen. Aber ich lass mich nicht gerne verarschen. Das Ding ist axolotlmäßig so was von geklaut, dass es sogar im Stern veröffentlicht werden könnte. Das Original heißt „The Game“, ist von Neil Strauss, und so was von schlecht, dass man sich schon wundert, dass Leber nicht was Besseres klaut.

Samstag, 6. März 2010

Einer von uns




Das fand ich gut.

Bisher dachte ich, dass Michael Kempter eine langweilige Schwuchtel ist, die Amarell nur in die Pfanne haut, um sich interessant machen zu machen. Aber jetzt hat er sich geoutet. Er ist einer von uns!

Vor der 0:2-Niederlage von Bayern München in der Champions League am 11. April 2007 gegen den AC Mailand soll Kempter eine Mail an Amerell geschrieben haben, in der es laut Amerell heißt: „Ich freue mich aufs Bayern-Spiel. Hoffentlich fliegen sie gleich raus. Und dann stoßen wir darauf an.“
Das fand ich nicht gut.


Wir können ja gut verstehen, wenn sich jemand Sorgen um seinen Job macht. Ist man zum Beispiel beim Tsp. für das Ressort „Klassische Musik“ verantwortlich, fühlt man sich natürlich herausgefordert, wenn man erfährt, dass die eigenen Klientel ausstirbt. Aber muss man dann so völlig kopflos reagieren wie Frederik Hanssen?

Das Durchschnittsalter der Konzertbesucher liegt derzeit bei 61 Jahren. Laut Tröndle hat es sich in den vergangenen 20 Jahren um 11 Jahre erhöht, das der Bevölkerung insgesamt aber nur um rund 3,4 Jahre. Wer sich daraus ein Horrorszenario zimmert, der verkennt allerdings, dass sich die markanten biografischen Einschnitte wie Berufseintritt, Heirat oder Elternschaft in derselben Zeit ebenfalls massiv nach hinten verschoben haben. Lebensplanungen verlaufen heute anders als noch 1990.
Daran ist gleich alles falsch. Zunächst gibt es auch ein paar markante Einschnitte, die sich vorverlagert haben: Erster Sex, Kindergarten, Abi, erste Freiheitsstrafe und erstes Insolvenzverfahren zum Beispiel. Dann: Vom ersten Konzertbesuch als markantes Ereignis gibt es vermutlich keine belastbaren statistischen Daten, aber wir vermuten mal, dass die Horden 8jähriger Mädchen bei den Tokio-Hotel-Konzerten den Schnitt eher gesenkt haben dürften. Hanssen meint aber vermutlich etwas anderes: Dass die Leute nämlich alles in einer bestimmten Reihenfolge erledigen, und sich wegen der von ihm angenommenen Verschiebung eben auch der erste Besuch in der Philharmonie erst kurz vor der Rente dran ist.
- Schatz, wollen wir heute in die Philharmonie? Die Neterbko spielt da Schillers Melodika-Konzert.
- Tut mir leid, Liebes, ich muss erst noch einen Sohn zeugen, den Baum pflanzen und in einen Beruf eintreten.
Lieber Herr Hannsen, nur keine Panik. Wenn Ihre Kundschaft jetzt 61 Jahre im Schnitt ist, bleibt sie Ihnen noch 25 Jahre erhalten. Und es kommen ja noch die paar hinzu, denen „Mosaik – Das Magazin für die ältere Generation“ einfach zu hektisch geworden ist.

Freitag, 5. März 2010

Outing




Das fand ich gut.

Natürlich wissen wir alle, dass die „Bunte“ und der „Stern“ gemeinsame Sache machen, um ins Gerede zu kommen, damit mehr bunte Sterne verkauft werden können. Und natürlich fällt auch der Tsp. darauf rein. Trotzdem stellt sich natürlich die Frage, wie man verhindern kann, dass jemand durch ein ungewolltes Outing öffenlich vorgeführt wird. Dazu der Fachmann, RA Schertz:

„Es kann nicht sein, dass jemand durch Outing vorgeführt wird“, sagte der Anwalt.
Ach so, kann gar nicht passieren. Problem gelöst. Danke.
Das fand ich nicht gut.

