Samstag, 5. Juni 2010

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz n.F.



Das fand ich gut.

Was darf Satire? Nach Ansicht von Kurt Tucholsky alles, nach Ansicht des BGH alles, was langweilig ist, keinen stört und keiner lesen will.
Aber was darf Humor? Nach Markus Ehrenberg offensichtlich alles, sogar völlig unkomisch sein.

Anders als bei „Wilsberg“ oder „Ein starkes Team“ kommt Humor bei diesem Krimi nur am Ende auf, wenn sich die Ermittlerin nach getaner Arbeit mit ihrem Hausmeister auf das Dach ihres Hauses verzieht, sich ein Glas Rotwein gönnt, mit langem Blick auf den Dom.
Whoaaa! Hi hi!!„Mit langem Blick auf den Dom“!! Da muss man erst mal drauf kommen!!!

Das fand ich nicht gut.

Wann heißt es eigentlich Bankier und wann Banker? Wann spricht man von Studierenden und wann von Studenten? Ich dachte früher, das Erste ist jeweils moderner (oder – streng nach AGG – etwas geschlechtsneutraler) und das Letztere ein bisschen veraltet. Stimmt aber nicht. Ackermann ist ein Banker, wenn er wieder mal mit dem Victoryzeichen grüßt, aber wenn seine Frau entführt wird, spricht man von einer Bankierswitwe. Studierende protestieren gegen Unigebühren und machen den Bachelor, aber wenn sie in Bangkok wegen Drogen zum Tode verurteilt oder bei einem Verkehrsunfall verletzt werden, würde es schon etwas seltsam wirken, wenn man von dem „zu Tode verurteilten Studierenden aus Tübingen“ spricht.

Warum ist das so? Ganz einfach, die politisch korrekte Sprache ist eben eine Schönwettersprache. Wenn’s ernst wird, ist sie nicht verwendbar. Bei Festreden geht’s immer um die „Bürgerinnen und Bürger“ (bei Gabriel heißt das kurz: „Bürger und Bürger“), oder um „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, aber bei ernsten Themen hört der Schmarrn auf. Oder wie wäre es angekommen, wenn Richard von Weizsäcker in seiner Ansprache zum 8. Mai 1945 folgende Formulierungen verwendet hätte:

„Während dieses Krieges haben die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten viele Völker gequält und geschändet…Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Hass Hitlers gegen unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gestanden.“
Bisschen affig, oder? Was aber nur bei schönem Wetter was taugt, gehört in den Müll.

Beim Banker ist es natürlich genau umgekehrt, aber bei Ackermann ist ja alles ein bisschen anders.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen