Sonntag, 1. August 2010

Everybody's Got Something To Hide Except Me And My Monkey




50 Jahre Beatles, und jeder, der beim Tagesspiegel schreiben darf, darf mal ran. Da trennt sich natürlich schnell und deutlich die Spreu vom Weizen.

Fangen wir mit dem Spreu an, also Martenstein. Er entscheidet sich für „Yesterday“. Klar, nur "Ob-La-Di" oder "Yellow Submarine" hätten besser zu ihm gepasst.

Das Lied ist ganz schlicht, wie es scheint, es will zu keiner Sekunde hoch hinaus. Gestern war es schön, heute ist es nicht mehr schön, fertig. Das Lied will, wie es scheint, nicht beeindrucken, es trägt sich selbst, deshalb wirkt es wahr und ergreift Millionen von Hörern.
Beschissen geschrieben, und unwahr wie die Bibel. Kaum ein Lied der Beatles ist in Hinblick auf die Harmonien komplexer als „Yesterday“: F-Dur, A-Dur, C-Dur, G-Dur, E-Moll, B-Dur, D-Moll, G-Moll, etc, alles drin. Ist irgendwo zwischen dem Intro von „Light My Fire“ und dem „Wohltemperierten Klavier“, jedenfalls nicht „schön, fertig, schlicht“.

Der Weizen: Patricia Wolf mit „Norwegian Wood“. Da muss ich ein bisschen ausholen. Es gibt Klasse Beatles-Lieder mit doofen Titeln („A Day In The Life“), und doofe Beatles-Lieder mit Klasse-Titeln („Norwegian Wood“), nur manchmal ist beides richtig Klasse ("Happiness Is A Warm Gun", "Strawberry Fields Forever", "Everybody's Got Something To Hide Except Me And My Monkey"). Und klugerweise hat sich Frau Wolf Kategorie 2 ausgesucht, um saustark und sauschlau am Thema vorbeizuschreiben. Es gibt wirklich nichts Klügeres zu „Norwegian Wood“ zu sagen, als dass es ein Buch gibt, das denselben Titel hat, und zufällig eines der schönsten Bücher der Welt ist. Ah… „Norwegian Wood“, Murakami. Herrlich!!

Dieselbe Technik hätte sie übrigens auch bei "The Fool On The Hill" (Matt Ruff) anwenden können. Machen wir dann zum 60., ok?





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