Alle möglichen Leute haben jetzt einen Sprecher. Herr 20er, Mandys Eltern, und sogar der Vorstandsvorsitzende der „Motz“. Aber manche SprecherInnen sind ihr Geld einfach nicht wert. Zum Beispiel die große Unbekannte vom Auswärtigen Amt :
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes, die nicht mit Namen genannt werden wollte, möchte sich vor dem heutigen Freitag zu den Sparplänen nicht äußern


Mittwoch, 3. März 2010

Wittenberge




Das fand ich gut.

Es ist ja schon erstaunlich, dass das Erdbeben in Chile trotz besserer Magnitude-Werte so viel weniger Unheil angerichtet hat als das in Haiti. Bisher konnte ich mir das nur so erklären: Entweder haben die Werte keinen direkten Zusammenhang zu der tatsächlichen Zerstörungskraft des Erdbebens, oder Chile war einfacher besser vorbereitet als Haiti. Und siehe da: Ich hatte mit beidem recht:

Auf Seite 28 erläutern Sandra Weiss und Ralf Nestler, dass die gemessenen Werte (7,2 in Haiti und 8,8 in Chile) nichts mit den Auswirkungen auf der Erdoberfläche selbst zu tun haben.

„Die Magnitude eines Erdbebens gibt lediglich an, wie viel Energie direkt an der Bruchstelle in der Tiefe freigesetzt wird“, sagt Birger-Gottfried Lühr vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). „Über das Maß der Zerstörung an der Oberfläche sagt die Zahl wenig aus.“
Das sieht Alexander S. Kekulé ein klitzekleines Bisschen anders:

Warum hatte das Beben auf der Karibikinsel so verheerende Auswirkungen? An der Stärke der Erschütterungen kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Dank der heute üblichen „Momenten-Magnituden-Skala“ (Mw) können die Energien der beiden Beben direkt verglichen werden…Offenbar haben sich die Schutzmaßnahmen bezahlt gemacht, die sich Chile nach der verheerenden Erdbebenserie von 1960 verordnet hatte.
Das fand ich nicht gut.

Es ist schade, wenn selbst beim Tsp. so gemobbt wird, dass den Opfern letzten Endes nichts anderes übrig bleibt als „Dienst nach Vorschrift“. Darunter kann auch die Qualität der Berichterstattung leiden.
Für 1,7 Mio Euro hat das Bundesministerium für Forschung und Bildung eine Studie erstellen lassen, aus der hervorgeht, dass es in Wittenberge genauso aussieht, wie es da eben aussieht: düster, traurig, leer, deprimierend. Natürlich muss auch das noch so Offensichtliche sorgfältig nachrecherchiert werde, man hat ja einen Ruf als Teil einer unabhängigen, kritischen und investigativen Presse zu verteidigen.
Akt 1
Pressekonferenz am Askanischen Platz.
Chefredakteur: Hier ist schon wieder so’ne langweilige Studie über die Zone. Trotzdem: Einer von euch muss dahin. Exklusivbericht über Wittenberge. Wer macht’s?
Redakteur 1, Redakteur 2 und Redakteur 3 (im Chor, hämisch kichernd): Der INGO!
Ingo Schmidt-Tychsen: Ne, nicht schon wieder. Ich war schon in 1990 in Bitterfeld, 1994 in Ruanda, 2003 in Bagdad, und letztens sogar beim FDP-Parteitag. Ich mach‘ nicht immer für euch die Drecksarbeit…

Akt 2
Abends bei Schmidt-Tychsens.
Ingo: Ich konnte mich nicht wehren. Die haben mich in der Hand…
Angelika: Immer noch die alte Geschichte mit der Kaffeekasse?
Ingo: Wenn’s nur das wäre…
Angelika: Pass auf: Mach‘s doch wie die anderen auch: Du fährst mit dem Zug hin, drehst dich einmal um, schreibst ein paar Zeilen über das, was du siehst und nimmst den nächsten Zug zurück.

