Samstag, 3. Juli 2010

Wir Kinder vom Bahnhof Pasing




Am 30. Juni 2010, also am „Tag Minus Eins“ vor Kister, rechnet die Süddeutsche noch mal mit Berlin ab. Zu teuer, zu lasch, zu groß, zu überflüssig. In der Reportage steht so viel Müll drin, dass selbst militante Pazifisten auf dumme Gedanken kommen können. Zu den albernen Milchmädchenrechnungen hat Rüdiger Schaper im Tagesspiegel schon das Allernotwendigste gesagt. Aber die größte Niedertracht stellt der folgende Satz dar, den wir frei zitieren müssen, weil sich die Süddeutsche aus naheliegenden Gründen nicht traut, ihren Offenbarungseid (jetzt: Eidesstattliche Versicherung) ins Netz zu stellen (und die gedruckte Ausgabe den milden Zorn des Lesers nicht völlig unbeschädigt überstanden hat):

„… gibt sich seit Suhrkamp als Mittelpunkt des deutschen Literaturbetriebes aus, obwohl seit „Berlin Alexanderplatz“ nichts Nennenswertes mehr aus dieser Stadt erschienen ist, außer dem Copy&Paste-Fiasko einer jungen Frau Hegemann.“
Das spricht weniger gegen Berlin als vielmehr für den Verdacht, dass man in München überhaupt nur zwei Bücher kennt. „Berlin Alexanderplatz“ (Deutsch-Grundkurs bei Herrn Dr. Schweinsteiger, Abijahrgang 1976), und „Axolotl Roadkill“ (wegen der versauten „Stellen“). Alles andere aus Berlin zwischen 1929 und 2009 ist offensichtlich einfach nicht über den Äquator gekommen.

Ist nicht alles Gold, und nur eine kleine Auswahl, aber durchaus nennenswert:

„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Christiane F.)
„Helden wie wir“ (Brussig)
„Treffen sich zwei“ (Hanika)
„Alix, Anton und die anderen“ (Hacker)
„Herr Lehmann“ (Regener)
„Feuer brennt nicht“ (Rothmann)
„Der kleine Bruder“ (Regener)
„Ullsteinroman“ (Nadolny)
„Tatarenhochzeit“ (Kirsch)
„Die Kosmonauten“ (Precht)
„Durch den Wind“ (Reich)
„Slumberland“ (Beatty)
„Fatherland“ (Harris)
„Der heilige Eddie“ (Arjouni)
„The Innocent“ (McEwan)

Ok., zugegeben: München steht auch nicht mit leeren Händen da:

„Mit Spaß zum Erfolg“ (Sepp Maier)
„Nummer Eins“ (Oliver Kahn)
„Der Wahnsinn liegt auf dem Platz“ (Jens Lehmann)
„Mein Tagebuch“ (Lothar Mattäus)









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