Samstag, 17. Oktober 2009

Trüffelschweine




Das fand ich gut.


Gestern erst hatten wir den Übersetzerwettstreit im Tsp. Es ging darum, wer Maradonas Zitat („A los que no creían o no creyeron, con perdón de las damas, que la chupen, que la sigan chupando”) am elegantesten ins Deutsche übertragen kann.
“Das können wir auch”, sagt sich die Süddeutsche, “aber Spanisch ist nicht so unser Ding, als Liberale sind wir eher anglophil”. Also was Englisches mit Oralverkehr. Schlag nach bei Philip Roth, und siehe da…
Eine der peinigendsten und komischsten Szenen des Buches ist jenes, wo der Held…[seine Schnalle]… zum Oralverkehr zu veranlssen vermag. Außer um die interessante Frage, ob dieser Vorgang im Deutschen mit dem Akkusativ (Molvig; “Aber so etwas konnte Sally nicht: mich blasen”) oder dem Dativ (Schmitz: “mir einen blasen”) zu konstruieren…

Das fand ich nicht gut.

Es passiert einem ja immer wieder mal, dass man morgens in der Zeitung Wörter liest, die da gar nicht stehen. Kann am Restalkohol liegen, oder auch am Alter, jedenfalls kriegt man aber meistens irgendwann aus dem Zusammenhang raus, dass da nicht „Firlefanz“, sondern „Finanzen“ steht, dass „Urinstinkt“ nichts mit Ausscheidungen zu tun hat oder dass der Autor nicht vom „Blasen“ mit Dativ oder Akkusativ (siehe oben) spricht, sondern, dass es um Blasen geht, die platzen, wenn Krise ist. Funktioniert aber nicht immer. Aber heute lags nicht an mir: Michael Jürgs auf S. 4:

Unvergessen, als journalistische Trüffelschweine herausfanden, dass sich die Geheimen Ost so weit entblödet hatten, Geruchsproben von Aufmüpfigen in Einweckgläsern zu archivieren, auf dass im Falle eines Falles, falls nämlich die in Internierungslager verbracht werden sollten, die abgerichteten Bluthunde jagend ihre Spuren aufnehmen konnten.

Das gibt beim ersten Lesen keinen Sinn, beim zweiten auch nicht, und dann habe ich aufgegeben. Immerhin: Jürgs scheint meine Liste der hässlichsten Wörter genau zu kennen, denn er bedient sich da ebenso großzügig wie schamlos.


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