Akt 3
Am nächsten Tag auf Seite 28 :
Wer sich einmal in Wittenberge aufgehalten hat, dessen Beobachtungen decken sich weitestgehend mit denen des Forscherteams. Allein der Bahnhof sieht verlassen aus. Der Fahrkartenschalter ist nur selten besetzt. Ein Automat? Gibt es auf dem Bahnhof nicht. Man muss ihn erst suchen, er steht etwas außerhalb und ist meistens defekt. Die Rollläden vieler Häuser hier sind heruntergelassen. Es ist schwierig zu sagen, wo jemand wohnt. Im Umfeld des Bahnhofs warten einige, die keine Arbeit haben. Auf was eigentlich? In einen der Züge, die von Hamburg nach Berlin rasen, steigen diese Menschen nicht ein.

Dienstag, 2. März 2010

Randale




Das fand ich gut.

Ramsauer kann ja fast so gut rechnen wie Thilo Sarrazin:
– außerdem ließen sich für die Kuppelkosten „acht Kilometer vierspurige Autobahn“ bauen.
Oder eben umgekehrt. Das deutsche Autobahnnetz hatte 2004 eine Länge von etwa 12.300 km (vierspurig). Wenn wir auf die verzichten, reicht es also für 1.537,5 Schlosskuppeln. In Deutschland gibt es ungefähr 900 Schlösser. Kriegt jedes eine Kuppel ab und es reicht sogar noch für die A3.

Das fand ich nicht gut.

Bei einem Polizeieinsatz in Schöneberg ist ein randalierender Junkie gestorben. Übertriebene Härte auf Seiten der Bullen? Schusswechsel? Unmittelbarer Zwang? Nein, viel schlimmer. Unfassbar brutaler (passiver) Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Bevor der Notarzt eintraf, hörte der Randalierer plötzlich auf zu atmen.

Mittwoch, 17. Februar 2010

The Eagle





Das fand ich gut.

Zwei richtig gute Berichte, und die gibt’s nur im Tsp. von heute:

Doping: Eddie „The Eagle“ Edwards verliert letzten Platz von Calgary
München. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Eddie „The Eagle“ Edwards rückwirkend seinen letzten Platz im 70 m-Springen bei den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 aberkannt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautete,…

Schiedsrichter Amerell gibt alle Ämter auf
Frankfurt a.M. Nachdem der DFB-Kontrollausschuss seinen vorläufigen Abschlussbericht über die Ermittlungen gegen Schiedsrichter Manfred Amerell (63) vorgelegt hatte, ließ dieser von seinem Anwalt, Jürgen Langer, München, die Erklärung abgeben, er trete von sämtlichen Ämtern zurück. Als Nachfolger Amerells, so Theo Zwanziger auf Nachfrage dieser Zeitung, habe der Kontrollausschuss erste Sondierungsgespräche mit Pater Infantimus Kinderfreund aufgenommen, der zur Zeit noch unter Vertrag als Sportbeauftragter und Vertrauenslehrer beim Canisius-Kolleg in Berlin stehe.

Das fand ich nicht gut.

Noch mal zur Sicherheit gecheckt. Stand da leider alles gar nicht. Aber vielleicht demnächst.


Donnerstag, 11. Februar 2010

Die Spontis vom Schlachtensee





Das fand ich gut.

Viele glauben ja immer noch, dass sich die "Steuersünder" wegen dieser schwarz gebrannten CDs aus der Schweiz selbst anzeigen. Möglicherweise sogar aus eigennützigen Motiven. Ist natürlich großer Quatsch. Das sind Spontis, ein Flash-Mob, Twitterer! ("Baron von Zitzewitz, wir treffen uns alle um 10:15 bei der StA") Und so sieht das auch die Finanzverwaltung:

Die Senatsfinanzverwaltung hat bis Mittwoch 76 Selbstanzeigen von Berliner Steuerbetrügern gezählt, die damit einer Strafverfolgung zuvorkommen wollen. „Wir freuen uns über die Spontaneität der Berliner und warten mal ab, ob es noch mehr werden“, sagte Kathrin Bierwirth, Sprecherin der Senatsfinanzverwaltung.
Das fand ich nicht gut.

Wenn's dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis. Aber es gibt auch Esel, denen es zu gut geht, und die trotzdem kein Eis mögen. Peymann zum Beispiel:

Aber Claus Peymann, der Chef des Berliner Ensembles, hat die dreckige Eiskruste im Fernsehen als „’ne Art Notstand“ beschrieben, und nun gibt es kein Halten mehr im Kampf gegen das Eis. Dem Theatermann fällt zum „Notstand“, logisch, ein Bundeswehreinsatz im Innern ein: Er will Soldaten Eishacken sehen. Auch „die Hartz-IV-Leute“ könnten für ihr Geld etwas tun, meinte er noch.
Hmm. "Hartz-IV-Leute"? Heißen die nicht Hartz-IV-Empfänger oder –Bezieher? Vielleicht. Aber nicht in Peymanns Kontext: "Drecksarbeit? Dafür habe ich meine Leute."

Sonntag, 7. Februar 2010

Fever Pitch




Das fand ich gut.

Eigentlich gehören Leserbriefe nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Aber besondere Leistungen müssen auch dann ausgezeichnet werden, wenn sie mal nicht von Martenstein stammen, lolol.
Dieter Günzel sollte eine ständige Rubrik bekommen.

Abgerechnet wird zum Schluss
„Vortragsreisender in Sachen Optimismus / Herthas Manager Michael Preetz gibt sich unbeirrt: Er glaubt an den Klassenerhalt, störende Fakten werden einfach ausgeblendet“ von Stefan Hermanns
Hannover 96 als derzeit „erbärmlichste“ Mannschaft zu bezeichnen, finde ich schon ein starkes Stück. Sowas kommt ausgerechnet aus Berlin, wo die Hertha in 21 Bundesligaspielen 11 Punkte zustande bringt. Da sollte man sich mal an die eigene Nase fassen. Es ist sicherlich unstrittig, dass Hannover zurzeit einen „Scheiß“-Fussball spielt, aber ich bin der Meinung wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Sternen werfen. Abgerechnet wird am 34. Spieltag.
Dieter Günzel, Hannover
Ein Juwel.
1. Wer hätte gedacht, dass der Tsp. sogar Leser in Hannover hat ("wer schon mal in Hannover war, dem gefällt's überall")?
2. Was gibt es Schöneres, als wenn sich die beiden größten Loser gegenseitig vorwerfen, Loser zu sein. Hat man schon mal Michael Glos schlecht über Ulla Schmidt reden hören?
3. "… sollte nicht mit Sternen werfen"? Muss es nicht "Punkte" heißen? Ach, ne, haben die ja beide nicht genug von.

Das fand ich nicht gut.

Noch mal Fußball, noch mal Loser. Diesmal aber Löw & Co.
Lädiert sind sie beide. Und lädiert ist auch der DFB nach dem nicht ganz durchsichtigen Scheitern der Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff. Man weiß nicht genau, wer wann was gesagt oder nicht gesagt hat, per Handschlag besiegelt oder auch nicht.
Interessiert ja auch keinen. Was schon eher interessieren könnte, ist, wie man so blöd sein kann, kurz vor der WM überhaupt Vertragsverhandlungen aufzunehmen. Und warum braucht eigentlich ein Trainer einen befristeten Vertrag? Rausschmeißen kann man ihn doch sowieso jederzeit, und im Fall Löw wird's auch nicht mehr lange dauern.

