Samstag, 6. März 2010

Einer von uns




Das fand ich gut.

Bisher dachte ich, dass Michael Kempter eine langweilige Schwuchtel ist, die Amarell nur in die Pfanne haut, um sich interessant machen zu machen. Aber jetzt hat er sich geoutet. Er ist einer von uns!

Vor der 0:2-Niederlage von Bayern München in der Champions League am 11. April 2007 gegen den AC Mailand soll Kempter eine Mail an Amerell geschrieben haben, in der es laut Amerell heißt: „Ich freue mich aufs Bayern-Spiel. Hoffentlich fliegen sie gleich raus. Und dann stoßen wir darauf an.“
Das fand ich nicht gut.


Wir können ja gut verstehen, wenn sich jemand Sorgen um seinen Job macht. Ist man zum Beispiel beim Tsp. für das Ressort „Klassische Musik“ verantwortlich, fühlt man sich natürlich herausgefordert, wenn man erfährt, dass die eigenen Klientel ausstirbt. Aber muss man dann so völlig kopflos reagieren wie Frederik Hanssen?

Das Durchschnittsalter der Konzertbesucher liegt derzeit bei 61 Jahren. Laut Tröndle hat es sich in den vergangenen 20 Jahren um 11 Jahre erhöht, das der Bevölkerung insgesamt aber nur um rund 3,4 Jahre. Wer sich daraus ein Horrorszenario zimmert, der verkennt allerdings, dass sich die markanten biografischen Einschnitte wie Berufseintritt, Heirat oder Elternschaft in derselben Zeit ebenfalls massiv nach hinten verschoben haben. Lebensplanungen verlaufen heute anders als noch 1990.
Daran ist gleich alles falsch. Zunächst gibt es auch ein paar markante Einschnitte, die sich vorverlagert haben: Erster Sex, Kindergarten, Abi, erste Freiheitsstrafe und erstes Insolvenzverfahren zum Beispiel. Dann: Vom ersten Konzertbesuch als markantes Ereignis gibt es vermutlich keine belastbaren statistischen Daten, aber wir vermuten mal, dass die Horden 8jähriger Mädchen bei den Tokio-Hotel-Konzerten den Schnitt eher gesenkt haben dürften. Hanssen meint aber vermutlich etwas anderes: Dass die Leute nämlich alles in einer bestimmten Reihenfolge erledigen, und sich wegen der von ihm angenommenen Verschiebung eben auch der erste Besuch in der Philharmonie erst kurz vor der Rente dran ist.
- Schatz, wollen wir heute in die Philharmonie? Die Neterbko spielt da Schillers Melodika-Konzert.
- Tut mir leid, Liebes, ich muss erst noch einen Sohn zeugen, den Baum pflanzen und in einen Beruf eintreten.
Lieber Herr Hannsen, nur keine Panik. Wenn Ihre Kundschaft jetzt 61 Jahre im Schnitt ist, bleibt sie Ihnen noch 25 Jahre erhalten. Und es kommen ja noch die paar hinzu, denen „Mosaik – Das Magazin für die ältere Generation“ einfach zu hektisch geworden ist.

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