Montag, 21. Dezember 2009

Strenge Auswahl





Das fand ich gut.

Endlich erklärt uns mal jemand den Unterschied zwischen einem demokratisch legitimierten und einem verbrecherischem Krieg. Das macht heute Robert, der Leichtmatrose:
Zivilopfer sind dabei so streng wie möglich zu vermeiden – auch gegenüber Gegnern, die nichts dabei finden, Zivilisten durch Selbstmordattentäter in die Luft zu jagen.
Eben. Wir könnten auch anders. Zur Strafe dafür, dass ihr wahllos eure Zivilisten in die Luft jagt, könnten wir eure Zivilisten ebenso wahllos platt machen. Tun wir aber nicht, sonder wir wählen vorher "streng" aus.

Das fand ich nicht gut.

Die größte Pest im Kulturteil sind immer die Architekturkritiker. Nirgendwo sonst wird mit soviel Behauptungen "argumentiert", die frei erfunden werden, um die eigenen Schlussfolgerungen daraus zu rechtfertigen. Wer, bitte, kann belegen, dass "ein lang gestreckter Gebäuderiegel" eine Verschandelung ist, während zwei Springbrunnen Garant für die Schönheit des Platzes waren? Wieso hat der Pariser Platz "keine definierte Gestalt"?

Die größte Pest im Berlinteil sind immer die Architekturkritiker. Hier finden sich dieselben leeren Phrasen.

Die breite Wasserfläche macht nur um so deutlicher, dass Berlin ein städtebauliches Gegengewicht braucht zum gigantischen Kubus des künftigen Humboldt-Forums auf der anderen Spreeseite.
Ja? Echt? Warum? Wenn's nur um Symmetrie geht, kann man auch auf den gigantischen Kubus verzichten.

Nach der städtebaulichen Stunde Null des Mauerfalls, als zwischen Potsdamer Platz und Regierungsviertel Berlin sich neu erfand, warten immer noch große Stadtbrachen auf Gestaltung und künftige Nutzung. Das gigantische Areal der Mediaspree, die riesige Fläche der künftigen Eurocity am Hauptbahnhof sind bittere Hinterlassenschaften aus Teilung und Zerstörung.
Schon wieder das falsch gestellte "sich", das unerträgliche "sich selbst erfinden" (siehe unsere Liste Top 1800), noch mal "gigantisch", und noch mal pure und sinnlose Behauptung. Wen stört denn eine Freifläche mitten in der Stadt?

Die Vision von Licht und Sonne statt dunkler Hinterhöfe hat in der Mitte des letzten Jahrhunderts bedeutende architektonische Lösungen wie das Hansa-Viertel hervorgebracht, aber auch unbelebte, öde Flächen wie das Kulturforum neben der Philharmonie, an der die Stadt leidet.
Worte der Betriebsblindheit. Eine Stadt kann nicht leiden, aber die Menschen tun's auch nicht. Eine repräsentative Umfrage in meinem Bekanntenkreis hat ergaben, dass 60 Prozent nicht wussten, wo das Kulturforum ist, 24 Prozent wussten nur, dass da der 129er hält, und alle anderen vermissten an der Stelle nur eine Pommesbude (6 Prozent), eine Tankstelle (4 Prozent) und ein Architekturmuseum (0,2 Prozent). Alle andern warfen mich wortlos raus.

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