Samstag, 6. Februar 2010

Smells like Timoschenko's spirit



Das fand ich gut.

Manchmal versteht man eine Meldung erst, wenn man eine andere gelesen hat. Hans Wall, zum Beispiel, kann jetzt nur noch 10 Mio. locker machen, damit wieder mal etwas rekonstruiert werden kann, was keiner vermisst. Aber warum nur 10? Dazu Herr Schönball im Berlin-Teil :
Denn seit Anfang des Jahres kann Wall nur noch zehn Millionen in die Bauakademie investieren – die anderen fünf Millionen Euro sollten aus Steuergutschriften finanziert werden. Doch diese sind Ende vergangenen Jahres zugunsten des Finanzamtes verfallen.
 Vasteh'ick nich. Vielleicht hat das was mit der Meldung auf Seite 1 zu tun?
Drei Berliner Steuersünder zeigen sich an
Das fand ich auch gut.

Es ist wissenschaftlich erwiesen (jedenfalls bisher nicht schlüssig widerlegt worden), dass der beste erste Satz aller Romane von Queneau stammt. "Doukipudonktan?", oder – für unsere bildungsfernen Schichten – "Fonwostinktsnso?"
Und diese Frage wurde jetzt doppelt geklärt, einmal in der Ukraine (UK), und einmal in Großbritannien (UK). Beides nachzulesen auf S. 8:
„Dieses Studio ist leer, aber der Duft der Angst ist zu riechen“, ätzte Timoschenko.
So scheiterten die letzten Hoffnungen, der Spesenskandal, der die „Mutter der Parlamente“ im vergangenen Sommer erschütterte, möge sich rechtzeitig vor der kommenden Unterhauswahl verziehen. „Lange nachdem der Stall ausgemistet ist, wird der Gestank noch in den Räumen hängen“, schrieb die Tageszeitung „Independent“.
- Alors, tu t'es amusée?
- Comme ça.
- T'as vu le métro?
- Non.
- Alors, qu'est-ce que t'as fait?
- J'ai vielli.¸

Freitag, 8. Januar 2010

Neues aus der Marc Brandenburg






Das fand ich gut.

Marc Brandenburg (SZmagazin, Seite 27) über Vorurteile gegen Schwule, selbst in Berlin-Mitte.

Ich führe durch die Kunst ein privilegiertes Leben und bewege mich in Kreisen, in denen  sich niemand für meine sexuelle Identität interessiert. Trotzdem will ich nicht wissen, was die Prolls in der Sportkneipe in meinem Haus über Schwule denken.

Donnerwetter! So aufdringlich hat noch keiner mit seinen eigenen Vorurteilen kokettiert.
 

Das fand ich nicht gut.


McClesky  gestern über Nairobi:

Die Stadt ist voller Studenten. Aber haben Sie mal in die Mensa der Uni geschaut? Die Studenten sind praktisch alle Neger. Das kann so nicht weitergehen.

Ooops! Ging gar nicht um Nairobi, sonder um Berlin, und richtig lautet das Zitat so:

Die Stadt ist voller Studenten. Aber haben Sie mal in die Mensa der FU geschaut? Die Studenten sind praktisch alle weiß. Das kann so nicht weitergehen.

Noch ein McClesky:

Wie oft gehen Sie, liebe Tagesspiegel-Leser, abends nach Lichtenberg? Oder tief hinein nach Marzahn?

Ja, Mr McClesky, natürlich nie. Warum auch? Was soll ich denn da? Aber das hat nichts mit der alten Ost-West-Scheiße zu tun. Genauso wenig wie nach Lichtenberg fahre ich grundlos nach Reinickendorf, Rudow, Tempelhof oder ins "tieste" Spandau. Liegt einfach nicht aufm Weg.